Moorbäder Schlammige Wohltat birgt auch Risiken

Rostock (rpo). Der dunkle, zähe Brei im Moorbad sieht nicht besonders einladend aus. Doch das Naturheilverfahren soll entspannen und Schmerzen lindern. Allerdings geben Wissenschaftler zu bedenken: Die Therapie ist nicht für jeden geeignet. Für Krebspatienten, Schwangere und Patienten mit Herzschwäche sollte das Moorbad tabu sein.

Die Nebenwirkungen von Naturheilverfahren
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Foto: ddp

Die wichtigste Eigenschaft des Torf-Wasser-Gemischs ist seine besondere thermische Wirkung. "Die Wärme aus dem Moor geht langsamer als bei einem Wasserbad auf den Körper über", erklärt die Karin Kraft, Professorin für Naturheilkunde an der Universität Rostock. Die Folge: Im Moorbad sind so genannte Überwärmungsbäder mit Temperaturen bis zu 46 Grad Celsius möglich.

Ein 30minütiges Moorbad lässt die Körpertemperatur um bis zu zwei Grad Celsius in die Höhe steigen. Das künstlich erzeugte Fieber bringt das Immunsystem auf Touren. Die Abwehrkräfte werden gestärkt. Darüber hinaus ist im schlammigen Bad die Schwerkraft weitgehend aufgehoben. "Dadurch können sich die Muskeln besonders gut entspannen, und die Beweglichkeit in den Gelenken nimmt zu", erklärt die Professorin. Ein weiteres Plus des besonderen Bades: Es enthält Mengen entzündungshemmender Substanzen wie Huminsäuren. "Diese Wirkung ist allerdings bislang noch nicht besonders gut erforscht", sagt Kraft.

Doch wie lange halten die positiven Badeeffekte vor? Arthrosepatienten können der Expertin zufolge bis zu einem halben Jahr von den positiven Wirkungen einer Moorbadkur profitieren. Empfohlen wird eine Serie aus sechs Bädern, wobei maximal zwei bis drei pro Woche durchgeführt werden sollten.

Auch bei Rückenschmerzen, Osteoporose, (nicht akuter) rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew, dem besonders unter Frauen verbreitetem Weichteilrheumatismus sowie typischen Wechseljahrsbeschwerden sind Kraft zufolge Moorbäder ein gutes Therapeutikum. Bei manchen Frauen mit unerwünschtem Kinderwunsch soll die stärkere Durchblutung der Eierstöcke im Moorbad sogar schon geholfen haben, Sterilitätsprobleme zu beheben, berichtet die Professorin.

Allerdings warnt sie zugleich vor überzogenen Erwartungen: "Egal bei welchem Krankheitsbild das Moorbad eingesetzt wird, es ist stets nur ein Element im Gesamtbehandlungskonzept." Die gleichsam abgespeckte Version in Form spezieller Moorbadzusätze für das Wannenbad zu Hause bewertet die Expertin eher zurückhaltend. Besser sei es, sich nach Angeboten von Moorbreibädern in der näheren Umgebung umzuschauen oder eine freie Badekur durchzuführen. Häufig übernehme die Krankenkasse zumindest teilweise die Kosten. Nachfragen lohne sich.

Eine ärztliche Betreuung ist mit Blick auf die Nebenwirkungen der Moorbäder erforderlich. Denn längst nicht jeder verträgt das insbesondere für den Kreislauf anstrengende Bad im zähen Schlamm. Bei akuten Schüben von chronisch entzündlichen Krankheiten, sehr starken Krampfadern und fortgeschrittener Herzschwäche sind Moorbäder tabu. Gleiches gilt für Krebspatienten und Schwangere.

(afp)
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