Bei Kindern beliebt Schadet Lesen unter der Bettdecke den Augen?

Tübingen (rpo). Wer hat das als Kind nicht gemacht - Lesen unter der Bettdecke. Zu später Stunde, heimlich und mit Taschenlampe. Doch während der Nachwuchs bei Dämmerlicht den neuesten Harry-Potter-Roman verschlingt, bangen die Eltern um die Sehkraft ihrer Sprösslinge. Doch stimmt es tatsächlich, dass Lesen bei Dämmerlicht den Augen schadet?

 Lesen im Dämmerlicht kann tatsächlich den Augen schaden.

Lesen im Dämmerlicht kann tatsächlich den Augen schaden.

Foto: ddp

Auch wenn es zum großen Teil genetische Veranlagung ist, ob man als Brillenschlange und Kontaktlinsenträger durchs Leben geht - wirklich gesund ist das Lesen im Halbdunkeln tatsächlich nicht. "Den Augen macht dabei nicht nur die spärliche Lichtquelle, sondern vor allen Dingen die Nähe zum Buch zu schaffen", sagt Professor Frank Schaeffel von der Universitätsaugenklinik Tübingen.

Als er in Experimenten Hühnern eine Spezialbrille aufsetzte, bemerkte er, dass ihre Netzhaut bei andauernder Nahsicht Wachstumssignale aussandte und sich der Augapfel streckte. In der Folge wurden die Hühner kurzsichtig. Ein ähnliches Schicksal könnte junge Leseratten ereilen, die ihre Nase zu lange und vor allen Dingen zu tief in die Bücher stecken.

"Es gibt tatsächlich einen Zusammenhang zwischen vielem Lesen im jugendlichen Alter und der Kurzsichtigkeit", betont auch Professor Christian Ohrloff, Direktor der Universitäts-Augenklinik der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main. Schlechte Lichtverhältnisse und ein geringer Abstand zum Buch machten es den Augen besonders schwer, Kontraste darzustellen. Allein diese Mehrbelastung führe aber sicher nicht zwangsläufig zur Kurzsichtigkeit. Auch eine entsprechende Veranlagung müsse vorhanden sein.

"Man sagt, Naturvölker sind weitsichtig, Kulturvölker sind kurzsichtig", sagt Ohrloff. Eine These, an der durchaus etwas dran sei, meint der Augenexperte. Dies sei aber kaum ein Grund, Kindern das Lesen zu verbieten. Stattdessen sollte man lieber für ausreichend Entspannungspausen und genügend Licht sorgen.

(afp)
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