Für 34 US-Dollar Dieses Smartphone-Zubehör erkennt HIV

Düsseldorf · Sexuell übertragbare Krankheiten gehören zu den gefürchtetsten gesundheitlichen Bedrohungen. Ein Problem für viele sind die Tests, die lange brauchen und den Gang in die Arztpraxis erfordern. Ein neues Smartphone-Tool könnte das jetzt unnötig machen. Es testet zuverlässig auf HIV und Syphilis - in nur 15 Minuten.

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Foto: dpa, Bodo Marks

Einfach das kleine Kästchen am Köpfhörer-Eingang des Smartphones oder des iPods anstecken - schon ist das Minilabor für unterwegs fertig. Die Box analysiert anhand eines Bluttests innerhalb von 15 Minuten, ob der Tester an HIV oder Syphilis erkrankt ist.

Dafür wird ein Bluttropfen aus dem Finger durch einen Knopfdruck in eine Einweg-Kassette geleitet, die mit kleinen Kanälen ausgestattet ist. Anschließend wird das Blut mit speziellen Chemikalien vermischt, die Marker von HIV und Syphilis reagieren. Das alles passiert für den Besitzer unsichtbar in der Box. Das Ergebnis des Tests wird dann direkt auf den Screen des Handys gespielt.

HIV, Syphilis Tests? There's an App for That http://t.co/3zzzfYnLi3 pic.twitter.com/fEZQdoUlrZ

Die Box ist klein und bezieht ihren Strom direkt aus dem Akku des Smartphones, berichten die Wissenschaftler im Magazin "Science Translational Medicine". Das und die Geschwindigkeit des Schnelltests sind die größten Vorteile des Tests. Übliche Laboruntersuchungen brauchen für die gleichen Ergebnisse mehrere Stunden.

Hinzu kommen die sehr günstigen Produktionkosten. Während die Produktion der Box gerade mal 34 US-Dollar (ca. 30 Euro) kostet, fallen die normalen Laborgeräte für solche Untersuchungen mit 18.000 US-Dollar (ca. 16.000 Euro) zu buche.

Durch diese Möglichkeiten lässt sich das Gerät gerade auch in ärmeren Regionen der Welt sinnvoll nutzen. So können es Ärzte etwa auch in entlegeneren Gebieten Afrikas einsetzen.

Um dieses Verfahren handelt es sich

Der Smartphone-Test basiert auf einem etabliertem Nachweisverfahren für Proteine, dass US-Ingenieure so verkleinern konnten, dass es für den mobilen Einsatz geeignet ist. Der sogenannte enzymgekoppelte Immunadsorptions-Test kurz ELISA wird in allen gängigen Laboren genutzt.

Gerade bei HIV könnte ein Problem jedoch sein, dass es eine gewisse Zeit nach der Ansteckung mit der Erkrankung braucht, bis sich Bestandteile des Virus oder auch immuneigene Antikörper von gängigen Tests erkennen lassen. Dieses sogenannte diagnostische Fenster beträgt vier bis zwölf Wochen: Nach vier Wochen liegt die Sicherheit der Untersuchung bei rund 65 Prozent, nach zwölf Wochen bei rund 95 Prozent. In ärmeren Ländern dürfte diese Dauer nur selten bestimmbar sein, und eine Diagnose insofern weitere Tests nach sich ziehen.

In entwickelten Ländern, in denen sich risikobehafteter Sex zeitlich eher eingrenzen lässt, kann der Test immerhin einen konkreten Anhaltspunkt dafür geben, ob ein Besuch beim Arzt wirklich sinnvoll ist.

Sehr hohe Genauigkeit

Erstmals getestet wurde das Gerät in Afrika. Wie die Forscher berichten, ergab eine Studie mit 96 Personen in Ruanda, dass der Test eine hohe Genauigkeit bietet. Unter den Probanden stellte die Box zwölf falsche positive HIV-Diagnosen und 26 falsche positive Syphilis-Diagnosen - aber nur eine einzige falsche Negativ-Diagnose für Syphilis. Samuel Sia, einer der Autoren der Studie, sagte dazu, dass falsche positive Diagnosen nicht so dramatisch seien, da der Patient dann immer noch weiter getestet würde.

(ham)
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