Experte erklärt Ursachen Bei einer echten Sturzgeburt gibt es noch nicht mal Wehen

Düsseldorf · Die überraschend schnelle Geburt eines Kindes auf der A57 hat in dieser Woche Schlagzeilen gemacht. Wir haben mit einem Experten gesprochen. Was tun, wenn das Baby im Turbo-Tempo auf die Welt will und medizinische Hilfe nicht erreichbar ist?

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Foto: dpa, Fotostudio Sessner, Dachau

Der kleine Leon wurde auf dem Standstreifen der A57 bei Krefeld geboren. Seine Eltern waren zwar schon auf dem Weg ins Krankenhaus, doch am Ende reichte die Zeit nicht. Doch auch wenn alles sehr schnell ging, eine echte "Sturzgeburt" war Leons Geburt nicht. Der Begriff der Sturzgeburt wird oft falsch verwendet, erklärt Hans-Joachim Koch, Leitender Oberarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Bethesda-Krankenhaus in Duisburg. Um eine echte Sturzgeburt handelt es sich dann, wenn das Baby tatsächlich aus dem Geburtskanal der Mutter stürzt, womit eine große Verletzungsgefahr für das Kind verbunden ist.

Zudem sei eine Sturzgeburt oder überstürzte Geburt ein sehr seltenes Ergeignis, sagt Koch. Die Wahrscheinlichekeit liege bei ungefähr eins zu tausend Geburten pro Jahr. "Bei den meisten Frauen kündigt sich die Geburt durch leichte oder starke Wehen an. Eine echte Sturzgeburt zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass es vor der Geburt keine Wehen gegeben hat", beschreibt der Gynäkologe. "Die Frau kann sich dementsprechend nicht rechtzeitig ins Krankenhaus begeben."

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Sekunden nach dem Kaiserschnitt

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Foto: Christian Berthelot

Das Risiko für eine überstürzte Geburt steigt mit jeder Schwangerschaft. "Durch die Dehnung des Geburtskanals und die Erschlaffung des Bindegewebes nimmt die Geburtsdauer nach dem ersten Kind bei jedem weiteren Baby ab", erklärt der Arzt.

Koch spricht aus Erfahrung, denn auch er hat in seiner Laufbahn als Frauenarzt ungewöhnliche Geburten miterlebt. "Nein, nicht im Auto, oder im Zug, aber im Krankenwagen oder im Krankenbett auf dem Flur in der Klinik kommt es häufiger zu solchen Zwischenfällen", beschreibt Koch. Auf die gebärende Frau wirkt die Situation wesentlich dramatischer als auf den Arzt.

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Foto: Jela Salevic

"Denn wenn eine Geburt ganz plötzlich — häufig dauert sie dann nur wenige Minuten — eintritt, verläuft sie in den meisten Fällen ganz unproblematisch", verdeutlicht Koch. Zu große Sorgen sollten sich werdende Mütte über diese Problematik also nicht machen.

Sollte es dennoch mal ganz schnell gehen, gibt der Mediziner zwei wichtige Ratschläge: Als erstes schauen, ob die Atemwege des Kindes frei sind. Dann schnell ins nächste Krankenhaus.

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