Zellen sterben eher ab Warum wir durch Stress schneller altern

Washington (rpo). Man muss kein Mediziner sein, um zu wissen, dass permanenter Stress nicht gut für das Wohlbefinden ist. Jetzt haben Forscher jedoch ermittelt, wie genau sich Stress auf unser Lebensalter auswirkt und warum wir durch Stress anfälliger für bestimmte Krankheiten werden.

Langjähriger Stress lässt Menschen schneller altern, indem er die Lebensdauer bestimmter Körperzellen vermindert. Das schließen amerikanische Wissenschaftler aus den Ergebnissen einer Studie mit 58 Frauen. In Immunzellen von Probandinnen, die seit Jahren unter starkem Stress standen, waren dabei die Enden der Chromosomen deutlich kürzer als bei Frauen mit weniger Stress.

Die Länge dieser DNA-Bereiche bestimmt, wie oft sich eine Zelle teilen kann und damit auch ihre Lebenserwartung. Die Entdeckung könnte auch erklären, warum Stress anfälliger für verschiedene Krankheiten macht, schreiben die Forscher um Elissa Epel von der Universität von Kalifornien in San Francisco in der Fachzeitschrift "PNAS" (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0407162101).

Bei der Geburt bestehen die so genannten Telomere am Ende der Chromosomen aus mehreren tausend Bausteinen. Im Laufe des Lebens verkürzen sie sich jedoch bei jeder Zellteilung. Unterschreiten sie eine bestimmte Länge, geht bei der nächsten Teilung wichtige genetische Information verloren und die Zelle stirbt. Die Länge der Telomere kann demnach als Marker für das Alter einer Zelle betrachtet werden. In Zellen, die sich sehr häufig teilen müssen, wie Knochenmarkstammzellen oder auch Immunzellen, ergänzt das Enzym Telomerase nach jeder Teilung das fehlende Stück, so dass sich diese Zellen sehr viel häufiger teilen können als andere Körperzellen.

Um herauszufinden, ob die Telomere an der bereits früher beobachteten Wirkung von Stress auf Immunsystem und Alterungsprozesse eine Rolle spielen, untersuchten Epel und ihre Kollegen Immunzellen von Frauen. Sie analysierten dabei die Telomerlänge, die Aktivität der Telomerase und die Menge aggressiver freier Radikale, die ebenfalls mit dem Altern in Verbindung gebracht werden. Stress beeinflusste alle drei Faktoren, entdeckten die Wissenschaftler: Je mehr Stress die Frauen in ihrem Alltag erlebten und je länger diese Belastung schon andauerte, desto kürzer waren ihre Telomere, desto weniger aktiv war die Telomerase und desto mehr freie Radikale bildeten ihre Zellen.

Bei den Frauen mit dem höchsten Stressniveau waren die Telomere so stark verkürzt, dass ihre Zellen biologisch betrachtet etwa zehn Jahre älter waren als die von Frauen mit wenig Stress. Die Forscher vermuten, dass eine erhöhte Produktion von Stresshormonen die Bildung der freien Radikale verstärkt. Diese wiederum schädigen die Telomerase. Diese beschleunigte zelluläre Alterung sei wahrscheinlich auch der Grund, warum bei Menschen mit Stress Krankheiten wie Herzprobleme und Immunschwäche häufiger auftreten als bei anderen, schreiben die Wissenschaftler.

(afp)
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