Periphere arterielle Verschlusskrankheit Wenn das Bein schmerzt...

Düsseldorf (RPO). PAVK – die periphere arterielle Verschlusskrankheit – ist eine oft unterschätzte Erkrankung der Gefäße, die sich vor allem in den Beinarterien zeigt. In späten Stadien können Betroffene nur kurze Strecken schmerzfrei gehen. Aber auch Gerinnsel in Arterien und Venen können böse Folgen haben.

 Schmerzen im Bein sollten nicht unterschätzt werden.

Schmerzen im Bein sollten nicht unterschätzt werden.

Foto: ddp

Düsseldorf (RPO). PAVK — die periphere arterielle Verschlusskrankheit — ist eine oft unterschätzte Erkrankung der Gefäße, die sich vor allem in den Beinarterien zeigt. In späten Stadien können Betroffene nur kurze Strecken schmerzfrei gehen. Aber auch Gerinnsel in Arterien und Venen können böse Folgen haben.

Was ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)?

Es handelt sich um eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) in den Beinarterien. Sie ist sehr oft Ausdruck einer Systemerkrankung, die sich also auch in anderen Gefäßen abspielen kann und die mit Verengungen und sogar Verschlüssen von Arterien einhergeht.

Warum ist über die PAVK in der Bevölkerung so wenig bekannt?

Schmerzen in den Beinen werden von den Betroffenen meist lax als Alterserscheinung oder Folge einer Überbeanspruchung abgetan. Gegenüber der koronaren Herzerkrankung gilt die PAVK zuweilen als marginale Krankheit. Mehr noch, die PAVK fristet in der öffentlichen Wahrnehmung und im Informationsangebot des Gesundheitswesens ein Schattendasein. Deshalb lautet das Motto der Deutschen Gesellschaft für Angiologie für ihre derzeitige Informationskampagne überaus einleuchtend: "Verschlusssache PAVK".

Warum ist das rechtzeitige Erkennen der Krankheit so wichtig?

Einmal, um Beschwerden frühzeitig richtig zuordnen zu können. Außerdem leidet jeder zweite Patient mit PAVK auch an einer koronaren Herzkrankheit mit Infarktrisiko, jeder vierte an Verengungen der hirnversorgenden Arterien mit Risiko eines Schlaganfalls. Die PAVK ist also eine "Indiz-Erkrankung". Sie ist häufig; 4,5 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen, vor allem Diabetiker und Raucher.

Ist PAVK heilbar?

Ursächlich nicht. Jede Arteriosklerose, also auch die PAVK, lässt sich in ihrem Verlauf nur beeinflussen, indem der Betroffene sämtliche Risikofaktoren konsequent ausschaltet: Rauchen, Diabetes, Cholesterinerhöhung und hohen Blutdruck. Auch Vererbung spielt eine Rolle.

Wie macht sich die PAVK bemerkbar?

Lange Jahre bis Jahrzehnte überhaupt nicht — so lange dauert es, bis die Schlagadern sich so weit verändert haben, dass Beschwerden auftreten. Am Anfang der Beschwerden steht meist die "Schaufensterkrankheit". Sie hat ihren Namen von Schmerzen beim Gehen. Dabei werden die Beinmuskeln nicht mehr genügend mit Blut versorgt, um den Sauerstoffbedarf zu decken. Es kommt zu Muskelbeschwerden, oft in der Wade, dierasch abklingen, wenn man stehenbleibt (oft vor einem Schaufenster).

In fortgeschrittenen Stadien reicht die Blutversorgung auch in Ruhe nicht mehr aus, es kommt zu quälenden Schmerzen in Fuß und Unterschenkel, vor allem im Liegen. Ist die Krankheit so weit fortgeschritten, entstehen — wie beim Infarkt des Beines — rasch Wunden oder Nekrosen (absterbendes Gewebe) an Zehen und Füßen.

Warum müssen Diabetiker besonders aufmerksam sein?

Bei ihnen wie auch im Alter kann das Warnsignal des Muskelschmerzes durch eine Erkrankung der sensiblen Nerven ausbleiben, so dass die PAVK sich erst spät bemerkbar macht und schwer zu behandeln ist. Deshalb ist es bei diesen Patientengruppen wichtig, früh Klarheit über eine PAVK zu erlangen.

Wie wird untersucht?

Zunächst tastet der Arzt die Fußpulse. Das ist manchmal schwierig und sollte bei Verdacht auf eine PAVK immer mit einer Druckmessung der Knöchelarterien kombiniert werden. Ist die PAVK auf diese Weise sicher diagnostiziert, muss der Arzt sodann klären, wo genau sich die entscheidenden Gefäßveränderungen befinden und wie ausgedehnt sie sind. Davon hängt die Behandlung ab.

Wie behandelt man diese Gefäßverschlüsse?

Unter bestimmten Bedingungen kann sich der Körper im Stadium der "Schaufensterkrankheit" seine eigenen Bypässe schaffen — durch ein regelmäßiges Gehtraining unter kundiger Anweisung, wobei natürlich angelegte Umgehungskreisläufe aktiviert werden. Es gibt mehrere Methoden, die Durchblutung zu verbessern: nichtoperativ durch ein Katheterverfahren (Eröffnung des Gefäßes meist durch Ballonkatheter oder Stent) und operativ durch Anlage eines Bypasses mit körpereigener Vene oder Kunststoffgefäß durch "Ausschälen" der verschlossenen Arterie.

Im Stadium der "Schaufensterkrankheit"kann man behandeln, in fortgeschrittenen Stadien muss man es, um das Bein zu retten. Welches Verfahren man wählt, hängt vom Einzelfall ab. Unter bestimmten Bedingungen ist eine abwartende und medikamentöse Behandlung noch möglich.

Wie können auf anderem Weg Verschlüsse in Beinarterien entstehen?

Etwa durch eine thrombotische Komplikation. Über die Gefäßablagerung der Arteriosklerose, die sogenannte Plaque, wächst ja mit der Zeit wieder eine neue Gefäßinnenhaut. Wenn sie einreißt, tritt die typische Gerinnungskaskade in einer Wunde ein — ein Thrombus bildet sich, der aus Thrombozyten (Blutplättchen) und Fibrin (dem aktivierten Klebstoff der Gerinnung) besteht. Solche Thromben können das Gefäß ebenso verschließen wie Blutgerinnsel, die durch eine Herzrhythmusstörung wie Vorhofflimmern in die Hauptschlagader und im weiteren Verlauf in die Beinarterie ausgespült werden.

Wer ist spezialisiert auf die PAVK?

Zunächst die Gefäßspezialisten wie Angiologen und Gefäßchirurgen. Die Angiologen beschäftigen sich mit allen nichtoperativen Aspekten von Gefäßerkrankungen, also Erkrankungen von Arterien, Venen und Lymphgefäßen. Die Angiologie ist übrigens das jüngste Schwerpunktfach der Inneren Medizin, es gibt sie offiziell seit 1992.

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