Gesundheitswesen 155 Menschen starben an ärztlichen Kunstfehlern

Berlin · Die Beschwerden über mögliche Behandlungsfehler steigen von Jahr zu Jahr, wie aus Daten der Krankenkassen hervorgeht.

 Die Beschwerden über Behandlungsfehler steigen.

Die Beschwerden über Behandlungsfehler steigen.

Foto: dapd, Mario Vedder

Immer mehr Patienten in Deutschland vermuten bei sich Behandlungsfehler und wenden sich an ihre Krankenkassen. Der medizinische Dienst der Kassen (MDK) verzeichnete im vergangenen Jahr mit 14 663 Gutachten einen leichten Anstieg. In etwa jedem vierten Fall wurde ein Behandlungsfehler bestätigt. Im vergangenen Jahr waren das 3796 Fälle, in denen auch ein Schaden entstanden ist. 155 Menschen starben in Folge der falschen Behandlung.

Wie aus den Daten der Kassen hervorgeht, kommt es immer wieder zu gravierenden Fehlern, die gemeinhin als vermeidbar gelten. Dazu zählen das Zurücklassen von Tupfern, Kompressen und anderen OP-Utensilien im Körper des Patienten (34 Fälle im Jahr 2014). Auch Operationen am falschen Körperteil kommen vor (25 Fälle). Die Kassen mussten im vergangenen Jahr sogar einen Fall zu den Akten nehmen, in dem der falsche Patient operiert wurde.

Bundesweit sammeln die Krankenkassen und die Ärzteschaft Daten über Kunstfehler. Zusammengerechnet zählen die Statistiker etwa 6000 nachgewiesene Behandlungsfehler pro Jahr. Darin eingerechnet sind nicht jene Fälle, in denen die Patienten direkt ein Gericht anrufen oder ihren Fall über die Haftpflichtversicherung der Ärzte regeln lassen. Die gemeldeten Zahlen seien nur die "Spitze des Eisbergs", betonte Stefan Gronemeyer, Leitender Arzt des Medizinischen Dienstes. "Sinnvoll wäre eine umfassende Registrierung der Behandlungsfehler, um eine systematische Fehler- und Ursachenanalyse voranbringen zu können", fordert Gronemeyer.

Am häufigsten melden sich die Patienten nach Operationen bei den Beschwerdestellen. Die höchste Quote an bestätigten Behandlungsfehlern weist aber nicht die Chirurgie auf. Vielmehr bestätigt sich der Vorwurf falscher Behandlung am häufigsten in der Pflege (58 Prozent), gefolgt von der der Zahnmedizin (39 Prozent). Erst an dritter Stelle steht die Allgemeinchirurgie mit 28 Prozent.

Dass die Zahl der Beschwerden über Kunstfehler seit Jahren steigt, führen Fachleute nicht auf sinkende Qualität der medizinischen Versorgung zurück. Gronemeyer betonte, der Anstieg sei vielmehr durch bessere Aufklärung zu begründen.

(qua)
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