Eibe, Kirschlorbeer, Tollkirsche Welche Beeren für Kinder giftig sind

Mönchengladbach · Gefährlich oder nicht gefährlich: Diese Frage stellen sich Kinder nicht, wenn sie in Wald oder Garten Beeren sehen. Eltern sollten ihre Sprösslinge aufklären, wie man die gesunden von den ungesunden Exemplaren unterscheidet.

Diese Beeren sind für Kinder giftig
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In Mönchengladbach wurden sechs Kinder einer Kindertagesstätte ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie von den "Hundsbeeren" des Schwarzen Nachtschattens genascht hatten. Gefährliche Vergiftungen blieben glücklicherweise aus. Doch Kleinkinder neigen in besonderem Maße dazu, sich die oft bunten und verführerischen Früchte von Sträuchern und Blumen in den Mund zu stecken. Wir geben Ihnen einen Überblick zu den wichtigsten giftigen Beeren, die in unseren Gefilden wachsen.

Eibe

Die Eibenfrüchte enthalten Samen mit giftigen Taxanen. "Die Eibe galt schon im Altertum als Todesbaum und war den Todesgöttern geweiht", erklärt Helmut Hentschel vom Giftinformationszentrum Erfurt. Die knallig roten, süß schmeckenden und dadurch für Kinder sehr attraktiven Früchte zeigen sich ab dem August. Zu den typischen Vergiftungssymptomen zählen Mundtrockenheit, dunkelrote Lippen, Gesichtsblässe und Übelkeit, das Herz schlägt zunächst schneller, und dann sehr langsam. In größeren Mengen ist Eibensamenverzehr lebensgefährlich.

Goldregen

Seine in länglichen Hülsen heranwachsenden Samen enthalten giftige Alkaloide. Als Symptome erscheinen zunächst Übelkeit und Erbrechen, das glücklicherweise meistens so gründlich ist, dass viele Giftstoffe wieder ausgespült werden. Andernfalls kommt es zu Pulsjagen, Schwindel, Halluzinationen und schließlich tödlicher Atemlähmung. Goldregen wurde früher zur Nikotinentwöhnung einsetzt, weil er in ähnlicher Weise wirkt wie das Tabakgift.

Heckenkirsche

In der Regel muss man von diesen schwarzen oder roten Beeren schon mehr als zehn Stück essen, bevor sich Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall zeigen. Man kann sie möglicherweise mit der Kornelkirsche verwechseln, deren Früchte jedoch deutlich größer sind als die erbsenkleinen Heckenkirschen.

Hundsbeere

Die violetten oder schwarzen Früchte des schwarzen Nachtschattens enthalten nur in unreifem Zustand problematische Mengen an giftigen Alkaloiden, die dann zu Brechdurchfall, Kopfschmerz, Pupillenerweiterung und Herzjagen führen können. Und die sind für Kinder allein schon wegen des schleimig-säuerlichen Geschmacks zu unattraktiv, als dass sie die für eine ernste Vergiftung erforderlichen zehn Beeren essen würden.

Kirschlorbeer

Von August bis September präsentiert er seine kirschähnlichen Früchte, deren Samen blausäureartige Glykoside enthalten. Nach dem Verzehr von mehr als drei Beeren zeigen sich Bauchschmerzen, Übelkeit und Brechreiz und gelegentlich auch Gesichtsröte, in schweren Fällen folgen Kopfschmerzen, Schwindel, Atemlähmung und Bewusstlosigkeit. Kirschlorbeer wird leider oft als preiswerte Heckenpflanze verkauft.

Liguster

Die Giftzentrale Bonn stuft ihn als gering giftig ein: "Bis zu fünf Beeren werden in der Regel problemlos vertragen." Doch für Kinder wird Liguster dadurch gefährlich, dass er praktisch überall angepflanzt wird und seine schwarzen Beeren auf Griffhöhe wachsen. Als Vergiftungssymptome zeigen sich Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Maiglöckchen

Seine kugeligen, roten Beeren enthalten Glykoside, die ab einer Dosierung von fünf Früchten zu Vergiftungssymptomen wie Harndrang, Herzjagen, Übelkeit und Erbrechen führen können. Die Früchte zeigen sich von den Monaten Juli bis September. Doch nicht nur sie sind giftig. Es gibt Fallberichte, in denen Kinder durch das Trinken von Vasenwasser, in dem Maiglöckchen standen, gestorben sein sollen.

Pfaffenhütchen

Seine Früchte zeigen sich zwischen September und Oktober, ihre Samen enthalten giftige Glykoside und Alkaloide. Sie verursachen schon in geringer Dosierung Übelkeit, Bauchschmerzen und Brechdurchfall, noch 18 Stunden später können Kreislauf- und Bewusstseinsstörungen bis zum Koma auftreten.

Tollkirsche

Tollkirschen sind leicht mit Heidelbeeren zu verwechseln. Mitunter werden die recht süßlich schmeckenden Beeren sogar im Kuchen verarbeitet, so dass am Ende eines Kaffeekränzchens ganze Familien in der Klinik landen. Dabei lassen sich beide Pflanzen relativ gut unterscheiden. So kann die Tollkirsche bis zu anderthalb Meter groß werden, und ihre Blüten haben einen Stiel; die Heidelbeere gehört hingegen ist ein 60 Zentimeter großer Zwergstrauch, ihre Blüten sitzen — kokett nickend — an den Blattachseln. Tollkirsch-Vergiftungen zeigen sich durch Pupillenerweiterung und trockenen Mund, später kommen Herzrasen und Halluzinationen hinzu.

Vogelbeere

Die Kerne der roten Ebereschenfrüchte enthalten Parasorbinsäure. Sie ist nur mäßig giftig und wird beim Erhitzen zerstört. "Das Fruchtfleisch kann nach dem Kochen zu Marmeladen, Kompott, Most, Likören oder Säften verarbeitet werden", sagt Giftexperte Hentschel. Der Verzehr der rohen Früchte führt allerhöchstens zu Übelkeit, Bauchschmerzen und Brechdurchfall, die Vogelbeere ist also nicht so gefährlich, wie von vielen vermutet wird.

(RP)