Virus-Epidemie in Westafrika WHO registriert mehr als 4000 Ebola-Tote

Genf · Der schlimmsten Ebola-Epidemie aller Zeiten sind in Westafrika seit Jahresbeginn mehr als 4000 Menschen zum Opfer gefallen. Bis zum 8. Oktober hätten sich 8399 Menschen in sieben Ländern infiziert, von denen 4033 gestorben seien, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag in Genf mit.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Mehr als jeder zweite Todesfall wurde laut WHO im besonders schwer betroffenen Liberia registriert. Die anderen beiden Seuchenschwerpunkte sind das Nachbarland Sierra Leone sowie Guinea. 233 Todesfälle in diesen drei Ländern entfielen auf medizinisches Pflegepersonal. Vereinzelte Todesfälle gab es auch in Nigeria, Spanien und in den USA. In Liberia wurde Journalisten unterdessen der Zugang zu Ebola-Behandlungszentren untersagt, die über Streiks von Medizinern berichten wollten.

In Spanien hatte sich mit der Krankenpflegerin Teresa Romero erstmals ein Mensch in Europa mit dem Ebolavirus infiziert. Sie arbeitete in der Klinik Carlos III. in Madrid, in der zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola starben. Am Freitag wurden drei weitere Menschen in die Klinik eingeliefert, die Kontakt zu der Pflegerin gehabt haben könnten. Damit stehen nun insgesamt 17 Menschen in dem Krankenhaus unter Quarantäne. Romero kämpfte am Samstag weiter um ihr Leben.

Auch in Brasilien wurde am Freitag ein Mann aus Guinea unter Quarantäne gestellt. Die Gesundheitsbehörden betonten, es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Der Mann habe zwar Fieber gehabt, dieses sei aber wieder gesunken. Auch Kolumbien teilte am Freitag mit, drei Rückkehrer aus Afrika zunächst isoliert zu haben. Bei zwei von ihnen habe sich der Ebola-Verdacht nicht bestätigt, der dritte stehe weiter unter Beobachtung. In Madezonien wurden mehrere Menschen unter Quarantäne gestellt, die Kontakt zu einem möglicherweise an Ebola verstorbenen Briten hatten.

In Paris konnte ein Ebola-Verdacht bei einer Frau am Freitag ausgeräumt werden, die zuvor in eine Klinik gebracht worden war. Die marokkanische Regierung forderte unterdessen, den für 2015 geplanten Africa-Cup wegen der Ebola-Epidemie zu verschieben.

Angesichts der zunehmenden Ebola-Fälle auch außerhalb Afrikas reagierten zahlreiche Länder mit verstärkten Vorsichtsmaßnahmen. Die kanadische Regierung rief ihre Staatsbürger am Freitag auf, die betroffenen westafrikanischen Länder zu verlassen. An den eigenen Grenzen wurden zudem Maßnahmen zur Kontrolle von Reisenden getroffen. Auch die USA und Großbritannien verstärkten die Kontrollen an Flughäfen.

An deutschen Airports soll es nach Angaben des Flughafenverbandes ADV zunächst kein sogenanntes Thermoscreening geben. Der Aufwand sei sehr hoch, zugleich sei der Nutzen zweifelhaft, teilte der Verband mit. Aufgrund der Inkubationszeit von 21 Tagen sei die Chance, einen an Ebola erkrankten Passagier zu entdecken, äußerst gering. Gleichwohl seien die deutschen Flughäfen auf Ebola-Verdachtsfälle gut vorbereitet.

Auch Bundesgesundheitsminister Gröhe sagte der "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe), Deutschland sei gut aufgestellt, es gebe keinen Grund zur Sorge. Die Notfallpläne würden regelmäßig geübt. Zudem verfüge Deutschland über "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren".

Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnte indes, die Zahl der Ebola-Fälle könne bis Januar 1,4 Millionen erreichen, sollten keine verstärkten Maßnahmen getroffen werden. Die UNO erklärte, bislang habe die internationale Gemeinschaft erst rund ein Viertel der benötigten Hilfen von einer Milliarde Dollar (780 Millionen Euro) bereitgestellt. Weltbank-Chef Jim Yong Kim regte am Freitag einen globalen Nothilfefonds zur Bekämpfung von Epidemien an.

Nach Informationen der Zeitung "Die Welt" (Samstagsausgabe) erwägt die EU eine Militäroperation in den Ebola-Gebieten Westafrikas. Dabei sollten europäische Soldaten Krankenstationen aufbauen und anschließend militärisch sichern.

(AFP)
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