Infektionen steigen immer noch Vor 20 Jahren wurde Aids entdeckt

Berlin (rpo). Vor 20 Jahren - im Jahr 1984 - wurde Aids offiziell entdeckt. Seitdem steigen die Zahlen der Infizierten. Vor allem in Ostasien, China und Osteuropa ist ein rapider Anstieg zu verzeichnen. Nach Angaben von Experte ist weltweit der Scheitelpunkt noch nicht erreicht. Bisher konnte die Menschheit den Kampf gegen die Immunschwäche noch nicht gewinnen.

39,4 Millionen Menschen werden nach Schätzungen des UNAIDS-Programms bis zum Jahresende mit einem der HI-Viren infiziert sein. Und die Zahlen werden voraussichtlich weiter steigen, wie die UNAIDS-Vizedirektorin Kathleen Cravero anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember warnt. Einen rapiden Anstieg gibt es vor allem in Ostasien, China und Osteuropa.

"Die Epidemie hat ihren Scheitelpunkt noch nicht erreicht. Noch breitet sie sich in fast allen Regionen der Welt aus. Es wird wahrscheinlich noch weitere zehn Jahre dauern, bis sich dieser Trend umkehrt und die Infektionszahlen sinken", sagt Cravero im ddp-Interview.

Die Immunschwächekrankheit wird seit 1981 wissenschaftlich verfolgt. Die Welt erfuhr von der schleichenden Katastrophe erstmals offiziell am 23. April 1984: Der US-Virologe Bill Darrow und das nationale Gesundheitsministerium veröffentlichten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz ihre Studien zu Aids - der erworbenen Immunschwäche (Acquired Immune Deficiency Syndrome). Es begann ein dramatischer Kampf gegen die sich global ausbreitende Krankheit, die UN-Angaben zufolge bereits über 20 Millionen Menschen das Leben gekostet hat.

Das Krankheitsbild gab es bereits seit den 60ern in Afrika. Doch dort waren auch heterosexuelle Männer und Frauen infiziert. Dann wurden erste Krankheitsfälle bei Drogenabhängigen und Blutern in den USA entdeckt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Aids zumindest über die Blutbahn transportiert wird, war bald Gewissheit.

Ursprung bei Affen vermutet

Der Ursprung des Virus wird bei einer Primatenart in Afrika vermutet. Am wahrscheinlichsten gilt die These, dass das für den Affen ungefährliche Virus die Artenbarriere zum Menschen übersprungen hat - mit fatalen Folgen.

Während UNAIDS nach eigenen Angaben heute in den am schwersten betroffenen afrikanischen Ländern südlich der Sahara erste Erfolge erzielt, macht sich in den scheinbar "sicheren" Weltregionen wie Europa oder Nordamerika zunehmend Sorglosigkeit breit. UNAIDS-Direktorin Cravero: "Wir stellen fest, dass die heterosexuellen Ansteckungszahlen steigen und es gibt eine Besorgnis erregende Selbstgefälligkeit im Umgang mit dem Thema Aids in Nordamerika und Europa. Es wird oft so getan, als ob es keine tödliche Krankheit mehr sei."

Über einen Trend sind die Gesundheitsbehörden besonders alarmiert: die "Barebacking"-Partys in Großstädten, bei denen Schwule bewusst ungeschützten Verkehr miteinander haben - um den richtigen Kick zu bekommen. Gerade erst hat die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) ihre Broschüre "Sex & Life" zurückgezogen, in der junge Infizierte unkommentiert ihre Erfahrungen schildern.

Frauen verstärkt betroffen

Nach Angaben von UNAIDS und WHO stecken sich immer mehr Frauen mit dem HI-Virus an. Von den weltweit mehr als 37 Millionen HIV-Infizierten im Alter über 15 Jahre ist mittlerweile fast jeder zweite Betroffene eine Frau. Frauen hätten beim Geschlechtsverkehr mit infizierten Männern ein doppelt so hohes Infektionsrisiko wie Männer beim Sex mit infizierten Frauen. Zudem hätten viele Frauen immer noch keine Möglichkeit, sich über den Schutz vor Aids zu informieren.

Jeden Tag infizieren sich weltweit ungefähr 14 000 Menschen neu mit dem HI-Virus. 2004 stieg die Zahl der HIV-Neuinfektionen auf fast fünf Millionen. Weltweit sind 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren HIV-positiv, heißt es im UNAIDS-Jahresbericht 2004. 640.000 wurden in diesem Jahr infiziert und über eine halbe Million starb an Aids.

In Deutschland sind nach Angaben des Robert-Koch-Institutes schätzungsweise 44.000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert, 34.000 davon sind Männer, 9500 Frauen und etwa 500 Kinder.

(afp)
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