Stammzellenforschung Südkoreanischer Gentechnik-Star als Fälscher entlarvt

Seoul (rpo). Was lange schon befürchtet wurde, ist jetzt bestätigt worden: Der südkoreanische Gentechnik-Pionier Hwang Woo Suk hat einen Großteil seiner seit Mitte des Jahres verbreiteten Ergebnisse seiner Aufsehen erregenden Stammzellenforschung gefälscht.

Südkorea nach Medizin-Skandal unter Schock
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Der als Gentechnik-Pionier gefeierte südkoreanische Wissenschaftler Hwang Woo Suk hat Fälschungen zugegeben und seine Universität verlassen. Hwang entschuldigte sich am Freitag "für den Schock und die Enttäuschung", die er verursacht habe.

Gleichzeitig betonte er jedoch, er habe die Technik entwickelt, um Stammzellen von Patienten zu isolieren. "Das werden Sie sehen", sagte der Forscher. Seine Universität teilte mit, Hwang habe die Ergebnisse seiner Aufsehen erregenden Stammzellenforschung weitgehend gefälscht.

Bei mindestens neun der elf Stammzellenlinien, die er geklont haben will, seien die Daten gefälscht worden, erklärte ein Ausschuss der Universität von Seoul. Er bestätigte damit frühere Angaben eines Kollegen von Hwang, Roh Sung Il. Roh war Mitautor des Forschungsberichts zu den geklonten Stammzellen, der im renommierten Magazin "Science" erschien.

Untersuchungsausschuss eingerichtet

Nach Rohs Erklärung hatte die Universität von Seoul den Untersuchungsausschuss eingerichtet. Dieser kündigte an, er werde nun auch die anderen Forschungsergebnisse von Hwang prüfen.

Die südkoreanische Regierung, die Hwangs Arbeit mit Millionenzuschüssen unterstützt hatte, erklärte, sie sei sehr unglücklich über die Entwicklung und werde eigene Ermittlungen aufnehmen. Der stellvertretende Minister für Wissenschaft und Technologie, Choi Seong Sik, erklärte, es sei unmöglich, die an Hwang gezahlten 405 Milliarden Won (33,74 Millionen Euro) zurückzubekommen.

Man werde jedoch die Finanzierung anderer Projekte prüfen und Hwang die Auszeichnung als "Top-Wissenschaftler" entziehen, die er als erster Forscher überhaupt erhalten hatte. Komplett zurückziehen aus der Stammzellenforschung will sich Seoul aber nicht.

Der Ausschuss der Universität erklärte, die Labor-Daten für elf Stammzellen-Linien, die Hwang in seiner Arbeit angegeben habe, stammten von lediglich zwei Stammzellen-Linien. Hierbei könne es sich nicht um einen Fehler gehandelt haben, sondern nur um einen bewussten Betrug. Es sei unmöglich, dass Hwang davon nicht gewusst habe. Außerdem wurde festgestellt, dass Hwang für seine Arbeit wohl deutlich mehr als die angegebenen 185 menschlichen Eizellen verwendete.

Im Licht dieser Erkenntnisse will der Ausschuss auch andere Arbeiten Hwangs genauer unter die Lupe nehmen. So hatte der Wissenschaftler in einem Artikel des Wissenschaftsmagazin "Science" 2004 von den ersten geklonten menschlichen Embryonen der Welt berichtet. Im August 2005 berichtete er in "Nature", er habe als erster einen Hund geklont.

Einst der "Stolz Koreas"

Hwang war bereits im vergangenen Monat als Direktor des Forschungszentrums World Stem Cell Hub zurückgetreten. Er hatte eingeräumt, Eizellen seiner Mitarbeiterinnen für seine Arbeit verwendet zu haben - ein klarer Verstoß gegen die ethischen Richtlinien. Hwang wurde in Südkorea in den vergangenen Jahren wie ein Popstar gefeiert. Die Regierung verlieh im den Titel "Top-Wissenschaftler", die Medien bezeichneten ihn als "Stolz Koreas". Die staatliche Fluggesellschaft Korean Air spendierte ihm und seiner Ehefrau zehn Jahre lang Gratisflüge in der ersten Klasse.

(ap)
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