Ambulante Pflegedienste Zehn Minuten pro Patient für Pflege

Düsseldorf · In NRW werden rund 120.000 Menschen täglich von ambulanten Pflegediensten versorgt. Die Rahmenbedingungen der Pflege haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Bei einer vierstündigen Pflegediensttour müssen mittlerweile 16 Patienten versorgt werden – 2003 waren es noch drei Menschen weniger.

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Foto: AP, AP

In NRW werden rund 120.000 Menschen täglich von ambulanten Pflegediensten versorgt. Die Rahmenbedingungen der Pflege haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Bei einer vierstündigen Pflegediensttour müssen mittlerweile 16 Patienten versorgt werden — 2003 waren es noch drei Menschen weniger.

Die Freie Wohlfahrtspflege NRW weist nun mit ihrer Aktion "Hilfe! Mehr Zeit für die Pflege" auf die signifikante Arbeitszeitverdichtung hin. Ursache ist die Unterfinanzierung der Pflegeleistungen durch die Krankenkassen. Während die Kosten seit 2002 um 20 Prozent angestiegen seien, erhöhten die Kassen die Vergütungen nur um sieben Prozent. "Die Lücke von 13 Prozent mussten die Dienste durch Rationalisierungen ausgleichen", kritisiert Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Dies gehe zulasten der Patienten und bedrohe die Qualität der Pflege.

Wenn eine Pflegekraft beispielsweise einem 86-jährigen Mann seine Medikamente verabreiche, beim Inhalieren helfe, ihm Augentropfen gebe und die Kompressionsstrümpfe ausziehe, vergüte die Krankenkasse dies mit 9,12 Euro, sagte Regina Pascoletti, Leiterin eines Pflegedienstes in Krefeld. In diesem Betrag seien die Kosten für die Anfahrt bereits enthalten.

Die Wohlfahrtsverbände wollen in den nächsten Wochen mit mehr als 40 Aktionen auf die Situation der ambulanten Pflege aufmerksam machen. Geplant sind unter anderem Infostände, Diskussionen, Protestmärsche und ein Autokorso.

Auch NRW-Pflegeministerin Barbara Steffens (Grüne) sieht den Streit zwischen den Kosten- und Leistungsträgern über eine leistungsgerechte Vergütung mit großer Sorge. Ambulante Pflegedienste seien unverzichtbar, wenn man kranken und pflegebedürftigen Menschen ermöglichen wolle, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben.

"Die Vergütung der ambulanten Dienste muss so gestaltet sein, dass es ihnen möglich ist, ihren Beschäftigten einen der menschlich und fachlich anspruchsvollen Arbeit entsprechenden Lohn zu zahlen", sagte Steffens. Sonst werde es in Zukunft nicht gelingen, junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen.

(RP/sap/jco)
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