Börse Sorgen vor Coronavirus lassen Börsen absacken

(RP) Der Ausbruch des Coronavirus in Italien hat die Anleger weltweit in Unruhe versetzt. Der deutsche Aktienindex Dax und der EuroStoxx gaben zeitweise um über vier Prozent nach. Der Leitindex der Mailänder Börse brach sogar um 5,2 Prozent ein.

Zu den größten Verlierern gehören Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France sowie Logistikdienstleister wie Deutsche Post, Maersk und Kühne & Nagel. Wenn weniger produziert wird, muss auch weniger transportiert werden. Viele Konzerne streichen Geschäftsreisen nach China.

Die Folgen des Virus würden unterschätzt, sagte Analyst Michael Bissinger. Im schlimmsten Fall könnte es für den Dax um 30 Prozent nach unten gehen. Zugleich flüchten die Anleger in vermeintlich sichere Häfen wie Gold und deutsche Bundesanleihen: Der Goldpreis legt um 2,8 Prozent zu und erreichte ein Sieben-Jahres-Hoch von 1689 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Zins für 30-jährige Bundesanleihen fiel auf minus 0,043 Prozent.

Die Corona-Epidemie werde Chinas Konjunktur im ersten Quartal deutlich dämpfen, erwartet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Das bekommt auch die deutsche Wirtschaft zu spüren. „Die deutsche Wirtschaft wird über Nachfrage- und Vorleistungsausfälle in Mitleidenschaft gezogen“, schreiben die IW-Forscher. Schon jetzt werden Container und Fässer für Chemikalien knapp, weil der globale Warenverkehr gestört ist. Aber auch bei Konsumgütern reißen die Lieferketten: Die Textilkette Primark erwartet Engpässe im Jahresverlauf, weil chinesischen Hersteller nicht wie geplant liefern können.

Bisher ging das IW davon aus, dass die Konjunktur in Deutschland 2020 um 0,9 Prozent anzieht. „Das werden wir nicht halten können“, sagte IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Bei einer Pandemie wäre Deutschland als Exportnation besonders betroffen, warnt auch das Münchener Institut Ifo und verweist auf eine Faustformel: „Ein Prozentpunkt weniger Wirtschaftswachstum in China kostet die deutsche Wirtschaft knapp 0,1 Prozentpunkte Wachstum im Gesamtjahr.“

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