Ebola UN-Experte gegen Tötungsaktionen von Flughunden

Bonn · Mit einer massenhaften Tötung von Flughunden kann die Ausbreitung des Ebola-Virus nach Einschätzung des obersten UN-Fledermausschützers nicht eingedämmt werden. Zudem sieht er darin eine ernsthafte Gefahr für das Ökosystem.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Bei der Bekämpfung des Ebola-Virus ist eine Ausrottung der Flughunde nach Expertenansicht keine Option. "Solche großangelegten Keulungsaktionen wären vollkommen sinnlos", sagte Andreas Streit, der das Bonner UN-Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (Unep/Eurobats)
leitet, der Nachrichtenagentur dpa. Sie würden auch an der gegenwärtigen Situation überhaupt nichts ändern. Das Virus werde derzeit von Mensch zu Mensch übertragen. In einer Kolonie von etwa 10 000 Flughunden seien normalerweise vielleicht ein bis maximal zehn Tiere infiziert, wenn überhaupt.

Diese Zahl hält der Bonner Virologe Prof. Christian Drosten schon fast für zu hoch gegriffen. Was derzeit in den von der Epidemie betroffenen Gebieten geschehe, sei ein rein humanmedizinisches Problem und habe mit den Flughunden nichts zu tun, meint auch er.

Beide Experten halten es jedoch für möglich, dass am Anfang der Epidemie eine Übertragung von einem infizierten Flughund auf einen Menschen gestanden hat, als dieser beim Zubereiten des Tieres mit Blut oder rohem Fleisch in Berührung gekommen ist. Das durchgegrillte Fleisch könne gefahrlos gegessen werden.

Streit fürchtet durch eine systematische Tötung der Flughunde ernsthafte Folgen für das Ökosystem, in dem die Tiere eine zentrale Rolle spielten. Die Fruchtfresser seien Bestäuber aber auch Verbreiter von Pflanzensamen. Das betreffe ein breites Spektrum von Pflanzen, die teils auch wirtschaftlich für die Region von Bedeutung seien. "Diese Rolle im Ökosystem ist unersetzlich. Man würde der Natur einen Riesenschaden zufügen, wenn man gegen sie (die Flughunde)
vorgeht".

Große Flughundekolonien in der Nachbarschaft zu Wohnungen und Häusern sind für die Menschen Streit zufolge völlig problemlos, solange die Tiere in Ruhe gelassen würden, selbst wenn unter ihnen ein infiziertes wäre. Übertragungswege des Virus über Exkremente der Tiere sind nach Überzeugung von Virologen fast ausgeschlossen.

Die afrikanischen Flughunde sind deutlich größer als die in Mitteleuropa vorkommenden Fledermäuse. Sehr verbreitet ist in Afrika nach Angaben Streits der Palmenflughund (Eidolon helvum). Diese Art kann eine Körpergröße von bis zu 23 Zentimetern erreichen und 320 Gramm schwer werden. Die Flügelspannweite misst zwischen 70 und 80 Zentimeter.

(dpa)
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