Social Undermining Wie Kollegen andere klein halten

Düsseldorf · Es beginnt damit, dass wichtige Infos zurückgehalten werden und endet in der Sabotage einer Karriere. Social Undermining heißt das Phänomen, bei dem aus Kollegen Rivalen werden. Wie man sich dagegen wappnet, zum Opfer zu werden.

 Informationen zurückzuhalten ist eines der subtilen Mittel, die Kollegen im Job anwenden, um andere zu sabotieren.

Informationen zurückzuhalten ist eines der subtilen Mittel, die Kollegen im Job anwenden, um andere zu sabotieren.

Foto: Shutterstock/Just dance

Wochenlang haben Sie ihr Gehirnschmalz in ein Projekt investiert. Die Arbeit hat sich jedoch gelohnt: Es wird zu Erfolg. Blöd nur, wenn der Kollege, der Sie immer so nett unterstützt hat, zufällig genau während Ihres Urlaubs das Lob beim Chef absahnt. Er hat sich dreist den Erfolg auf seine Fahne geschrieben. Eigentlich ein No-Go. Dennoch passiert es: Jemand versucht Sie zu sabotieren.

Beim Social Undermining versuchen Mitarbeiter ihre Konkurrenten in Unternehmen klein zu halten. „Seit Anfang der 2000er Jahre hat die Wissenschaft damit begonnen, verstärkt auf negative Einflussfaktoren in Unternehmen zu schauen“, sagt Susan Reh. Sie arbeitet als Organisationspsychologin an Universität Groningen und hat jüngst in einem Forschungsprojekt für die Erasmus Universität und die Küne Logistics Universität nach den Auslösern für solche Sabotage im Job gesucht.

Manchmal beginne es mit flapsigen Sprüchen, sagt Reh. Fragt man nach, weil man die Zweideutigkeit erkennt, verweist der Kollege darauf, dass es doch nur ein Scherz war. Oder es kommen laut der Organisationspsychologin wichtige Informationen nicht an, angeblich weil vergessen wurde, Sie zu informieren. In Wahrheit verfolgen solche Verhaltensweisen jedoch alle nur das eine: Mögliche Rivalen im Job auszuschalten. Ihre Karriere zugunsten des eigenen Fortkommens zu sabotieren. Das passiert meist auf subtilste Art und Weise und nicht wie beim Mobbing offen und direkt.

So kündigt sich Social Undermining an

Darin genau liegt die Schwierigkeit, mögliche Anzeichen für Social Undermining frühzeitig zu erkennen. Sie können sich beispielweise so zeigen:

  • Jemand tratscht über Sie, doch wenn sie vorbeigehen grüßt er nett und lächelt Sie an.
  • Sie haben nichts falsch gemacht, zumindest nicht dass Sie wüssten. Aber irgendwie benehmen sich plötzlich alle so seltsam Ihnen gegenüber.
  • Sie bekommen hinterhältige Komplimente
  • Ihre Arbeit wird unhöflich kommentiert. Wenn Sie aber nachfragen, war das alles nicht so gemeint. Sie haben alles angeblich falsch verstanden.
  • Mal ist es die angeblich schlechte Laune des Chefs, vor denen man Sie morgens warnt, dann nervige Änderungen in den Arbeitsabläufen. Werden Ihnen dauernd negative Geschichten aus dem Unternehmen aufgetischt, geht es vielleicht eigentlich nur darum, Sie runterzuziehen und Ihnen die Motivation zu rauben.

Bisher ging man davon aus, dass der Konkurrenzkampf vor allem zwischen Kollegen auf der gleichen Hierarchieebene tobt. Zu Unrecht, wie die Studie zeigt: auch Kollegen unterhalb der eigenen Position wie auch solche auf einer höheren Hierarchieebene können zu Opfern manipulativer Kollegen werden.

