Schönheit Was Männer und Frauen attraktiv finden

Düsseldorf · Was schön ist und was nicht, darüber gehen die Meinungen weniger auseinander, als man denkt. Ein Attraktivitätsforscher zeigt, welche Eigenschaften entscheidend sind – und wie man beim eigenen Aussehen entsprechend tricksen kann.

Schöne Frauen und Männer: Diese Eigenschaften werden als attraktiv empfunden
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Diese Eigenschaften werden als schön empfunden

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Foto: Martin Gründl

Was schön ist und was nicht, darüber gehen die Meinungen weniger auseinander, als man denkt. Ein Attraktivitätsforscher zeigt, welche Eigenschaften entscheidend sind — und wie man beim eigenen Aussehen entsprechend tricksen kann.

Das mit der Schönheit ist eine verdammt unfaire Sache. Denn niemand hat es so wirklich selbst in der Hand. Man kann auf seine Figur achten, sich pflegen und gut kleiden, aber Gesichts- oder Kopfform, lange Beine oder X-Beine — all das zu bestimmen, liegt nicht in unserer Macht. Besonders gemein ist es darum, dass es schöne Menschen hier und da im Leben einfacher zu haben scheinen als andere.

Die Vorteile der Schönheit

Hübsche Babys werden mehr gestreichelt und liebkost. Gut aussehende Bedienungen kassieren mehr Trinkgeld. Bei Männern lohnt sich ein prüfender Blick in den Spiegel vor dem Gehaltsgespräch: Sehen sie gut aus, verdienen sie im Schnitt mehr.

"Der Einkommensunterschied zwischen dem attraktivsten und dem unattraktivsten Drittel der Berufstätigen liegt bei mindestens zehn Prozent." In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass Jahr für Jahr mehr als 100 Milliarden Euro "schönheitsbedingt" umverteilt würden, sagt Ulrich Renz, Attraktivitätsforscher und Autor des Buchs "Schönheit — Eine Wissenschaft für sich". Wie aber muss man aussehen, um als schön zu gelten?

"Als das wichtigste Einzelmerkmal gilt die Haut", sagt Psychologe Martin Gründl. Seit 16 Jahren befasst er sich an der Universität Regensburg mit der Attraktivität anderer Menschen und sucht nach Faktoren, die bestimmen, was schön ist und was nicht.

Das wichtigste Schönheitsmerkmal

Dabei hat er herausgefunden: "Ebenmäßige Haut zu haben, ist wichtiger als eine schmale Nase oder volle Lippen, die ansonsten bei den Schönheitsmerkmalen der Frau eine wichtige Rolle spielen." Der Grund: Die Haut ist das äußere Merkmal, über das man auf Jugendlichkeit und Gesundheit schließen kann. Strahlt sie, ist man vital. Hängt sie, ist man alt. Ihre Farbe spiele beinahe keine Rolle, ebenso wie auch die Farbe von Haaren und Augen.

Hier kommt ein bisschen Gerechtigkeit zurück. Denn auf einige Schönheitsfaktoren kann man etwa kosmetisch Einfluss nehmen. Ganz im Gegensatz zu Symmetrie oder kindlichen Gesichtszügen, die als besonders feminin gelten. So lässt sich zum Beispiel mit der Frisur tricksen. Sie ist entscheidend für die Wahrnehmung von Gesichtsproportionen, fand ein Wissenschaftsteam rund um den kanadischen Attraktivitätsforscher Kang Lee heraus. Beispiel Scheitel: Frauen mit rundem Gesicht steht ein tiefer Seitenscheitel besonders gut. Gestuftes Haar lässt ein volles Gesicht schlanker wirken.

Modeerscheinungen — diese Augen sind trendy

Manches jedoch unterliegt gewissen Modeerscheinungen. Typisch dafür sind die Augen: Hoch im Kurs liegen in den USA derzeit sogenannte "Jaguaraugen". "Deren Merkmal ist eine schräg stehende Augenachse, wie manche Frauen sie mit Kajal betonen, indem sie den Lidstrich über den äußeren Rand nach oben betonen", sagt Gründl. Im Trend außerdem: Flach über dem Auge liegende Augenbrauen, wie sie zum Beispiel Heidi Klumm hat. Früher dagegen galt die bogenförmige Augenbraue, wie Greta Garbo sie trug, als Schönheitsideal. Heute wird sie lediglich von den "Kindern" dieser Zeit als schön empfunden, so der Regensburger Attraktivitätsforscher.

Wissenschaftler aus Kanada und den USA machten gar eine goldene Formel aus, nach der sich Schönheit berechnen lasse. Beträgt der Abstand zwischen Augen und Mund 36 Prozent der Gesichtslänge (von Haaransatz bis zum Kinn gemessen) und der Abstand zwischen den Augen 46 Prozent der Gesichtsbreite (von Ohr zu Ohr gemessen), wird ein Frauengesicht demnach als schön empfunden. Diesen Idealmaßen entsprechen beispielsweise die Gesichter von Jessica Alba und Liz Hurley.

