86 Fälle seit Jahresbeginn Steigende Hantavirus-Infektionen in NRW

Düsseldorf/Bielefeld · In Nordrhein-Westfalen erkranken immer mehr Menschen am Hantavirus. 86 Fälle der durch eine Wühlmaus-Art übertragenen Erkrankung zählte das Landeszentrum für Gesundheit (LZG) in NRW bis Mitte Juni. 2011 waren es im selben Zeitraum nur 14 Fälle.

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Foto: dpa, Peter Steffen

"Wir haben eine steigende Mäusepopulation in NRW", begründete Annette Jurke von der LZG-Fachgruppe für Infektiologie in Bielefeld den Anstieg. Besonders aus dem Münsterland und der Eifel, wo viele Menschen in Wald und Garten arbeiten, nahm die Zahl der Erkrankungen zu. Grund zur Beunruhigung gebe es aber nicht, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.

Hantaviren werden über Rötelmäuse verbreitet, die die Erreger über Kot und Urin ausscheiden. Menschen infizieren sich meist dadurch, dass sie verunreinigten Staub einatmen, etwa bei Holzarbeiten im Wald und Garten sowie beim Reinigen von Kellern, Schuppen, Scheunen und Ställen.

Grippeähnliche Symptome

Die Erkrankten klagen häufig über Fieber und Gliederschmerzen - in schweren Fällen kommt es zu grippeähnlichen Symptomen und sogar Nierenversagen. Selten rufen die in Europa vorkommenden Hantavirus-Typen hingegen Blutungen der Haut, der Augenbindehaut und der Schleimhäute hervor.

Die Krankheit tritt zwar bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen auf, durchschnittlich sind jedoch mehr Männer mittleren Alters als Frauen betroffen.

Todesfälle sind laut LGZ äußerst selten. "Wer beruflich mit Mäusen zu tun hat, muss sich jedoch schützen", sagte Jurke. Schuppen und Scheunen sollten die Menschen zum Beispiel besser feucht wischen, um sich vor Staub zu schützen, oder einen Mundschutz tragen, so Jurke. Eine Impfung oder eine spezifisch auf die Krankheit ausgerichtete Therapie gibt es bisher noch nicht.

RKI rechnet mit weiterer Zunahme

Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat es bis März 349 Fälle in ganz Deutschland gegeben - 64 Prozent der Infizierten stammen aus Baden-Württemberg. Bekannte Hantaviren-Epedemiengebiete im Bundesgebiet sind laut RKI die Schwäbische Alb, der Bayerische Wald, der Raum Osnabrück und Münsterland sowie der Bereich der Rhön.

Da die Fallzahlen im Winter nicht wie üblich zurückgegangen sind, geht das Robert-Koch-Institut für dieses Jahr von einer weiteren Zunahme der Krankheitsfälle aus. Wer glaubt, sich mit dem Hantavirus angesteckt zu haben, sollte sich an einen Arzt oder das örtliche Gesundheitsamt wenden.

(lnw)
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