Der Treibstoff für die soziale Untergrabung: „Neid und die Sorge, selbst in seiner Karriere nicht weiterzukommen, sagt Reh. Wissenschaftler der Universität Minnesota, der Clemson University, der Georgia State Universität und der Universität British Columbia zeigten im Jahr 2012 in einer Untersuchung an 160 Mitarbeitern eines Krankenhauses, dass vor allem eine geringe Identifikation mit Kollegen die Wahrscheinlichkeit für Neid erhöhte und Kollegen in Folge dessen zu untergraben.

Diese Mitarbeiter sind besonders sabotgegefährdet

Besonders gefährdet für Social Undermining sind vor allem Mitarbeiter, die sich in der Vergangenheit schnell entwickelt haben. Bei ihnen wird eher das Risiko gesehen, das auch in Zukunft zu tun und „damit einem selbst die eigene Position im Unternehmen streitig zu machen oder dem eigenen Aufstieg gefährlich werden könnten“, sagt Reh.

Problematisch kann das nicht nur in bestehenden Teams sein. Social Undermining kann sogar auf die Auswahl neuer Mitarbeiter für ein Unternehmen Auswirkungen haben. Der Grund: „Ein Vorgesetzter, der auf seinem Gebiet sehr gut ist, erwartet auch viel von seinen Mitarbeitern und wird nur Top-Leute in sein Unternehmen holen“, sagt Niels Van Quaquebeke, Professor für Leadership und Organizational Behavior von der Kühne Logistics University. Ein Vorgesetzter mit geringerem Potential hingegen werde aus Angst von kompetenteren Mitarbeitern überflügelt zu werde, eher solche einstellen, deren Fähigkeiten unter den eigenen liegen. Er arbeitet also eher mit einem mittelmäßigen Team.

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Häufig kommen Sabotageversuche vor allem in Unternehmen vor, die einen ausgeprägten Wettbewerb unter den Mitarbeitern fördern. Bonussysteme wirken sich laut Reh in dieser Hinsicht negativ aus, weil auf der Jagd nach dem Bonus Vergleiche zu anderen gezogen werden und Konkurrenz und Missgunst wachsen. Schnell setzt sich dann eine besondere Denke fest: „Ich kann nur gewinnen, wenn ein anderer verliert“, sagt Reh. In Unternehmen wie Microsoft oder Yahoo habe man zum Beispiel beobachtet, dass sich die Einführung von Rankingsystemen nachteilig auswirkte, weil sie die negative Verhaltensweisen unter Kollegen förderte.

Diese zu unterbrechen und wieder zu kooperativem Verhalten zurückzufinden, sei ausgesprochen schwer, sagt Reh. Sie rät dazu, sich im Falle von Undermining Hilfestellung bei den Vorgesetzten zu holen.

Was man gegen Social Undermining tun kann

  • 1. Dokumentieren Sie Gespräch: Schreiben Sie eine kurze Zusammenfassung oder Zielvereinbarung per Mail, die der entsprechende Kollegen bekommt, aber auch dem Teamleiter.
  • 2. Wenn Sie Fragen zu etwas haben, was Ihnen anders dargestellt wurde, fragen Sie Ihren Chef per Mail und setzen Sie den involvierten Kollegen in CC.
  • 3. Wenn Sie zu einem Meeting nicht eingeladen sind, wenden Sie sich an die Person, die Sie von der Einladung ausgeschlossen hat und sagen Sie, dass Sie sicher sind, dass es sich um ein Versehen handelt und du in Zukunft auf dem Laufendem bleiben möchtest.
  • 4. Unternehmen sollten für stärkere Bindungen in Teams sorgen. Denn wenn die Beziehung zueinander enger ist, ist die Wahrscheinlichkeit von Neidempfinden geringer.
  • 5. Ein kooperatives Klima im Team hilft, Undermining vorzubeugen. „Haben Teams gemeinsame Ziele, schadet es dem Einzelnen, das zu sabotieren“, sagt Reh.
  • 6. Auch Anreizsysteme sollten sich besser auf Teams beziehen. Sie stellen die Leistung aller in den Mittelpunkt. Wird das Ziel erreicht, haben alle etwas davon.
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