Generation „Snack“ Keine Zeit fürs Essen

Die klassische Hauptmahlzeit stirbt aus. Vor allem die jüngere Generation "snackt" sich durch den Tag. Das Essen ist zur Nebensache geworden. Für eine gesündere Ernährung fehlt offenbar die Zeit.

Die richtige Ernährung ist einer der wichtigsten Hauptpfeiler einer gesunden Lebensweise. Mit einer ausgewogenen, ballaststoffreichen und frischen Nahrung verringert sich das Risiko für Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich. "Die wichtigsten Grundprinzipien einer gesunden Ernährung sind verblüffend einfach", sagt Professor Ursel Wahrburg vom Fachbereich Oecotrophologie an der Fachhochschule Münster.

Wenig spektakulär wirken daher ihre Tipps: "Nicht mehr Kalorien aufnehmen, als wir verbrauchen" oder "kräftig einsparen an versteckten Fetten, ebenso bei zuckerreichen Lebensmitteln und Produkten aus hellem Mehl" (siehe dazu Tabelle auf www.rp-online.de/ praevention). Doch was so simpel klingt, ist für viele Menschen offenbar schwierig umzusetzen.

Die Gründe sind vor allem ein Mangel an Zeit und ein Übermaß an Stress. "Im Alltag vieler Deutscher wird das Essen immer mehr zur Nebensache" so Wahrburg. Das belegt auch eine aktuelle Umfrage der Techniker Krankenkasse. Ihr Ergebnis: Viele Berufstätige können im Arbeitsalltag nicht gesund essen oder nehmen sich einfach nicht die Zeit dazu. Immer mehr Menschen verzichten auf Essenspausen, die schnelle Mahlzeit vorm Bildschirm ist Alltag.

Wer beispielsweise in der Mittagspause eine fettreiche Currywurst mit salzigen Pommes und fettiger Mayonnaise verspeist, hat zumindest als Frau mit dieser Mahlzeit bereits die Hälfte des persönlichen Tagesbedarfs an Kalorien zu sich genommen. Und gleichzeitig reichlich Salz. Die meisten Snacks, Pizzas oder Fertigprodukte haben viel zu viel davon. Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass zu hoher Salzkonsum bereits bei Kindern und Jugendlichen den Blutdruck steigern kann. Besonders stark ist dieser Effekt bei bereits übergewichtigen Teenagern. Ernährungswissenschaftlerin Wahrburg sieht noch einen weiteren Trend: "Ernährung findet unabhängig von vorgegebenen Zeiten statt. Der jüngeren Generation fehlt die Hauptmahlzeit schon gar nicht mehr. Sie "snackt" sich durch den Tag.

Das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl geht dabei verloren. Ebenso der Überblick über die Menge." Gerade Fast Food, Snacks oder Fertigprodukte sind es, die ungesunde, gesättigte und Trans-Fettsäuren enthalten und nur wenig lebenswichtige Inhaltsstoffe. "Leider denken viele Menschen an fade Kost mit wenig Genuss, wenn es um gesunde Ernährung geht", bedauert die Expertin. Doch es ist die köstliche "mediterrane Ernährung", die besonders gesund ist.

Sie zeichnet sich durch naturbelassene, frisch zubereitete Lebensmittel mit Olivenöl aus und wird auch von der "Deutschen Herzstiftung" besonders empfohlen. Dass die traditionelle Mittelmeerkost bestens zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geeignet ist, zeigt aktuell die "PREDIMED-Studie" mit über 7000 Personen eindrucksvoll. Sie verglich zwei mediterrane Kostvarianten, die entweder mit Olivenöl oder Nüssen angereichert waren, mit einer fettarmen Ernährungsweise. Bei der fettarmen Variante wurden nach vier Jahren deutlich mehr Herzinfarkte beobachtet als bei der mediterranen. "Jüngste Erkenntnisse sprechen darüber hinaus für mögliche vorteilhafte Effekte des mediterranen Ernährungsmusters auf Demenzerkrankungen", so Wahrburg weiter. Vieles sei noch ungeklärt, aber es könne sein, dass speziell die Mittelmeerkost eine vorbeugende Wirkung habe.

Doch was ist zu tun, wenn Gesundes selbst zu kochen immer mehr zu einer Ausnahmesituation mit Eventcharakter wird? "Von Generation zu Generation verschärft sich das Problem", stellt Wahrburg fest. Umso wichtiger sei es, dass sich alle beteiligten Akteure von Politik über Lebensmittelindustrie bis hin zur Gemeinschaftsverpflegung diesen neuen Herausforderungen mit neuen Angeboten und innovativen Konzepten stellen, fordert die Münsteraner Wissenschaftlerin.

Sie empfiehlt allen — egal ob jung oder alt — diese drei Grundregeln nach der amerikanischen Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestle: "Eat less, move more and eat lots of fruits and vegetables — das bedeutet nichts anderes, als nicht mehr Kalorien zu sich zu nehmen, als man verbraucht, sich mehr zu bewegen und viel naturbelassene, frische Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse zu essen."

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