Verbraucherschützer bemängeln Infektionsschutz Schützen Krankenhäuser zu wenig vor Keimen?

Düsseldorf · Nach Auffassung von Verbraucherschützern sind Patienten weiterhin nicht ausreichend vor gefährlichen Krankenhauskeimen geschützt. Jährlich erkranken bis zu 600.000 Menschen durch die gefährlichen Erreger.

So gefährlich sind Klinikkeime
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Foto: dapd

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bemängelte im ARD-Politikmagazin "Report Mainz" (Sendung am 4. November, 21.45 Uhr), das 2011 beschlossene Infektionsschutzgesetz, das unter anderem die Hygienemängel in Kliniken eindämmen soll, werde bislang mangelhaft umgesetzt. "Ein Jahr nach dem Infektionsschutzgesetz müssen wir leider sagen, dass sich für die Patienten noch gar nichts verbessert hat", beklagte vzbv-Gesundheitsexpertin Ilona Köster-Steinebach.

Sie verwies auf den zuständigen Gemeinsamen Bundesausschuss - dem obersten Beschlussgremium der Selbstverwaltung von Kassen, Ärzten, Zahnärzten und Krankenhäusern. Dort blockiere die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Hygienequalität.

"Vertuscht und verheimlicht"

Der Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske sagte nach Angaben des Magazins, in vielen Krankenhäusern würden "die bestehenden Probleme vertuscht und verheimlicht". Das gehe zu Lasten der Patienten, "die dann unwissend in Krankenhäuser gehen, die tatsächlich Probleme haben und in denen Todesfälle vorkommen", rügte der Professor am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.

Die DKG erklärte laut "Report Mainz", sie scheue einen Vergleich der Krankenhäuser bei der Hygienequalität nicht. Ein solcher Vergleich müsse jedoch fair sein. Es dürften nur die Infektionen nach Operationen in den Blick genommen werden, die sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden könnten. Nach Recherchen des Magazins würden damit aber nur 0,5 Prozent aller Infektionen abgebildet. Köster-Steinebach sagte: "Damit soll das Problem der Infektionen im Krankenhaus gegenüber der Öffentlichkeit heruntergespielt werden, damit die Krankenhäuser weiter wirtschaften können wie bisher."

Jährlich erkranken bis zu 600.000 Patienten

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums erkranken jährlich in Deutschland rund 400.000 bis 600.000 Patienten an Infektionen, die auf eine Behandlung im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis zurückgehen. Zwischen 7.500 und 15.000 Patientinnen und Patienten sterben jährlich daran.

Mit dem im August 2011 in Kraft getretenen Infektionsschutzgesetz sollen Krankenhausinfektionen künftig besser verhütet und bekämpft werden. Unter anderem verpflichtet es den G-BA, spätestens bis zum 31. Dezember 2012 geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Hygienequalität vorzugeben. In den Richtlinien sollen laut Ministerium insbesondere Indikatoren zur Messung der Hygienequalität festgelegt werden, die eine Bewertung und Vergleichbarkeit der Hygienesituation in den Krankenhäusern ermöglichen.

(APD)
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