Alte schlafen ander als Junge Zu wenig Schlaf kann krankmachen

Düsseldorf · Schlaf ist nicht gleich Schlaf: Ältere Menschen klagen häufig über Probleme mit der Nachtruhe. Dabei verändert sich das Schlafbedürfnis im Laufe des Lebens. Es kann ganz normal sein, wenn der Schlaf flacher wird.

Zehn Tipps: Der gesunde Schlaf
Infos

Zehn Tipps: Der gesunde Schlaf

Infos
Foto: Shutterstock/baranq

Etwa ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Und schon lange wird vermutet, dass die erforderliche Schlafenszeit beim Menschen abhängig vom Lebensalter ist. So verschläft ein Neugeborenes gerne durchschnittlich 18 Stunden verteilt über den gesamten Tag, während Erwachsene nur noch zwischen sechs und acht Stunden benötigen, um sich zu erholen. Insbesondere Senioren beklagen sich über Probleme beim Einschlafen, häufige Schlafunterbrechungen und zu frühes Aufwachen. Sie erwachen wenig erfrischt, klagen über Schläfrigkeit am Tag und bekommen daher auch häufiger Schlafmittel verschrieben als jüngere.

Doch wie ein Team britischer und dänischer Schlafforscher herausfand, könnten die Klagen der Älteren mitunter unbegründet sein. Sie verglichen das Schlafverhalten von 110 gesunden Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, 40 bis 55 Jahren und 66 bis 83 Jahren miteinander. Generell schliefen die Senioren 20 Minuten weniger als Personen mittleren Alters, die wiederum 23 Minuten weniger schliefen als junge Menschen.

Kürzere Tiefschlafphasen

Nicht nur die Dauer, auch die Struktur des Schlafs verändert sich: Die Tiefschlafphase bei den Jüngeren betrug 17,3 Prozent der gesamten Schlafdauer, bei Personen im mittleren Alter 11,6 Prozent und bei den Ältesten nur noch 9,8 Prozent. Die Wissenschaftler werten diese Beobachtungen als Beweis für ein geringeres Schlafbedürfnis des Menschen mit zunehmendem Alter.

Denn trotz der kürzeren Tiefschlafphase waren in dieser Studie die Schläfrigkeit nach einer Schlafunterbrechung und die Neigung zu einem Nickerchen am Tag bei den Senioren wesentlich geringer als bei den jüngeren Teilnehmern der Untersuchung. Vielleicht sind manche als Schlafstörungen wahrgenommene Phänomene Abbild des verringerten Schlafbedürfnisses. Wenn die Dauer der Tiefschlafphase geringer ausfällt, werden die Aufwachereignisse zu Zeiten des flacheren Schlafs häufiger.

Welche biologische Funktion hat der Schlaf? An einer Antwort auf diese Frage scheiden sich bislang die Geister. Evolutionsforscher sehen in ihm eine Anpassung des Stoffwechsels an den Rhythmus von Tag und Nacht, wie man ihn fast überall in der Pflanzen- und Tierwelt beobachten kann. Weit verbreitet ist auch die Annahme, dass Schlaf eine Phase der schnellen Erholung von Körper und Geist ist, während der Stoffwechselprozesse wieder in einen harmonischen Takt gebracht werden und das Gehirn die während der Wachphase gemachten Erfahrungen verarbeitet.

Übergewicht durch verkürzten Schlaf

Wie wichtig ausreichender Schlaf ist, bewies ein Team australischer und amerikanischer Forscher. Sie sammelten die seit 1970 erschienenen medizinischen Fachveröffentlichungen zur Auswirkung einer Verringerung der Schlafdauer auf den Menschen. Das Fazit: Verkürzter Schlaf hat mitunter Übergewicht und Diabetes zur Folge. Als 14 gesunde Männer gezwungen wurden, ihre Schlafdauer für fünf Nächte auf nur vier Stunden zu verringern, erschienen die Endzwanziger vorzeitig um Jahre gealtert.

Sie zeigten Anzeichen einer eingeschränkten Fähigkeit zur Verwertung von Traubenzucker, wie sie auch bei weit Älteren im Vorfeld einer Diabeteserkrankung beobachtet werden kann. Auch war die Konzentration von Hormonen der Nebennierenrinde im Blutserum der Untersuchungsteilnehmer erhöht, was auf lange Sicht das Risiko für Diabetes und Gedächtnisschwäche erhöhen kann.

Ein akuter Schlafmangel ist in der heutigen Zeit oftmals nicht zu vermeiden. Vermutlich kann der Körper das Schlafdefizit aber in einem gewissen Rahmen durch eine Verstärkung der Schlafintensität und eine Verlängerung der Gesamtschlafdauer ausgleichen.

(RP/anch/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort