Sprachlose Krankenhausärzte Schlechtes Deutsch ist Risiko für Patienten

Berlin · Immer mehr Ärzte in Deutschland kommen aus dem Ausland. In manchen Krankenhäusern spricht kaum noch ein Arzt richtig deutsch, warnt der Ärztepräsident. Die Sorgen wegen der Risiken für die Kranken wachsen.

 Die Zahl ausländischer Assistenzärzte in Deutschland nimmt zu. Problematisch wird das für das Arzt-Patient-Gespräch.

Die Zahl ausländischer Assistenzärzte in Deutschland nimmt zu. Problematisch wird das für das Arzt-Patient-Gespräch.

Foto: dpa, Patrick Pleul

Der Patient eines sächsischen Kreiskrankenhauses hatte Angst. Sein Knie hatte schwer etwas abbekommen, soviel war ihm klar, als er nach einem Unfall in die Notaufnahme kam. Doch was war ihm genau passiert? Der Arzt war ziemlich sprachlos. "Knie brochen. Muss gucken", sagte er. Und schwieg. Das in einer ARD-Sendung geschilderte Beispiel ist kein Einzelfall. Wegen des Ärztemangels arbeiten immer mehr Mediziner aus Osteuropa, Griechenland, aber auch Syrien, Ägypten oder anderen Ländern vor allem in kleineren Kliniken - oft ohne gute Deutschkenntnisse.

Alarm schlägt nun der Verband der Krankenhausdirektoren. "Der Anteil ausländischer Ärzte auf Assistenzebene ist stark gestiegen", sagt Verbandspräsident Josef Düllings. Mehr als die Hälfte der Mediziner sind in vielen ost- und westdeutschen Häusern heute aus dem Ausland. "Die fachlichen Kenntnisse sind oft recht gut, aber die Abläufe in deutschen Krankenhäusern können oft nicht nachvollzogen werden und die sprachlichen Kenntnisse sind oft nicht ausreichend", sagt Düllings. "Das wird zum Sicherheitsproblem."

Problem für das Verhältnis zwischen Arzt und Patient

Das Arzt-Patienten-Gespräch stärken - das zählt zu den Zielen von Gesundheitsminister Daniel Bahr. Die sprechende Medizin ausbauen wollen die Spitzenvertreter des Gesundheitswesens. Und auf jedem Ärztetag wird erneut beschworen, dass das Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient bewahrt werden muss. Doch die Realität sieht in vielen der rund 2000 Kliniken in Deutschland anders aus.

Insgesamt ist die Zahl der gemeldeten ausländischen Ärzte laut Bundesärztekammer vergangenes Jahr um 3039 auf 28 355 gestiegen. Die meisten kommen neben Österreich aus Griechenland (2224), Rumänien (2105) und Polen (1636). Doch an Regeln für die sprachlichen Voraussetzungen hapert es.

"Es gibt inzwischen Krankenhäuser, in denen kaum noch ein Arzt richtig deutsch spricht", mahnt der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery. Der Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Rudolf Henke, fordert: "Ein Arzt aus einem Drittland muss mehr können, als in der Nachtschicht Pizza zu bestellen."

Stimmen Fach- und Sprachkenntnisse, kommt man als Mediziner aus dem Ausland in der Regel an begehrteren Häusern in den Städten unter. Landkliniken müssen nach Branchenangaben Abstriche machen und Mediziner mit Kommunikationsproblemen einstellen. Sonst bleiben die Stellen eben unbesetzt.

Die Behörden verlangen zwar in der Regel den Nachweis eines allgemeinsprachlichen Niveaus, bevor sie eine Berufserlaubnis erteilen. Doch mitunter reicht es auch, wenn der Arzt den Behördenmitarbeiter im Gespräch überzeugt. Reicht das für die Ansprüche der Patienten im direkten Kontakt mit ihren Ärzte? Oder gar für das Verfassen von Arztbriefen und Patientenempfehlungen?

Deutsch-Test vor Approbation?

Auf seiner jüngsten Hauptversammlung forderte der Marburger Bund, dass die Mediziner ihre Deutschkenntnisse per Prüfung nachweisen müssen - und zwar einheitlich in den Bundesländern. Heute kommen Ärzte oft in einen einwöchigen Crashkurs, wenn sie schon längst Dienst am Patienten in einem Krankenhaus tun. Anbieter wie die Externe Krankenhaus Akademie bieten auch Wochenendmodule zur Schulung ohne Personalengpässe an.

Was kann helfen? Die Ärztevertreter fordern neben strikteren Voraussetzungen für ausländische Mediziner vor allem bessere Bedingungen, so dass Nachwuchsärzte nach dem Studium auch in ihrem Beruf arbeiten. "Die jungen Ärzte wollen keine Marathondienste mehr schieben", sagt Montgomery. Die betroffenen Kliniken selbst sehen freilich vor allem andere in der Pflicht, wie Verbandspräsident Düllings deutlich macht. Er fordert mehr Medizinstudienplätze, mehr Geld - und mehr Programme von Bund und Ländern für die Integration ausländischer Ärzte.

(dpa)
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