Sprechstunde Christoph Ploenes Per Ultraschall Blutgefäße sichtbar machen

Die Farbduplex-Sonografie ist ein unentbehrliches Mittel für die Diagnose im internistischen Alltag.

Unser Leser Erhard F. (63) aus Willich fragt: "Bei mir soll eine sogenannte Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader gemacht werden. Wie kann man Gefäße überhaupt sichtbar machen außer durch eine Röntgen-Untersuchung?"

Christoph Ploenes Lange konnte man Gefäße nur im Röntgenbild durch Injektion von Kontrastmittel durch die Haut direkt in die Schlagader darstellen. Man sieht dabei eigentlich nicht das Gefäß selbst, sondern nur das fließende Kontrastmittel. Bei Gefäßverengung oder -verschluss ist eine Verschmälerung oder vollständige Unterbrechung des Kontrastmittelflusses zu erkennen. Diese Information reicht aus, um eine gezielte Gefäßbehandlung zu ermöglichen.

Seit gut drei Jahrzehnten ist es möglich, Organe mit Hilfe des Ultraschalls direkt zu untersuchen. Im Fall der Gefäße ist die Sache aber komplizierter. Zwar sagt das Aussehen der Gefäße durchaus schon etwas über mögliche Gefäßerkrankungen aus. So könnte man etwa entdecken, dass der Durchmesser der Bauchschlagader über ein kurzes Stück viel größer ist als normal. Es könnte sich also um ein Aneurysma, eine Gefäßaussackung, handeln - mit der Gefahr, dass das Gefäß irgendwann platzt und der Betroffene innerlich verblutet.

Auch erkennt man bei einer Arteriosklerose oft recht gut Ablagerungen an der Gefäßinnenseite. Man behandelt nur dann, wenn diese Wandablagerungen zu einer Drosselung des Blutflusses führen.

Nun ist aber der Blutfluss mit einer normalen Ultraschalluntersuchung nicht darstellbar, so dass man nicht weiß, ob die Gefäßwandveränderungen tatsächlich zu einer Minderdurchblutung führen. Man hilft sich mit einem Trick, der die physikalischen Eigenschaften des Ultraschalls ausnutzt, wenn er auf kleine sich bewegende Teilchen trifft. Im Blut entsprechen diese Teilchen den Blutzellen, die mit dem Blut bewegt werden: Das empfangene Ultraschallsignal verändert sich nämlich in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit, mit der diese Zellen im Blutfluss transportiert werden.

Man muss die so entstandenen Ultraschall-Signale nur noch in Farbsignale übersetzen (Farbduplex-Ultraschall): Schon kann man nicht nur den Blutfluss sichtbar machen, sondern auch seine Geschwindigkeit.

So ist in einem verschlossenen Gefäß überhaupt kein Farbsignal mehr zu erkennen, weil eben nichts mehr darin fließt. Je höher andererseits eine Gefäßverengung, umso höher ist die Flussgeschwindigkeit. Umso mehr also weicht die "Flussfarbe" hier von der Farbgebung der normal durchbluteten Gefäßabschnitte ab und macht die Gefäßverengung sichtbar.

Man kann sodann die Fließgeschwindigkeit des Blutes an dieser Stelle recht genau messen, wenn man die Untersuchungstechnik beherrscht. Oft ist es wichtig, den Grad einer Gefäßverengung zu kennen, um eine Therapie-Entscheidung zu treffen. Je höher etwa die Verengung der Halsschlagader (Carotis-Arterie), umso höher ist das Risiko eines Schlaganfalls. Man weiß aber heute, dass Carotis-Verengungen unter 70 Prozent in aller Regel nicht beseitigt werden sollten. Das Risiko der Behandlung ist in diesen Fällen höher als das Krankheitsrisiko.

Die Farbduplex-Ultraschalluntersuchung erfordert keinen Einsatz von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel, belastet die Patienten nicht und ist in kundiger Hand ein unentbehrlicher Baustein der Gefäßdiagnostik.

Christoph Ploenes ist Chefarzt für Angiologie am Gefäßzentrum des Dominikus-Krankenhauses Düsseldorf Heerdt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort