Resistente Bakterien aus aller Welt Warum die Flughafentoilette ein Gesundheitsrisiko ist

Düsseldorf · Die Wartezeit am Flughafen nutzen viele, um schnell noch auf die Toilette zu gehen. Ein Bedürfnis, das ein echtes gesundheitliches Risiko mit sich bringt. Wie eine neue Studie zeigt, wimmelt es dort von gefährlichen Bakterien aus aller Welt - viele davon sind gegen Antibiotika resistent.

 Die Flughafentoilette ist ein Sammelbecken für gefährliche Keime aus aller Welt, das ergab eine aktuelle Studie.

Die Flughafentoilette ist ein Sammelbecken für gefährliche Keime aus aller Welt, das ergab eine aktuelle Studie.

Foto: Shutterstock.com/ : x4wiz

Zwischen zwei Flügen oder in der Zeit vor dem Boarding - der Gang zur Toilette ist bei vielen während des Wartens vorprogrammiert. Immerhin dauert es bei einem Langstreckenflug mindestens 30 Minuten, bis der Flieger in der Luft und der Besuch des stillen Örtchens wieder möglich ist.

Trotzdem sollten sich Reisende in Zukunft überlegen, ob sie die Flughafentoilette wirklich nutzen wollen, und wenn, unter welchen Hygienebedingungen. Wissenschaftler der Westfälischen-Universität Münster (WWU) haben in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin nachgewiesen, dass die Toiletten auf Flughäfen ein Umsteigeplatz für Keime ist.

Über 400 Toiletten in 136 Flughäfen geprüft

Für ihre Untersuchungen nahmen die Forscher Abstriche an 400 Türklinken von 136 Flughäfen in 59 Ländern und zwar in der Zeit zwischen 2012 und 2015. Dabei fanden sie aggressive Keime und solche, die gegen herkömmliche Antibiotika resistent sind.

Warum ausgerechnet die Türklinken untersucht wurden? "Eine Türklinke wird von einer Vielzahl an Menschen genutzt. Zudem ist sie der letzte Kontakt, den die Besucher nach dem Toilettengang haben, bevor sie sich die Hände waschen. Die Türklinke ist dann besonders mit Keimen beispielsweise der Haut und des Darms belastet", sagt Frieder Schaumburg, vom Institut für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Münster. Die Bakterien reisen als blinde Passagiere zum Beispiel von Indien nach Frankreich auf der Haut des Touristen mit und setzen sich auf verschiedenen Oberflächen in anderen Ländern fest.

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Besonders häufig fanden die Forscher den Keim Staphylococcus aureus, der mit 5,5 Prozent etwa bei jeder zwanzigsten Probe auftrat. Ein Erreger, der beim Menschen Wundinfektionen und Atemwegserkrankungen hervorrufen kann und gegen viele Antibiotika wie etwa Penicillin resistent ist. In Deutschland ist die Gruppe dieser Bakterien als MRSA oder auch als multiresistente Krankenhauskeime bekannt.

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Die Ergebnisse bestätigen die Befürchtung der Forscher, dass Fluggäste auch sogenannte multiresistente "Superkeime" von Reisen in ferne Länder in ihr Heimatland mitbringen können.

"Einer der gefundenen MRSA-Erreger, festgestellt in einer Probe aus Paris, war höchst ungewöhnlich für diese Region. Hauptsächlich kommt er in Indien vor. Er muss also vom Menschen dorthin gebracht worden sein", sagt Karsten Becker vom Institut für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Münster.

Auch wenn die gefundene Belastung der untersuchten Türklinken insgesamt gering ist: Die Forscher warnen in der Studie davor, Flughafentoiletten leichtfertig zu benutzen. "Egal an welchem Ort beziehungsweise Örtchen: Das gründliche Händewaschen nach der Toilettenbenutzung ist ein Muss", sagt Becker. Die Forscher raten außerdem dazu, den Kontakt zu Oberflächen auf Toiletten am Flughafen möglichst gering zu halten, und eventuell Handdesinfektionsmittel dabei zu haben.

(ham)
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