Gesundheitspolitik Politiker fordern Initiative gegen Einsamkeit

Berlin · Bislang galten Übergewicht, Rauchen und zu wenig Bewegung als Gesundheitsrisiken. Nun zählt auch Einsamkeit dazu. Nachdem Großbritannien eine Ministerin für Einsamkeit ernannt hat, fordern auch deutsche Politiker, stärker gegen das Problem vorzugehen.

Gesundheitspolitik: Politiker fordern Initiative gegen Einsamkeit
Foto: Shutterstock/Stock-Asso

"Die Einsamkeit in der Lebensphase über 60 erhöht die Sterblichkeit so sehr wie starkes Rauchen", sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der "Bild"-Zeitung vom Freitag. Einsame Menschen würden früher sterben und "viel häufiger an Demenz" erkranken.

"Es muss für das Thema Einsamkeit einen Verantwortlichen geben, bevorzugt im Gesundheitsministerium, der den Kampf gegen die Einsamkeit koordiniert", sagte Lauterbach weiter. Der CDU-Politiker Marcus Weinberg fordert "eine Enttabuisierung" des Themas Einsamkeit, "damit einsame Menschen eine Lobby haben und Einsamkeit nicht in einer Schmuddelecke bleibt", wie er der "Bild"-Zeitung sagte.

Auch die Diakonie forderte mehr Debatten und Engagement im Kampf gegen Einsamkeit. "Die britische Initiative ist vorbildlich", sagte Präsident Ulrich Lilie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Einsamkeit ist ein Querschnittsproblem in unserer Gesellschaft, über das zu wenig geredet wird". Politik, Vereine und Verbände müssten ein Bündnis schmieden, um gegen das Problem vorzugehen.

In Großbritannien soll die Staatssekretärin für Sport und Ziviles, Tracey Crouch, die Aufgabe übernehmen, der zunehmenden Vereinsamung von wachsenden Teilen der Bevölkerung entgegen zu wirken. Das hatte Premierministerin Theresa May am Mittwoch angekündigt.

May hat mit der Maßnahme nach eigenen Worten vor allem Senioren, Pflegende und solche Menschen im Auge, die den Verlust eines ihnen nahe stehenden Menschen betrauern. Es gehe um "Menschen, die niemanden haben, mit dem sie reden oder ihre Gedanken und Erfahrungen teilen können", sagte die Regierungschefin.

(felt)
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