Egoisten, Sadisten, Narzissten Der Dark-Factor - das eint böse Menschen

Düsseldorf · Das Böse im Menschen hat zwar verschiedene Facetten, aber einen gemeinsamen Kern: den Dark-Factor. Lesen Sie, welche Persönlichkeitseigenschaften dazu zählen und wie man sich vor Menschen mit einem hohen Dark-Factor schützen kann.

 Ein Mann lacht hinterrücks über einen hoch verzweifelten Kollegen. (Symbolbild)

Ein Mann lacht hinterrücks über einen hoch verzweifelten Kollegen. (Symbolbild)

Foto: Shutterstock/Minerva Studio

Jeder kennt Berichte über Psychopathen, die grausame Straftaten verüben, Menschen quälen, foltern oder töten. Es gibt Sadisten, die Freude daran empfinden, andere zu quälen. Oder auch Narzissten, die mit allen Mitteln Macht über andere bekommen wollen, sie manipulieren und herabwürdigen, nur um ihre Interessen durchzusetzen. Es gibt viele Situationen, in denen man fassungslos zurückbleibt, weil Menschen sich unfassbar skrupellos verhalten, vor nichts zurückschrecken und Grausames tun.

So sehr sich solche Menschen auch voneinander unterscheiden, sie alle tragen ein und denselben dunklen Kern - den Dark-Factor - in sich, sagen Forscher der Universitäten Ulm, Koblenz-Landau und Kopenhagen. Er unterscheidet sie von allen anderen Menschen.

„Kern dieses dunklen Faktors der Persönlichkeit ist ein übertriebener Egoismus“, sagt Morton Moshagen von der Universität Ulm. Alle bösen Menschen verfolgen nur ein einziges Ziel: ihren eigenen Nutzen. Um diesen zu erreichen, stellen sie ihre Interessen über die anderer. Sie verfolgen ihr Ziel ohne moralische Skrupel, Gewissensbisse oder Schuldgefühle.

Ganz gleich, ob selbstgefällig, arrogant, machtgierig oder rücksichtslos - für alle Menschen mit einem „Dark-Factor“ gilt demnach: Sie verfolgen ihren Nutzen auf Kosten anderer und kennen keine Grenzen. „Wenn es nötig ist, fügen sie anderen Menschen auch gezielt Schaden zu oder nehmen in Kauf, dass andere Schaden erleiden“, sagt Ingo Zettler von der Universität Kopenhagen. Sie rechtfertigen ihr schlechtes Handeln und sind selbst fest davon überzeugt, dass ihr Handeln angemessen ist.

Wissenschaftliche Untersuchungen beschreiben neun Persönlichkeitseigenschaften mit extrem dunklen Seiten: Egoismus, Gehässigkeit, moralische Enthemmung, Narzissmus, Psychopathie, Sadismus, Selbstbezogenheit, übertriebenes Anspruchsdenken und Machiavellismus. Diese letzte Persönlichkeitseigenschaft zeigt sich beispielsweise in der Manipulation und Ausbeutung anderer. Oft haben diese Menschen eine zynische Art. Menschen mit dunklen Persönlichkeitseigenschaften sind unerbittlich, antisozial und egoistisch.

„Wir gehen davon aus, dass ein hoher Anteil an solch bösen Eigenschaften genetisch bedingt ist“, sagt Zettler. Von anderen Persönlichkeitseigenschaften weiß man, dass etwa 50 Prozent der Unterschiede zwischen Menschen erblich bedingt sind.

Dabei sind sich Psychologen einig, dass sozial unerwünschte Eigenschaften auch im Alltag bei normal integrierten Menschen mit weitgehend unauffälliger Lebensführung auftreten. Denn wenn Menschen die Anlage zu einem hohen „Dark-Factor“ in sich tragen, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie immer schlechtes Verhalten zeigen. Allerdings, so sind sich die Forscher einig, sei bei Personen mit einem hohen Dark-Factor die Wahrscheinlichkeit insgesamt höher, gewalttätig oder kriminell zu werden und gegen soziale Regeln zu verstoßen.

In weniger starker Ausprägung wird der Dark-Factor in der Arbeitswelt zum Teil sogar als nützlich angesehen. So schildert beispielsweise der britische Psychologe Kevin Dutton in seinem Buch „Psychopathen - Was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann“, dass zur Einschätzung psychopathischer Persönlichkeiten die sogenannte Psychopathy Checklist, kurz PCL, eingesetzt wird. Wer mehr als 75 Prozent der dort aufgeführten Merkmale erfüllt, gilt als Psychopath. Interessant daran: Nicht nur Kriminelle, sondern sehr viele „normale“ Menschen weisen das eine oder andere Merkmal von dieser Liste auf. Unter ihnen wirken einige keinesfalls zerstörerisch, sondern nutzen der Gesellschaft, indem sie besondere Aufgaben besonders gut erfüllen.

