Drogen - und Suchtbericht 2013 Volk der Trinker

Der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung beinhaltet zwei Botschaften: Der Konsum von Tabak und Cannabis geht bei Jugendlichen erfreulich zurück. Dafür hält sich die gesellschaftlich akzeptierte Droge Alkohol bei Erwachsenen auf hohem Niveau. Fast zehn Millionen Deutsche trinken gefährlich viel.

Die wichtigsten Fakten aus dem Sucht - und Drogenbericht 2013
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Die wichtigsten Fakten aus dem Sucht - und Drogenbericht 2013

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Foto: dpa

Am Mittwoch stellte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, ihren aktuellen Bericht zum Suchtverhalten der Deutschen (PDF) vor. Dabei zog Dyckmans eine überwiegend positive Bilanz. Gleich in mehreren Bereichen verzeichnete sie einen rückläufigen Trend.

Demnach täuscht der unter manchen Eltern und in Medien verbreitete Eindruck, die deutschen Jugendlichen flüchteten zunehmend in exzessive Rauschzustände. Die aktuellen Zahlen sprechen von einem gegenläufigen Trend. In den vergangenen Jahren konsumierten die 12- bis 17-Jährigen erkennbar weniger. 14,2 Prozent trinken demnach regelmäßig Alkohol. 2001 waren es noch 17,9 Prozent.

Vorsichtig positive Bilanz

Noch stärker der Rückgang bei Tabak und Cannabis: Beim Rauchen hat sich dem Bericht nach die Zahl der regelmäßigen jugendlichen Konsumenten innerhalb von zehn Jahren von 27,5 auf 11,7 Prozent mehr als halbiert. Der Anteil der jugendlichen Cannabis-Nutzer ging von 9,2 auf 4,6 Prozent ebenfalls deutlich zurück. Anlass genug für Dyckmans,sich auf dem richtigen Weg zu wähnen. Die Verbesserungen führt sie auf "gute Präventionsangebote und ein sehr gutes Suchthilfesystem" zurück.

Die Kennzahlen belegen — bei aller im Bericht enthaltenen Vorsicht — aber auch einen anderen Trend: Alkohol ist bei den Deutschen nach wie vor die Nummer eins. Die Situationsbeschreibung zum Thema Alkohol illustriert, wie stark der Alkohol im deutschen Alltagsleben verbreitet ist.

Darin heißt es wörtlich:

"Der Alkoholkonsum betragt in Deutschland 9,6 Liter pro Einwohner. Dies ist im internationalen Vergleich ein hoher Wert. Die empfohlenen Trinkmengen werden in Deutschland von 9,5 Millionen Bundesbürgern überschritten, von denen wiederum 1,3 Millionen eine Alkoholabhängigkeit aufweisen. An den direkten und indirekten Folgen ihres übermäßigen Alkoholkonsums versterben pro Jahr 74.000 Menschen."

Besonders verbreitet ist der Alkoholkonsum in riskantem Ausmaß bei Männern zwischen 18 und 29 Jahren. Die Drogenbeauftragte spricht in dem Zusammenhang von "riskanten Trinkmustern". Davon ist üblicherweise bei Männern die Rede, wenn es um mehr als ein bis zwei Gläser Wein oder Bier am Tag geht. Die Grenze für Frauen liegt bei etwa einem Glas pro Tag.

Gefährliche Verhaltensmuster

Für den aktuellen Suchtbericht werteten Forscher des Robert-Koch-Instituts eine Umfrage nach einem Kriterienkatalog aus. Darin wurde im Hinblick auf Alkoholkonsum nach Häufigkeit, Menge und Regelmäßigkeit gefragt. Wer auf einer Punkteskala von null bis zwölf bei vier (Frauen), beziehungsweise fünf (Männer) oder höher landete, wurde der Risikogruppe zusortiert.

Auch beim weiblichen Geschlecht erkennt der Suchtbericht gefährliche Verhaltensmuster. Bei Frauen lag der Anteil der Gefährdeten bei 32,4 Prozent. Später, in etwas reiferem Alter von 30 bis 44 Jahren, sind es nur noch 20,2 Prozent bei den Frauen, beziehungsweise 29,7 Prozent bei den Männern. Im Alter von 45 bis 64 steigt der Anteil wieder leicht an.

Vor allem Prävention soll helfen

"Im internationalen Vergleich ist Deutschland ein Land mit hohem Pro-Kopf-Konsum und sehr niedrigen Abstinenzraten", bilanziert der Bericht. Dyckmans plädiert daher für frühzeitiges Einschreiten: "Auch Erwachsene mit riskanten Konsummustern müssen viel früher mit präventiven Maßnahmen erreicht werden, damit sich aus riskantem Verhalten keine manifeste Abhängigkeit entwickelt", fordert die Drogenbeauftragte.

Nach ihrer Vorstellung sollen nun dringend die gesetzlichen Grundlagen für frühzeitige medizinische Intervention durch Ärzte und eine gezielte Suchtprävention am Arbeitsplatz geschaffen werden. Risikofaktoren sollen so schnell erkannt und behandelt werden.

Neben dem Groß-Thema Alkohol beschreibt der Drogenbericht auch die Entwicklung in anderen Bereichen wie Glücksspiel, Komasaufen, Online- oder Medikamentensucht. Die Kerndaten finden Sie in unserem Überblick.

Mit Material von KNA

(pst)
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