Lipostabil ist immer noch nicht zugelassen Zwischen Segen und Gefahr - Fett wegspritzen

Düsseldorf (rpo). Die so genannte Fett-Weg-Spritze ist seit ihrer Einführung heiß diskutiert. Viele Patienten hoffen auf eine schlanke Figur ohne Diät oder aufwändige Operation. Gegner weisen hingegen darauf hin, dass die Verwendung des offiziell "Lipostabil" heißenden Präparates nicht für den Bereich der ästhetischen Chirurgie gedacht ist. Eine neue Studie aus Österreich entfacht die Diskussion erneut, denn: Sie hat die Spritze erfolgreich getestet.

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Foto: AP

An der Unifrauenklinik in Wien testeten Professor Johannes Huber und Professor Silvia Kirchengast die Wirkung von Lipostabil als Fett-Weg-Spritze. Nachdem sie 50 Frauen jeweils dreimal im Abstand von zwei Wochen behandelt hatten, kamen sie zu dem Ergebnis, dass mehr als 70 Prozent der Frauen ihren Fettanteil um einen Prozentpunkt senken konnten. Bei einem Teil sank er sogar um mehr als acht Prozent. Bei insgesamt einem Drittel konnte jedoch keine Verringerung des Fettgewebes festgestellt werden. Dafür macht Huber die Hormone verantwortlich.

Dirk Brandl, Sprecher des Netzwerk Lipolyse, ist jedoch nicht von der Untersuchung überzeugt. "Ich sehe seine Studie kritisch, da die Therapie weiterentwickelt wurde und er noch das alte Verfahren angewendet hat." Grundsätzlich begrüßt Brandl aber, dass sich überhaupt jemand mit dem Thema wissenschaftlich auseinandersetzt. Wenigstens würde sie zeigen, dass Nebenwirkungen gering sind.

Detlef Witzel von der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) hält von der Studie nichts: "Wenn sie anerkannt wäre, würde sie viel bekannter sein." Für Gerson Brunke aus der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung von Cassella-Med, der Hersteller-Firma von Lipostabil, ist die österreichische Untersuchung ebenfalls nicht ausreichend. "Es wäre aber schön, wenn es eine Studie gebe, die diesen Bereich absichern würde", erklärt er.

Damit spielt Brunke auf das Hauptproblem der Fett-Weg-Spritze an. Denn momentan ist sie noch nicht für die plastische Chirurgie freigegeben. "Deswegen raten wir von der Verwendung des Produktes in dem Bereich ab, solange es dafür vom Gesetzgeber nicht genehmigt ist." Ärzte könnten die Fett-Weg-Spritze zwar auf eigenes Risiko anwenden, Cassella-Med trage dafür aber keine Verantwortung mehr, weil für diesen Zweck Lipostabil nicht vertrieben werde.

Blutgefäße reinigen

Ursprünglich diente Lipostabil mit seinem Inhaltsstoff Phosphatidylcholin dazu, Blutgefäße, die wie bei erhöhtem Cholesterinspiegel durch Fettpartikel verstopft sind, zu "reinigen". Das durch das Präparat verflüssigte Fett wird über die Blutbahn abtransportiert. Für diese Behandlung ist das Medikament seit 30 Jahren zugelassen. 1995 entdeckte es die brasilianische Ärztin Patrizia Rittes erst für die Schönheitsoperationen.

Brunke macht auf eine weitere Schwierigkeit aufmerksam: "Keiner weiß genau, wie der Abtransport des Fettes funktioniert und ob dadurch Organe belastet werden. Dirk Brandl hingegen hält Risiken bei der Fett-Ausscheidung für ausgeschlossen. Auch wenn sich die Nebenwirkungen in Grenzen halten, sind "ausreichende Aufklärung der Patienten und gute Ausbildung der Ärzte sehr wichtig", betont er und verweist auf die jahrelange Erfahrung, die das Netzwerk sammeln konnte.

Witzel empfindet dies aber als Hauptproblem. "Die so genannte Fett-Weg-Spritze wirkt zwar, aber unkontrolliert", unterstreicht er. Sie sei nur lokal an einer kleinen Stelle aktiv. Inwieweit die Fettzelle wirklich zerstört und endgültig verschwinden würde, darüber gebe es noch keine wissenschaftlichen Studien. Bis die Wirkung des "Wundermittels" also endgültig geklärt ist, muss sich der Abnehmwillige noch mit dem beschwerlichen Weg einer "normalen" Diät begnügen.

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