Epidemie in Westafrika Wie groß ist die Ebola-Gefahr in Deutschland?

Düsseldorf · Über 600 Tote hat das Ebola-Virus inzwischen in Westafrika gefordert. Für viele weckt das die Sorge, die Krankheit könnte sich auch in Deutschland ausbreiten. Wir haben im Gespräch mit dem Robert-Koch-Institut geklärt, wie wahrscheinlich das ist und wie sich Ebola eindämmen lässt.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Die Bilder aus Ländern wie Sierra Leone beunruhigen in diesen Tagen nicht nur Afrika-Reisende. Auch in Europa fragen sich viele, ob die Ebola-Infektion etwa durch einen Betroffenen per Flugzeug nach Deutschland und in andere Länder in diesen Breitengraden kommen könnte. "Dabei ist Ebola wirklich eine sehr spezielle Erkrankung, und es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich das Virus in Deutschland ausbreitet", sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin. "Das liegt schon alleine daran, dass man einen sehr engen Kontakt mit Betroffenen haben oder infiziertes Tierfleisch essen muss, um sich überhaupt anzustecken."

Käme es doch zu einem solchen Einzelfall, bei dem ein Infizierter mit dem Flugzeug nach Deutschland oder Europa reiste, "dann könnte die Erkrankung sofort durch eine Isolation eingedämmt werden", so die Mitarbeiterin des RKI. "Völlig ausschließen lässt es sich natürlich nicht, aber bislang ist so ein Einzelfall, indem sich ein an Ebola-Erkrankter in ein Flugzeug gesetzt hat, aber bislang nicht bekannt", fügt Glasmacher hinzu.

In Entwicklungsländern ist eine echte Quarantäne kaum möglich

Schwierig ist die Situation natürlich für die Mediziner vor Ort. "Eine Ebola-Ausbreitung über so viele Länder gleichzeitig, gab es bisher tatsächlich noch nicht", erklärt Glasmacher weiter. "Aber die Industrieländer haben so gute Gesundheitssysteme, dass sie mit einem Ebola-Einzelfall eben durch Isolierung des Patienten sehr gut umgehen könnten."

Dazu gehören etwa die Sonderisolierstationen. Die größte ihrer Art befindet sich in Berlin und bietet 22 Betten für Patienten mit hochansteckenden Krankheiten. Sie sind durch spezielle Schleusen vom Rest des Krankenhauses abgetrennt. Es gibt eine eigene Luftzufuhr, die beim Absaugen durch Hochleistungsfilter gereinigt wird. Abwasser und Müll werden zudem gesondert behandelt. Das in Schutzanzüge gekleidete Personal durchläuft beim Verlassen des Bereiches einen Desinfektionsvorgang. Aber auch in anderen Bundesländern, darunter NRW gibt es an einzelnen Krankenhäusern entsprechende Einheiten. In der Regel sind sie verbunden mit einem Kompetenzzentrum, das auf Epidemien spezialisiert ist, und somit den behandelnden Medizinern beratend zur Seite stehen kann.

In den Westafrikanischen Ländern wie Sierra Leone und Liberia stehen dagegen an den meisten Orten nur Zäune, Zelte und Holzhütten zu Quarantäne-Zwecken zur Verfügung. Selbst Krankenhäuser sind in Entwicklungsländern nur mit dem Mindeststandard ausgestattet.

Amerikanische Seuchenbehörde mit neuem Aktionsplan

Auch die amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC hatte sich am vergangenen Wochenende zuversichtlich geäußert, laut dem Leiter Tom Frieden soll es nun einen Aktionsplan geben, der zum einen eine bessere Versorgung der Kranken vorsieht und zum anderen Quarantäne als Maßnahme beinhaltet.

Auch im Zusammenhang mit anderen schweren Infektionskrankheiten hat sich Quarantäne bereits als gutes Mittel gegen ihre Verbreitung erwiesen, so etwa bei dem SARS-Erreger 2002 in China.

(ham)
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