Blickt man in der Forschung rund um die dunkle Seite des Menschen zurück, finden sich darum auch Notärzte, Psychiater und Banker unter den Berufen, bei denen gewisse böse Eigenschaften häufiger zu finden sind. Denn: Notärzte müssen beispielsweise unter emotionaler Belastung die Fähigkeit haben, kühl zu bleiben.

So gehen Delroy Paulhus von der University of British Columbia und andere Forscher davon aus, dass es Persönlichkeitseigenschaften gibt, die sich überproportional häufig bei Führungskräften finden. Demnach zeichnen sich solche Menschen durch große Gefühlskälte und Ich-Bezogenheit aus. Zu ihnen zählen beispielsweise sogenannte Machiavellisten, die skrupellos andere ausbeuten und manipulieren. Ebenso aber auch Psychopathen mit dem Hang zu rücksichtslosem Verhalten ohne Angst vor Konsequenzen oder Narzissten, die sich maßlos selbst überschätzen.

Ein Chef, der ohne Skrupel und mit Genuss seine Mitarbeiter herunterputzt, wird demnach mit einer großen Wahrscheinlichkeit ebenso skrupellos Steuern hinterziehen, seine Frau betrügen und Kunden über den Tisch ziehen. So abstoßend dieses Verhalten auch zu sein scheint: „Man kann darüber diskutieren, ob wir Arbeitsbereiche haben, in denen solche Menschen besonders erfolgreich sind“, sagt Zettler.

Laut neuer Untersuchungen seien Menschen mit einer narzisstischen oder psychopathischen Persönlichkeit etwa drei- bis viermal häufiger in Machtpositionen vertreten als im Bevölkerungsdurchschnitt, sagte Jens Hoffmann, Leiter am Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement, in einem Interview mit der „Zeit“.

Was die Menschen als Gut und Böse definieren, hängt jedoch nicht nur von der genetischen Ausstattung ab. Kriminalpsychologen beurteilen Straftaten nach dem sogenannten Mehrfaktorenansatz . Dieser sieht in kriminellem Verhalten mehrere Ursachen. Dabei spielen Umweltfaktoren ebenso eine Rolle wie zum Beispiel ein schlechtes familiäres Umfeld.

Forensiker setzen eben dort an, wenn sie Straftäter dazu bringen wollen, nicht mehr straffällig zu werden. Unter therapeutischer Anleitung lernen sie, mit einem ungünstigen Sozialisierungsfaktor wie einem schwierigen Elternhaus anders umzugehen, so dass ein Konflikt nicht eskaliert.

Zudem kommen auch Erkrankungen wie Epilepsie, Schizophrenie, Suchtabhängigkeiten, Hirnverletzungen oder Persönlichkeitsstörungen als Ursache für böses Verhalten in Frage.

Begegnungen mit Menschen, die den Dark-Factor in sich tragen, lassen sich nicht vermeiden. Doch kann man nach Auffassung der Experten einiges tun, um sich selbst zu schützen.

  1. Verbünden Sie sich mit anderen Wer beispielsweise im Job mit egoistischen Kollegen zu tun hat, tut gut daran, sich Rückhalt bei Kollegen zu schaffen, die einem wohl gesonnen sind. Ein solches Umfeld relativiert und hilft, sich von möglichen Angriffen zu distanzieren.
  2. Grenzen setzen Lassen Sie andere nicht mit ihrem egoistischen und schlechten Verhalten durchkommen. Sagen Sie deutlich nein oder sprechen Sie in einer Gruppe klar problematisches Verhalten einzelner an. Dabei sollten Sie sehr deutlich sein, rät Zettler.
  3. Auf Distanz bleiben Schützen Sie sich selbst, indem Sie keine Freundschaften mit Menschen eingehen, die nur ihren Nutzen verfolgen. Vermeiden Sie es, Projekte mit solchen Leuten einzugehen.
  4. Nichts in sich hineinfressen Reden Sie darüber, wenn Ihnen Unrecht getan wurde. Dadurch kann man die Situation reflektieren und lernt bewusst wahrzunehmen, welchen Einfluss das auf einen selbst hat.
  5. Sich professionelle Hilfe holen Wer dauernd bösen Angriffen ausgesetzt ist, gerät möglicherweise in eine Situation, in der er sich selbst nicht mehr genug abschirmen kann und psychisch Schaden nimmt. Dann kann es sinnvoll sein, psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In einer solchen Therapie lernt man beispielsweise, wie man in heiklen Situationen besser zurechtkommt. Nehmen Situationen gefährliche Züge an, gehen Sie zur Polizei.
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