Gesundheit Zahl der Keuchhustenfälle in NRW nimmt zu

Berlin · Wer in diesen Tagen viel hustet, denkt als erstes an eine Erkältung. Dahinter kann jedoch auch der hochansteckende Keuchhusten stecken. Noch nie wurden so viele Fälle wie 2016 registriert. Auch in NRW verzeichnet das Robert-Koch-Institut einen Ausbruch der Krankheit.

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Die Zahl der Keuchhusten-Infektionen in Deutschland ist auf einen neuen Höchststand gestiegen. Im Jahr 2016 registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) 22.119 Fälle — mit Abstand die meisten seit dem Beginn der bundesweiten Meldepflicht im Jahr 2013. Mit 2653 gemeldeten Fällen, war der Ausbruch in NRW am zweitstärksten. Nur in Bayern wurden mehr Keuchhustenkranke registriert (3016).

Im Jahr 2015 wurden in NRW noch rund 1000 Fälle erfasst. "Die Daten zeigen, dass es im Jahr 2016 in NRW zu einem Ausbruchsgeschehen kam", sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des RKI.

Bundesweit erkrankten 2013 rund 12.600 Patienten im Jahr, 2015 rund 14.000. "Dabei handelt es sich vermutlich um eine Krankheitswelle, aber die Zahlen entstehen auch, weil die Krankheit insgesamt immer mehr erfasst wird", sagt Glasmacher.

In NRW hält der Trend an. Seit Jahresanfang 2017 wurden bereits 172 Keuchhustenfälle gemeldet. Damit führt das Bundesland die Tabelle weiter gemeinsam mit Bayern an. Dort wurden bislang 196 Erkrankungen gemeldet. Besonders betroffen sind laut den Meldedaten des RKI die Stadt Düsseldorf, der Landkreis Neuss und der Landkreis Mettmann. Zum Vergleich: Während in Köln 2016 insgesamt 105 Keuchhustenfälle gemeldet wurden, waren es in Düsseldorf 141. Anfang 2017 sind in der Landeshauptstadt bereits neun Fälle bekannt. In Köln nur vier.

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Trotz der auffällig hohen Zahlen gibt Glasmacher Entwarnung: "In den ostdeutschen Bundesländern werden die Keuchhustenfälle schon seit 2001 erfasst. Die Zahlen zeigen, dass es bei Keuchhusten immer wieder zu Spitzen kommt. Das ist also erstmal nichts Ungewöhnliches." Ein Blick in die Datenbank zeigt: In den ostdeutschen Bundesländern waren die Fallzahlen 2007 und 2012 besonders hoch.

Besonders gefährlich ist Keuchhusten (Pertussis) für Säuglinge. 2016 starben in Deutschland drei Babys an der Infektion. Das sind mehr als üblich. Aber der Schrecken, den Keuchhusten vor der Schutzimpfung seit den 1930er Jahren hatte, ist fast vergessen. Damals starben in Deutschland 10.000 Säuglinge pro Jahr an der hochansteckenden Infektion.

Die Bakterien verbreiten sich durch Husten, Niesen oder Sprechen über winzige Tröpfchen aus dem Nasen-Rachen-Raum. Bei der Einschulung waren nach den jüngsten RKI-Daten für 2014 fast 97 Prozent der Kinder in Ostdeutschland und 95 Prozent in Westdeutschland gegen Keuchhusten geschützt.

Ganz anders bei den Erwachsenen — da ist es je nach Lebensalter nur jeder fünfte bis zehnte. Bei jungen Eltern hat ein Drittel einen Impfschutz, bei Schwangeren ein Fünftel. Dabei gelten Familien mit kleinen Kindern als Hauptrisikogruppe.

"Das Problem ist, dass es erst seit 2009 eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur Impfung gegen Keuchhusten gibt", sagt Glasmacher. "Deswegen denken viele Erwachsene, aber auch viele Hausärzte noch nicht daran."

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Am besten sei es, die Impfung gemeinsam mit der nächsten Auffrischung gegen Tetanus und Diphterie durchzuführen. "Das ist eine Injektion für alle drei Krankheiten, man muss also nichts zusätzlich machen", sagt Glasmacher, weist aber auch darauf hin: "Das Problem bei Keuchhusten ist, dass im Gegensatz zu Masern weder die Impfung noch eine Erkrankung ein Leben lang schützt." Selbst ehemalige Keuchhusten-Patienten sollten sich also nach einigen Jahren wieder gegen die Infektion impfen lassen.

Bei Kleinkindern sind allerdings vier Teilimpfungen gegen Keuchhusten notwendig. Dazu kommen zwei Auffrischungen, einmal im Kindes-, einmal im Jugendalter.

Ist eine werdende Mutter nicht geimpft, hat ihr Baby bis zur ersten Immunisierungsmöglichkeit im Alter von zwei Monaten keinen Schutz. Es gebe deshalb Überlegungen, Schwangeren die Impfung generell zu empfehlen, sagte die Expertin. Zumindest kommt die Keuchhusten-Forschung mit der Meldepflicht nun weiter voran. "Wir hatten noch nie so viele Daten."

(ham)
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