Impfung offenbar zu spät vorgenommen An Masern erkrankter Erwachsener in Niedersachsen gestorben

Hildesheim · In Niedersachsen ist ein an Masern erkrankter Erwachsener gestorben. Die Infektion hat maßgeblich zu seinem Tod beigetragen; ob sie tatsächlich die Ursache gewesen sei, wird erst in einigen Wochen feststehen.

Zu spät geimpft: An Masern erkrankter Erwachsener in Niedersachsen gestorben
Foto: dpa/Marius Becker

Das sagte Sprecherin des Landkreises Hildesheim, Birgit Wilken, am Dienstag. Die Person im Alter zwischen 30 und 40 Jahren sei acht Tage vor ihrem Tod erstmals gegen Masern geimpft worden, nachdem im familiären Umfeld die Krankheit aufgetreten war. Die Impfung habe in diesem Fall allerdings die Erkrankung nicht mehr verhindern können.

Aus Datenschutzgründen wurden keine näheren Angaben zu dem Todesopfer gemacht. Die Person hatte drei Tage vor ihrem Tod im April das klinische Bild einer Maserninfektion gezeigt, auch mit dem typischen Hautausschlag. Warum es zu einem derartig schnellen und schweren Verlauf der Krankheit kam, sei noch nicht abschließend geklärt, hieß es vom Kreis. Es werden noch weitere Untersuchungsergebnisse in den kommenden Wochen erwartet.

Das Statistische Bundesamt listet für Deutschland 2016 zwei direkt erfasste Masern-Todesfälle auf. 2015 seien es drei gewesen. Hinzu kommen einige Todesfälle durch eine Spätfolge, die Hirnkrankheit subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), die oft erst Jahre nach der Maserninfektion einsetzt und bei der es zu Veränderungen der Schulleistung und der Persönlichkeit kommt. Davon gab es 2016 nach Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (bge-bund) vier Todesfälle und 2015 einen. Es kann zudem sein, dass einige Fälle nicht registriert wurden.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will verpflichtende Masern-Impfungen für Kita- und Schulkinder mit Geldstrafen bis 2500 Euro und einem Ausschluss vom Kita-Besuch durchsetzen. Die Impfpflicht soll ab 1. März 2020 gelten, wie aus einem Gesetzentwurf hervorgeht. In Hildesheim hatte es vor einigen Wochen einen größeren Masernausbruch gegeben.

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Die Leiterin des Hildesheimer Gesundheitsamtes, Katharina Hüppe, sagte: „Wir wissen, Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Gehirnentzündungen durch Maserninfektionen sind keine Seltenheit. Tödliche Verläufe sind bekannt, ungefähr jede 1000. Masernerkrankung führt zum Tod.“ Die Sprecherin des Landesgesundheitsamtes, Dagmar Ziehm, sagte, die Impfung habe die Infektion nicht mehr verhindern können. „Sie ist zu spät gekommen.“

Europaweit gab es im vergangenen Jahr bei 80.000 Maserninfektionen mehr als 70 Todesfälle, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das EU-Präventionszentrum ECDC kürzlich mitteilten.

(felt/dpa)
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