Zombie-Gene wie bei "Walking Dead"? Forscher entdecken Gene, die sich nach dem Tod aktivieren
Düsseldorf · "The Walking Dead" ist eine der beliebtesten TV-Serien aller Zeiten. Zombies bevölkern darin die Welt und fressen Menschen auf. Jetzt hat ein amerikanischer Wissenschaftler herausgefunden: Zumindest untote Gene gibt es wirklich. Sie aktivieren sich tatsächlich erst nach dem Tod.
Der Atem steht still und das Herz hört auf zu schlagen — wenn der Körper stirbt, hört alles auf zu arbeiten. So dachten Mediziner und Wissenschaftler bislang. Jetzt zeigt eine neue Studie: Es gibt untote Gene. Gene also, die erst dann beginnen zu arbeiten, wenn der Körper, der sie in sich trägt, verstorben ist.
Was sich anhört wie der Anfang eines Horror-Romans, ist Realität. "Wir sind davon ausgegangen, dass der plötzliche Tod eines Wirbeltiers mit einem Auto vergleichbar wäre, dem der Sprit ausgeht. Für eine kurze Weile sind die Kolben noch aktiv und die Zündkerzen blitzen ein letztes Mal auf, bevor das Auto komplett liegen bleibt und stirbt", sagte Peter Noble, Mikrobiologe an der Universität Washington dem Online-Magazin "Wired".
Mit einer entsprechenden Erwartung gingen er und sein Team an eine Studie zur Erforschung der DNA von toten Mäusen und Zebrafischen. Was sie aber tatsächlich herausfanden, überraschte die Wissenschaftler: Hunderte Gene sind auch nach dem Tod eines Organismus noch aktiv, einige springen dann sogar überhaupt erst an.
Für die Analysen entnahm das Forscher-Team aus 43 Zebrafischen und 20 Mäusen verschiedene Teile des Kadavers. Dann extrahierten sie zu verschiedenen Zeitpunkten nach dem Tod der Tiere einen bestimmten Bestandteil der DNA, nämlich die Boten-RNA (m-RNA). Sie macht es möglich, dass die Informationen der Gene gelesen und im Körper umgesetzt werden können. Insgesamt wurde so die Aktivität von mehr als 1000 Genen kontrolliert. Mit erstaunlichem Ergebnis.
Noch mehrere Tage nach dem Tod der Tiere veränderten sich ihre Gene. Bei den Zebrafischen zog sich diese Phase über vier Tage, bei den Mäusen über zwei Tage. Hunderte Gene waren in dieser Zeit noch aktiv. Andere wurden sogar noch aktiver. Wieder andere schalteten sich sogar erst nach dem Tod ein. "In der Autoanalogie würde das bedeuten, dass der Wagen, lange nachdem ihm der Sprit ausgegangen ist, plötzlich zu hupen beginnt oder der Scheibenwischer einsetzen würde", sagt Noble ebenda.
Die Entdeckungen könnten helfen, Kriminalfälle aufzuklären
Einige der Gene, die postmortem, also nach dem Tod aktiv waren, sind an der Stimulierung des Immunsystems oder dem besseren Umgang mit Stress beteiligt. Andere Gene gehörten zu den sogenannten Entwicklungsgenen. Diese sind an der Entstehung von Embryos beteiligt und schlummern seit der Geburt in vielzelligen Organismen. "Diese Entwicklungsgene aktivierten sich nach dem Tod des Testtieres wieder, was für uns sehr überraschend war", sagt Noble.
Manche der Gene hängen allerdings auch mit der Entwicklung von Krebs zusammen. Entsprechend glauben die Wissenschaftler, dass die Erkenntnisse auf lange Sicht helfen könnten, das Risiko zu reduzieren nach einer Transplantation an Krebs zu erkranken. Außerdem könnten sie dabei helfen, Mordfälle aufzuklären, weil der Zeitpunkt des Todes in Zukunft noch genauer bestimmt werden könnte. Laut den Wissenschaftlern ist anzunehmen, dass auch bei anderen vielzellige Lebensformen ähnliche Phänomene auftreten.