Haltungsschäden Wie das Smartphone Rücken und Psyche belastet

Düsseldorf · Mindestens eine Stunde täglich schauen die Deutschen auf ihr Smartphone. Die Haltung ist dabei immer gleich: ein nach vorne gebeugter Kopf. Wie viele Kilos die Wirbelsäule beim ständigen Blick nach unten ausgleichen muss und welche Folgen das hat, zeigt eine neue Studie.

Tipps gegen den "Handy-Nacken"
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Foto: LEHTIKUVA, AFP

Eine gesunde Körperhaltung ist leicht zu erkennen: Im Stehen wie im Sitzen sind dann Wirbelsäule und Kopf gerade ausgerichtet, sodass der Blick ebenfalls entspannt geradeaus gehen kann. Im Sitzen sollten Stuhl und Tisch außerdem so aufeinander abgestimmt sein, dass die Armbeuge einen 90-Grad-Winkel bildet.

Tatsächlich sind die meisten Menschen jedoch nur selten so anzutrefen. Im Sitzen ist der Rücken meist gekrümmt, und der Blick leicht nach unten gerichtet, weil die meisten Bildschirme etwas zu tief aufgestellt sind. Zu der Zeit, die der Kopf vor dem PC ungünstig gehalten wird, kommt dann noch jene hinzu, in welcher der Blick auf dem Smartphone liegt.

Bis zu einer Stunde täglich verbringen die meisten in der Haltung, bei der das Handy in der Hand liegt und der Kopf stark vorne überhängt. Diese Kopfposition wird automatisch eingenommen, um den Handy-Bildschirm besser zu sehen, sie ist jedoch eine extrem starke Belastung für die Wirbelsäule. Denn auch, wenn der Kopf vom Körper wie von selbst ausbalanciert wird, hat er doch ein immenses Eigengewicht.

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Foto: dpa/Arno Burgi

Was der Kopf wiegt

Das ergab eine neue Studie des Chef-Chirurgen Ken Hansraj, am New Yorker Klinikum für Wirbelsäulenchirurgie und Rehabilitation, die das Fachmagazin Surgical Technology International veröffentlicht hat. Laut der Studie, wiegt der Kopf eines Erwachsenen zwischen vier und sechs Kilo. Um so weiter er also den Kopf nach vorne legt, um so stärker drückt die Schwerkraft dieses Gewicht nach unten.

Bei einer Kopf-Neigung von 15 Grad (leichte Neigung nach vorne) wirken bereits Kräfte von zwölf Kilo auf die Halswirbelsäule. Wird der Kopf um 60 Grad gebeugt - die typische Haltung beim Blick auf das Smartphone - wirken gar Kräfte von 30 Kilo auf den Rücken und Nacken.

Folgen des starken Drucks sind Verspannungen von Rücken und Nacken, Kopfschmerzen und ein frühzeitiger Verschleiß der Bandscheiben. Um den Hängekopf zu vermeiden, sollten Handy-Nutzer deshalb bewusst auf ihre Haltung achten. Die Devise: lieber den Blick senken, als den Kopf. Außerdem sollte die Haltung beim Blick auf das Handy ständig variieren: mal näher an den Augen, mal weiter weg, mal mehr nach rechts, mal mehr nach links. Der dritte Hinweis der Wissenschaftler besagt, dass es sinnvoll ist den Kopf regelmäßig mit Übungen zu dehnen.

Also, das Ohr auf eine der beiden Schultern legen, bis auf der gegenseite ein Zug entsteht und umgedreht, oder auch den Nacken nach oben strecken und die Schultern gleichzeitig nach unten drücken, bis es im Nacken zieht, das sind sinnvolle Bewegungen, um die Verspannungen auszugleichen.

Neben körperlichen Auswirkungen, könnte der ständige gesenkte Blick aber auch psychische Konsequenzen haben. Wie Psychologen an der Universität Witten/Herdecke und der kanadischen Queen's University in Kingston herausgefunden haben, wirkt sich die Art des Ganges auf die Psyche aus. So konnten sie beweisen, dass Menschen, die dazu tendieren aufrecht zu gehen, Ereignisse positiver bewerten, als jene, die typischerweise mit hängenden Schultern und Kopf gehen. Zudem hat ein aufrechter Gang auch eine Außenwirkung, so erscheinen Menschen mit geradem Rücken automatisch attraktiver und selbstbewußter.

Noch gibt es insgesamt wenig medizinische Erkenntnisse zu den Folgen, welche die Nutzung der modernen Technologien nach sich ziehen kann. Wer jedoch täglich eine schlechte Haltungt im Sitzen und Gehen einnimmt, muss mit verstärkten Kopf- und Nackenproblemen, Depressionen und chronischen Rückenbeschwerden rechnen.

(ham )
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