Vater-Tochter-Beziehung Erst Papas Prinzessin, dann beziehungsunfähig?

Düsseldorf · Papas Prinzessin - oder als Tochter nie gut genug? Das Verhältnis zum Vater prägt viele Frauen fürs Leben. Sogar auf die Partnerwahl und den Erfolg im Job kann es Einfluss haben.

Im besten Fall sind sie da, wenn sie gebraucht werden, liebevolle Beschützer und Ratgeber mit männlicher Sicht auf die Dinge: Väter spielen als der erste Mann im Leben einer Frau eine besondere Rolle, sind sich Soziologen und Psychologen einig. Wie sie mit ihren Töchtern umgehen und wie sie sich geben, formt deren Männerbild. Dabei zeigt sich: Papas Prinzessin zu sein, ist für kleine Mädchen vielleicht ganz schön - kann sich später im Leben aber rächen.

Oft wissen Töchter schon sehr früh, wie sie ihren Vater mit großen Augen um den Finger winkeln. Was anfangs noch niedlich wirkt, kann das Leben einer Frau jedoch so negativ prägen, dass sie sogar beziehungsunfähig wird, sagt die Kölner Psychologin und Coach Petra Jagow.

Problem: Papis Prinzessin

Viele Kinder möchten am liebsten alles haben, was sie sehen. Das ist nicht weiter problematisch - denn normalerweise lernen Kinder schnell, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen können. Schwierig aber wird es, wenn Väter in überbordender Liebe zu ihren Töchtern oder aus falsch verstandener Fürsorge zu Dauerwunscherfüllern werden: Die Kaubonbons an der Kassenauslage beim Wocheneinkauf, die Barbie mit dem Glitzerkleid mal zwischendurch und später selbstverständlich das Papataxi zur Eissportdisco oder ein Zwanziger extra. Zeigen Väter ständig ein solches Verhalten, bleibt das oft nicht folgenlos: „Kinder, denen alles in den Schoß fällt, lernen, dass sie sich nicht anstrengen müssen“, sagt Petra Jagow.

Häufig bleiben sie auch als Erwachsene in ihrer scheinbar komfortablen Prinzessinnenrolle: angehimmelt und vergöttert zu werden. Was einst der Vater erfüllte, erwarten sie später vom Partner. „Denn häufig finden Frauen dann Männer attraktiv, die sie ähnlich wie der eigene Vater behandeln“, sagt die Kölner Diplom-Psychologin.

Zufrieden macht das allerdings nicht zwangsläufig. Einer der Gründe: „Die Beziehung wird nicht erwachsen, sie findet nie auf Augenhöhe statt“, sagt Jagow. Ständiges Anspruchsdenken und forderndes Verhalten in einer Beziehung erweisen sich als nicht alltagstauglich. Diese Frauen fühlen sich entweder nicht ganz ernst genommen oder lechzen nach Daueraufmerksamkeit, wie sie sie vom Vater bekamen, sagt Jagow. Bleibt sie aus, wird der eigene Partner schnell uninteressant und ein Flirt erscheint attraktiv, um das Bedürfnis nach Zuwendung und Aufmerksamkeit zu befriedigen.

Problem: Zu wenig Anerkennung

Sportliche Höchstleistungen, beste Schulnoten – es gibt Mädchen, die ständig Gas geben, aber von ihren Vätern trotzdem nicht gesehen werden. Die Erfahrung, vom Vater nicht genug Beachtung zu bekommen, kann dazu führen, dass sich ein Gefühl der Wertlosigkeit breit macht und sogar zum Lebensthema wird. Selbst als Erwachsene kämpfen solche Töchter dann durch Höchstleistung um Aufmerksamkeit und Anerkennung und suchen so nach Selbstbestätigung.

Nicht selten setzt sich das früh erfahrene Beziehungsmuster später fort: Oft suchen sich Frauen mit solchen Erfahrungen einen Partner, der ebenso abweisend ist wie der Vater, weil sie dieses Muster kennen, sagt Jagow.

Problem: Der dominante Vater

Umgekehrt kann ein dominanter, abweisender Vater jedoch auch das Gegenteil bewirken. Als Erwachsene streben Frauen unter Umständen danach, sich von dem abschätzigen Frauenbild aus ihrer Kindheit zu distanzieren. Auch das kann zu Problemen in der Partnerschaft führen.

Die Rolle des Vaters ist Studien zufolge sogar mit ausschlaggebend dafür, wie emanzipiert Mädchen später werden. So fanden kanadische Forscher heraus, dass aus Töchtern dann weniger emanzipierte Frauen werden, wenn ihre Väter zwar von Gleichberechtigung sprechen, diese jedoch nicht leben.

Frühe Erfahrungen mit dem Vater können sich sogar bis ins Berufsleben auswirken. Die Diplom-Psychologin erinnert sich an den Fall einer erfolgreichen Kampagnenleiterin. Diese stieß bei Preisverhandlungen mit einem Kunden stets an ihre Grenzen. Ihr Ansprechpartner, ein imposant wirkender Mann, erinnerte sie stark an ihren Vater. Sie fühlte sich dadurch automatisch unterlegen, was sie in eine schlechte Verhandlungsposition brachte. Im Coaching erprobte die Kampagnenmanagerin eine andere Gesprächsstrategie. Sie lernte, dem Kunden zunächst eine Plattform zu geben, um diese Situation dann für sich und ihre Preisvorschläge zu nutzen.

Problem: Zu wenig Autonomie in der Pubertät

Oftmals bricht mit der Pubertät und der damit verbundenen Konkurrenz mit der Mutter eine weitere Phase an, in der Väter eine Sonderrolle für ihre Töchter einnehmen. Der Vater präsentiert sich gerne stolz mit seiner Tochter, die wiederum erste Erfahrungen darin sammelt, mit keckem Augenaufschlag Männerherzen höher schlagen zu lassen. Zeitgleich erfahren Väter durch die ersten festen Freunde der Töchter Konkurrenz.

Ein Vater tanzt mit seiner als Prinzessin verkleideten Tochter. (Symbolbild)

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In dieser Phase sei es wichtig, Töchter in ihrer Selbstständigkeit zu bestärken. Denn wer nie gelernt hat, wie man Dinge selbst entscheidet, neigt dazu, sich später auf seinen Partner zu verlassen. „Es sind die Behüteten, die zu Opfern werden“, sagt Jagow. Wer seiner Tochter das Gefühl von Stärke vermittele, lege einen guten Grundstein für deren eigenes gutes Gefühl, ihr Leben unter Kontrolle zu haben.