Münchhausen-by-proxy Wenn Mütter ihre Kinder krank machen

Leipzig (rpo). Knochenbrüche und Vergiftungen sind bei Kindern nichts Ungewöhnliches. Wenn sich diese Fälle häufen, steckt manchmal leider die eigene Mutter dahinter.

<P>Leipzig (rpo). Knochenbrüche und Vergiftungen sind bei Kindern nichts Ungewöhnliches. Wenn sich diese Fälle häufen, steckt manchmal leider die eigene Mutter dahinter.

Münchhausen-by-proxy heißt diese besondere Art der Kindesmisshandlung. Baron von Münchausen, der sogenannte "Lügenbaron", gab dem dem Krankheitsbild seinen Namen. Die "Lügner" sind in diesem Fall Menschen, die eine Erkrankung vortäuschen oder selbst herbeiführen. "Das Spektrum reicht von selbst beigebrachten Verletzungen bis zu falschen Aussagen über vorhandene Symptome", so Prof. Dr. med. habil. Werner Johann Kleemann, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Leipzig.

In besonders schlimmen Fällen erregen Mütter bei ihrem Kind Krankheiten. Vom Spritzen von Gift oder Medikamenten über Ausschlag, Erbrechen, und nicht heilenden Wunden ... bis zum Tode. Britische Analysen ergaben, dass zehn bis zwölf Prozent aller betroffenen Kinder diese Krankheit ihrer Mütter nicht übeleben.

Besonders hellhörig sollten Mediziner werden, wenn ein Kind immer wieder anderen Ärzten vorgestellt wird, weil die vorangegangenen angeblich nicht gründlich genug untersucht und nicht geduldig genug therapiert hätten.

Der Experte Kleemann warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen. Der Verdacht, dass eine betreuende Person am Münchhausen-by-proxy-Syndrom leidet, dürfe nicht zu einer übereilten Konfrontation führen. Der Mutter bliebe nämlich die Möglichkeit des sofortigen Arztwechsels. Und da in Deutschland kein Zentralregister mit Patientendaten existiere, würde der neu angesteuerte Kollege das Kind auf deren Drängen abermals allen nur erdenklichen Diagnoseverfahren aussetzen und mit aussichtslosen Therapieversuchen beginnen."

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