Zuckertee wird über Tochterfirma verkauft Wofür Hipp doch nicht mit seinem Namen steht

Düsseldorf · Ein Kindertee, der 96 Prozent Zucker enthält? Das stieß auf heftige Kritik von Verbrauchern. Hipp nahm das Pulver daraufhin vom Markt - und brachte es über die Tochterfirma Bebivita doch wieder ins Regal zurück zurück.

Goldener Windbeutel 2013: Kandidaten für die dreisteste Werbelüge für Kinderlebensmittel
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2013: "Goldener Windbeutel" für dreiste Werbungen

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Foto: foodwatch

Werbung gibt es viel. Aber nur wenige Slogans setzen sich wirklich im Kopf der Verbraucher fest. "Nicht nur sauber, sondern rein", ist so einer, aber auch das oft gehörte "von der Natur für die Natur - dafür stehe ich mit meinem Namen", verbunden mit dem vertrauensvollen Lächeln von Herrn Hipp persönlich, ist Teil der Liste. Doch jetzt macht dem Saubermann-Image der hauseigene Kindertee immer wieder einen Strich durch die Kampagne. Denn wie Verbraucherschützer aufdeckten, verkauft Hipp einen gegen gängige Empfehlungen für Kinderernährungen verstoßenden Früchte-Tee. Das zwar nicht mehr als Hipp-Produkt, dafür jedoch unter dem Firmennamen "Bebivita".

Verbraucherschützer gegen Hipp

Die erste Schelte musste Hipp wegen des Instant-Tees schon 2012 einstecken. Damals nominierten die Verbraucherschützer von foodwatch die Kindertees "Früchte", "Waldfrüchte" und "Apfel-Melisse" für ihren Negativpreis "Goldener Windbeutel". In der Kritik stand, dass die Tees als Durstlöscher für Babys und Kinder deklariert wurden, obwohl sie den Empfehlungen für Kinderernährung widersprachen: Immerhin, das Pulver für den Tee besteht zu 96 Prozent aus Zucker. Das sind laut foodwatch zweieinhalb Stück Würfelzucker pro Teetasse - und das, obwohl Kindergetränke laut Experten eigentlich ungesüßt sein sollten.

Mehr als 44.000 Verbraucher gaben dem Zucker-Tee ihre "Buh"-Stimme und wählten ihn damit zum Sieger des Goldenen Windbeutels - also dem Kinderprodukt mit der dreistesten Werbemasche. Hipp reagierte daraufhin direkt, und nahm das Getränk vom Markt. Das jedenfalls ließ man die Verbraucher glauben.

Hipp und Bebivita - Ein Dreamteam

Tatsächlich ist das Zuckerpulver allerdings immer noch in den Supermarkt-Regalen zu finden. Inzwischen jedoch mit einem anderen Etikett. Denn der Hipp-Konzern besitzt noch eine Tochterfirma. Die nutzt Produkte aus gängiger Landwirtschaft, anstatt aus Bioanbau und ist wesentlich günstiger. Zugegeben, ganz dasselbe ist es nicht: Das Bebivita-Granulat besteht laut Verbraucherschützern aus 94 Prozent Zucker, das Produkt ist für Kinder ab zwölf Monate und es enthält das Säuerungsmittel Zitronensäure (E 330). Ein Stoff auf den die Öko-Marke Hipp mit dem Verweis auf gesundheitliche Gründe öffentlich verzichtet. Denn das Mittel gilt als zahnschädigend, und ist somit unpassend für die "kindergerechten" Produkte von Hipp. Maßstäbe, die für Bebivita anscheinend nicht gelten. Einen Verweis darauf, dass Bebivita eigentlich ein Hipp-Produkt ist, gibt es auf den Schachteln nicht.

"Es gibt Produkte, für die Claus Hipp nicht mit seinem Namen stehen will — die verkauft er dann eben einfach unter dem Namen Bebivita", erklärte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelwerbung bei foodwatch. "Man möchte es Herrn Hipp so gern abnehmen, dass es nicht nur um Profit, sondern wirklich auch um die Gesundheit der Kinder geht — die Produktpolitik bei der Tochterfirma Bebivita legt eher den gegenteiligen Eindruck nahe. Klar ist: Tee braucht gar keinen Zucker — da hilft es auch nicht, wenn sich Hipp mit Apfelschorle oder Limonade vergleicht."

Warnung vor Zahnschäden

Verschwiegen wird von Bebivita übrigens nichts. Auf der Rückseite der Schachtel finden kritische Mütter und Väter den Hinweis: "Dieses Getränk enthält Kohlenhydrate, die durch häufiges oder andauerndes Nuckeln aus der Flasche schwere Zahnschäden (Karies) verursachen können." Allerdings steht vorne auf der Packung auch der deutlich sichtbare Werbeaufdruck "mild gesüßt".

(ham)
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