Dormagener Familien und Hebamme berichten Erstausstattung - Was ein Baby wirklich braucht
Dormagen · Empfehlungslisten sollen beim Kauf der Erstausstattung fürs Baby helfen. Eine erfahrene Hebamme und zwei junge Familien geben Tipps, was nützlich ist, was man gebraucht kaufen und wo man sparen kann.
Wenn ein Baby unterwegs ist, ist die Freude groß. Besonders in den letzten Wochen der Schwangerschaft kümmern sich Familien intensiv um den Nestbau, denn für den neuen Erdenbürger will eine Erstausstattung besorgt werden. Und bevor man im Baby-Markt in einen Kaufrausch verfällt, ist es gut, sich im Vorfeld zu informieren, was das Baby wirklich braucht oder worauf man verzichten kann. Auch sollte man überlegen, ob man alles neu kaufen möchte, denn bei vielen Dingen kann man erheblich sparen, wenn man gebraucht kauft oder leiht. Wir haben mit Hebamme Violetta Misch und den Familien Sixt aus Rheinfeld und Schmitt aus Nievenheim gesprochen, die vor einigen Monaten beide ihr erstes Kind bekommen haben. Das sind ihre Tipps für werdende Eltern.
Schlafen
Allgemein empfohlen wird ein Beistellbettchen für das elterliche Schlafzimmer. Den Vorteil davon haben beide Familien zunächst unterschätzt und keins besorgt. „Mein Mann Michael und ich haben schnell gemerkt, dass es für den Anfang gut ist, Emma mit im Zimmer zu haben und ein Bettchen dazu gekauft“, erzählt Sandra Sixt. Romina Schmitt und Ehemann Christian ging es ebenso, auch sie kauften ein Bettchen fürs Schlafzimmer, in dem Baby Lena liegen konnte. Wichtig für die Schlafgesundheit des Babys sei es, unbedingt nur Schlafsäcke zu verwenden und das Baby nicht mit mit einer Decke zuzudecken oder auf ein Kopfkissen zu legen. „Die Schlafsäcke passen sich an die natürliche Temperatur der Babys an“, erklärt Violetta Misch. „So ist es nicht zu warm, denn eine Überhitzung ist schädlich und könnte gefährlich werden.“
Transport
Beim Thema Kinderwagen gehen die Meinungen weit auseinander. Bei der Vielzahl an Modellen ist es schwer, die richtige Auswahl zu treffen. Klar ist, dass man richtig viel Geld für einen Kinderwagen ausgeben kann – aber auch, dass man richtig sparen kann. „Wir haben unseren Kinderwagen gebraucht gekauft“, erzählt Sandra Sixt. „Da haben wir viel Geld gespart“, sagt die Rheinfelderin. Weniger als die Hälfte des Originalpreises habe sie bezahlt. Doch genau wie bei Kleidung und allen anderen Dingen ist es Geschmackssache, ob man gebraucht kaufen möchte. „Einen Kinderwagen wollte ich immer neu kaufen“, sagt Romina Schmitt. Die Familie hat ein Modell in der mittleren Preisklasse gewählt und zwischen 800 und 900 Euro ausgegeben, inklusive Sportwagensitz. „Es gibt Modelle für deutlich über 1000 Euro, aber auch welche für um die 500. Da ist dann aber die Qualität erheblich schlechter“, sagt sie. Die Babyschale fürs Auto hat sie bei guten Freunden ausgeliehen, von denen sie weiß, wie sie damit umgegangen sind. „So etwas würde ich nie gebraucht kaufen oder leihen, wenn ich die Leute nicht kenne“, erklärt sie, „denn man weiß nie, ob die Babyschale doch mal heruntergefallen ist oder bei einem Unfall dabei war. Das Sicherheitsrisiko wäre mir zu hoch.“
Hebammen empfehlen allgemein auch die Anschaffung eines Tragetuchs. „Wir Menschen sind eigentlich Traglinge, das ist die optimalste Haltung für ein Baby“, sagt Violetta Misch. In den letzten Jahren habe die Verwendung deutlich zugenommen. Aber auch hier sei das Empfinden ganz individuell. Romina Schmitt zum Beispiel hat das Tuch kaum benutzt. „Es hat sich nicht oft ergeben und jetzt mag Lena es auch nicht mehr. Ich hätte darauf verzichten können“, sagt sie.
Zu Hause
Welche Dinge sich im Alltag als nützlich oder verzichtbar erweisen, stellt sich meist erst nach einigen Wochen heraus. „Wir haben schnell gemerkt, dass das Licht im Kinderzimmer nachts zu hell ist“, erzählt Sandra Sixt. Also habe ihr Mann eine indirekte Beleuchtung an der Wickelkommode eingebaut. Ähnliche Erfahrungen hat Romina Schmitt gemacht. „Wir haben eine Still-Lampe gekauft, um nachts eine gedämpfte Beleuchtung zu haben.“
Beide Familien haben Hochstühle mit einer Babyschale als sehr nützlich kennengelernt. „Dann kann das Baby beim Essen mit am Tisch sein, man muss es aber nicht die ganze Zeit auf dem Schoß haben“, erzählt Sandra Sixt. Auch empfehlenswert, vor allem bei Winterkindern, sei eine Wärmelampe über der Wickelkommode. „Babys lieben es, zwischendurch auch mal ohne Windel zu strampeln“, erklärt Violetta Misch. Wo Windeln entsorgt werden, ist fast ein Thema für sich. Braucht man einen Windeleimer, der durch Drehen an einer Art Rädchen die Windel im Müllbeutel im Inneren geruchssicher umhüllt? „Wir wohnen in einer Etagenwohnung und ich möchte nicht für jede Windel nach unten zum Mülleimer laufen. Ich möchte ihn nicht missen“, sagt Romina Schmitt. Sandra Sixt wohnt im Einfamilienhaus und braucht keinen, wie sie sagt. „Ich benutze einen einfachen Kosmetikeimer, den ich sowieso zweimal am Tag leere. Das ist vollkommen ausreichend.“
Als überflüssig stellte sich in den Familien auch der Flaschenwärmer heraus. „Zum Warmhalten kann man Flaschen nur eine halbe Stunde hinein stellen, danach muss man die Milch entsorgen. Und zum Aufwärmen dauert es viel zu lange“, begründet Sandra Sixt ihre Sicht. Einen Sterilisator für Flaschen hält Violetta Misch für unnötig. „Für kranke Kinder oder Frühchen ist das sinnvoll, aber im Normalfall reicht es, Flaschen heiß zu spülen, am besten mit extra Flaschenspülmittel. Das reicht vollkommen aus. Außerdem spielen Hauskeime eine wichtige Rolle für die Abwehrkräfte.“