Was Models auf der ganzen Welt eint

Doch nicht jede Nase würde in jedes Gesicht passen. Weil Köpfe und Kiefer unterschiedlich groß seien, könne man kein optimales Maß für die Nase angeben. Wichtig sei das richtige Verhältnis von Proportionen. Wer in deutschen Illustrierten nach schönen Gesichtern sucht, der wird andere Schönheiten finden als der, der dasselbe in Japan oder Brasilien macht. Auch wenn verschiedene Regionen verschiedene Schönheitsvorstellungen zu haben scheinen, eint sie einiges. "Das Verhältnis von Mund und Nase zueinander ist ähnlich bei Gesichtern, die als hochattraktiv empfunden werden", sagt er.

Per Morphing zum Durchschnittsgesicht

Während Individualität beim Aussehen als etwas sehr Positives gilt, ist das bei Schönheit anders. Beispiel: Models haben attraktive Gesichter. Doch werden sie oft auch als ähnlich und austauschbar wahrgenommen. Warum das so ist, kann Gründl erklären. Er hat dazu Bilder mit Gesichtern deutscher Schönheitsköniginnen am Computer zu neuen Gesichtern zusammengesetzt.

"Mit Hilfe eines Computerprogramms berechneten wir aus dem Bildmaterial mittels hunderter von Referenzpunkten neue Gesichter", erklärt der Psychologe. Bei der Methode des sogenannten "Morphings" wurden charakteristische Merkmale von Gesichtern miteinander "gekreuzt". Das Ergebnis: Neue Gesichter, die in der Realität nicht existieren, die aber von der Mehrheit der Testpersonen zumeist als wesentlich attraktiver beurteilt wurden.

"Es fiel auf, dass die Referenzpunkte der Modelgesichter meist sehr gut übereinander passten." Anders sei das beim Morphen unattraktiver Gesichter, die stets ein besonders charakteristisches, unverwechselbares Aussehen haben. Bei ihnen passen die Punkte kaum übereinander, sagt der Forscher. Darum bleibt ein gemorphtes Gesicht aus Vorlagen mehrerer unattraktiver Menschen weiterhin unattraktiv.

Psychologie: Das ist der Halo-Effekt
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Foto: istock

Doch Gründl entdeckte, dass die Durchschnittlichkeit ihre Grenzen hat. Ob jemand schön oder hässlich ist, lässt sich allein anhand von Schattenbildern erkennen. In ihnen werden wichtige Merkmale wie Haut oder Augenform unsichtbar. Was dann zählt, sind die Proportionen. Erstaunlich: Im Schattenbild bewerteten die meisten das durchschnittliche Schattenbild als weniger hübsch als das Original.

Schönheitstricks

Zum Glück bleiben allen, die entsprechende Gesichtszüge nicht mit den Genen geliefert bekommen haben, diverse Schönheitstricks:

  1. Immer schön lächeln
  2. Lächeln Sie, was das Zeug hält und nutzen Sie damit den sogenannten Halo-Effekt. Dieses Phänomen stammt aus der Sozialpsychologie und beschreibt Persönlichkeitsmerkmale, die alles andere überstrahlen. Lächeln also reicht, um Ihren Attraktivitätsfaktor zu steigern.
  3. Das ist der Halo-Effekt — hier erfahren Sie mehr über das Phänomen.
  4. Zu einem geübten Frisör gehen
  5. Geheimratsecken machen sich breit und lassen das Gesicht noch länger wirken? Auch der Frisör kann dazu beitragen, dass Sie sich von Ihrer Schokoladenseite zeigen, fanden Forscher rund um den kanadischen Attraktivitätsforscher Kang Lee heraus. Haare ändern — so seine Erkenntnis — die Proportionen im Gesicht. Beispiel: Menschen mit länglichem Gesicht betonen diese Form, wenn sie die Haare aus dem Gesicht tragen. Wer einen "Eierkopf" vermeiden will, sollte stattdessen einen Pony tragen oder eine stufige Frisur, die vom Scheitel an ins Gesicht fällt. Eine kantige Kinnpartie lässt sich mit einem stufigen Schnitt kaschieren, der weich ins Gesicht fällt.
  6. Make-up gleicht vieles aus
  7. Ein Besuch bei der Kosmetikerin tut nicht nur dem Ego gut, sondern hilft, bei kleinen Hautproblemen mit dem passenden Make-up Highlights zu setzen. Schlupflider lassen sich mit dem richtigen Lidschatten und Kajalstrich zumindest bei Frauen optisch verbessern. Für manchen führt das zu einem ebenso zufriedenstellenden Ergebnis wie eine Operation. "Viele schätzen den Erfolg eines solchen Eingriffs falsch ein", sagt Gründl. Sie seien nach einer Operation erstaunt, dass die Umwelt die Veränderung manchmal kaum nicht wahrnimmt.
  8. Hautprobleme nicht ignorieren
  9. Bei größeren Hautproblemen, zu denen zum Beispiel Akne oder Couperose oder Rosacea gehören, heißt es: ab zum Hautarzt. Bei solchen Hauterkrankungen sollte man auch die Pflege der Haut nicht dem Zufall überlassen, sondern das Problem medizinisch angehen.
  10. Mit dem richtigen Chic in Szene setzen
  11. Mit vorteilhafter Kleidung lässt sich einiges wettmachen. Betonen Sie geschickt Ihre Vorzüge und kaschieren sie das, was stört. Ein A-Schnitt oder länger geschnittene Oberteile lassen ein paar Pfunde am Bauch geschickt verschwinden. Kleine Frauen können mit dem Mini optisch an ihren Proportionen feilen. Die Beine wirken dann länger.
(wat)
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