Angstzustände und Panikattacken Wenn aus einem Instinkt eine Krankheit wird

Düsseldorf · Angstzustände und Panikattacken sind in ihrer Dimension ein Phänomen unserer Leistungsgesellschaft. Wo Stress und Reizüberflutung den Alltag bestimmen, wo Menschen nach einem zweifelhaften Idealbild gemessen werden, fehlt das Netz der Entspannung und Geborgenheit. Die menschliche Psyche gerät an ihre Grenzen.

 Im Winter fühlen sich Menschen offenbar weniger einsam.

Im Winter fühlen sich Menschen offenbar weniger einsam.

Foto: ddp

Angst ist grundsätzlich ein lebensrettender Instinkt, eine biochemische Reaktion im Gehirn, die bei einer drohenden Gefahr den Adrenalinpegel ansteigen lässt und damit kurzzeitig für eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit sorgt. Ein Tier auf der Flucht muss schnell und extrem wachsam sein. Dabei verhilft ihm die Angst zu Höchstleistungen. Die reizüberflutete Zivilisation hat dem Menschen die Angst nicht genommen. Im Gegenteil: Mittlerweile gehören krankhafte Angstzustände und Panikattacken zu den häufigsten psychischen Störungen. Mit diesem Thema befinden wir uns nicht weit von der Depression entfernt. Nicht selten sind die Symptome einer Erkrankung zugleich Bestandteil der anderen. In vielerlei Hinsicht haben sie den gleichen Ursprung, nämlich das Minderwertigkeitsgefühl und die Überforderung.

Man unterscheidet Phobien, Angstzustände und Panikattacken. Bei einer Phobie projiziert sich die Angst auf einen bestimmten Gegenstand, ein Tier oder eine spezifische Situation. Krankhafte Angstzustände sind eher als Verlust- oder Versagensängste zu beobachten. Die Angst davor, einen geliebten Partner zu verlieren oder das Kind eigenständig werden zu lassen, die Angst dem Stress des Alltags nicht mehr gewachsen zu sein, die Angst davor, nicht der perfekte, fehlerfreie Mensch zu sein und an selbst auferlegten Ansprüchen zu zerbrechen. Die Angst einer Panikattacke kommt - wie der Name schon sagt - ohne Vorankündigung und auch ohne realen Grund.

Im Gegensatz zu einer Phobie, die vorsichtig und behutsam mit einer Konfrontationstherapie behandelt werden kann, nutzt der Behandelnde gegen Angstzustände und Panikattacken eher einen psychoanalytischen Ansatz. Um dem Betroffenen eine Hilfestellung zu geben, ist es zunächst wichtig, die Ursache der Angst zu finden. Und soviel ist sicher: Erstens hat jede Angst Gründe. Und zweitens: Sie sind heilbar! Sind die Ursachen gefunden oder zumindest eingegrenzt, kann konsequent gegengesteuert werden. Angstzustände und Panikattacken können bedeuten, dass der Betroffene einen Teil seines Lebens überdenken muss.

(TM)
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