Gesundheit in NRW Grippe-Impfstoff reicht laut Apothekern für alle

Düsseldorf · Die Versorgungslage mit Grippeimpfstoffen ist in den Bundesländern unterschiedlich. Manche Regionen sind von Engpässen betroffen. Einen flächendeckenden Mangel gibt es bisher aber nicht.

Grippe oder Erkältung - das ist der Unterschied
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Foto: dpa, Arno Burgi

Die Grippesaison rückt näher und damit auch die Angst vor einem Engpass bei den Impfstoffen. Vereinzelt melden Arztpraxen, dass sie keine Dosen mehr zur Verfügung haben. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bestätigt: „Es gibt lokale Engpässe.“ Die Bundesbehörde ist unter anderem für die Genehmigung des jährlichen Grippeimpfstoffes verantwortlich. Die Schwierigkeiten bei der regionalen Verteilung seien jedoch nicht gleichbedeutend mit einem flächendeckenden Mangel. Die Gesamtmenge der Impfdosen decke den Bedarf, heißt es.

Auch Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, sagt: „Jeder, der geimpft werden will, wird auch geimpft. Uns ist zurzeit nicht bekannt, dass Patienten beziehungsweise Versicherte letzten Endes nicht geimpft wurden.“ Der Apotheker weist darauf hin, dass sich in diesem Jahr besonders früh viele Menschen haben impfen lassen. „Wir schätzen, dass rund 80 Prozent der Impfdosen bereits verimpft wurden und noch 20 Prozent in den Arztpraxen liegen“, sagt Preis.

Die Grippesaison beginnt meist im Januar. Die Apotheker und das PEI halten die große Grippewelle in der vergangenen Saison für einen möglichen Grund für das aktuelle Interesse. Hinzu kommt, dass in diesem Jahr erstmals die Kosten für den wirksameren Vierfach-Impfstoff von den Krankenkassen übernommen werden. Insgesamt hat das PEI in diesem Jahr 15,7 Millionen Impfdosen freigegeben – das sind rund eine Million mehr, als 2017 genutzt wurden. „Jedes Jahr müssen die Apotheken Impfdosen entsorgen, weil nicht alles abgefragt beziehungsweise in den Arztpraxen nicht alles verimpft wurde“, sagt Thomas Preis. „Das ist normal, weil Apotheken grundsätzlich vorsorglich mehr bestellen, als von den Ärzten vorbestellt wird.“ Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein teilt mit: „Erkennbar ist, dass die Nachfrage nach der Grippeimpfung hoch ist und die diesjährige Impfrate die vergangene Saison wahrscheinlich übertreffen wird.“

Die Berechnung des bundesweiten Bedarfs an Grippeimpfstoff erfolgt auf Basis des Vorjahresverbrauchs. Apotheken und Ärzte müssen ihre gewünschte Menge der Impfstoffe für die kommende Grippesaison im jeweiligen Frühjahr bei den Herstellern in Auftrag geben. Die Herstellung eines aktuellen Impfstoffs dauert einige Monate – deshalb die große Vorlaufzeit. Die regionalen Unterschiede bei der Versorgung resultieren aus der Zurückhaltung einiger Apotheker und Ärzte bei der Bestellung des Impfstoffs. Die Krankenkassen haben sich beispielsweise erst spät in diesem Jahr dazu entschlossen, den wirksameren Vierfach-Impfstoff zur Kassenleistung zu machen. Manche Ärzte wollten diese Entscheidung abwarten. Zu diesem Zeitpunkt war ein Großteil der Impfstoffe bei den Herstellern allerdings bereits in Produktion.

Um den Problemen bei der regionalen Verteilung entgegenzuwirken, plant Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) akut zwei Maßnahmen: Apotheker und Ärzte sollen sich über Bundeslandgrenzen hinweg mit Impfstoffen versorgen können. Darüber hinaus sollen Apotheken auch Grippeimpfstoffe aus anderen EU-Ländern importieren dürfen. „Spahns Maßnahmen sind grundsätzlich sinnvoll. Damit diese greifen, wird offiziell ein Versorgungsmangel ausgerufen, obwohl es den bisher nach unserer Kenntnis nicht flächendeckend gibt. Es ist aber gut, ein solches Instrument im Rücken zu wissen“, sagt Apotheker-Chef Thomas Preis. Der Versorgungsengpass muss vom Gesundheitsministerium im Bundesgesetzblatt bekannt gegeben werden.

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