Online-Rollenspiel-Sucht Neuer Fragebogen ermöglicht Diagnose

Düsseldorf (RPO). Eine neue Diagnosemethode ermöglicht erstmals das direkte Erkennen einer Online-Rollenspiel-Sucht. Psychologen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf fassten gängige Diagnosekriterien zusammen und ergänzten sie mit Informationen aus der Befragung von Onlinespielern.

 Ein neuer Fragebogen ermöglicht die Diagnose von Online-Rollenspiel-Sucht

Ein neuer Fragebogen ermöglicht die Diagnose von Online-Rollenspiel-Sucht

Foto: AP, AP

So entwickelte das Team von Professor Reinhard Pietrowsky einen Fragebogen, der Online-Rollenspiel-Sucht anhand wesentlicher Merkmale von der Abhängigkeit von anderen Computer- und Internetanwendungen unterscheidet. Über die neue Entwicklung berichtet die Universität.

Die Abhängigkeit von Online-Rollenspielen stellt ein relativ neues und weitgehend unerforschtes Problem dar - unter anderem, weil eine standardisierte Diagnostik fehlt. Zahlen zu süchtigen Nutzern gehen weit auseinander.

"Unter Internet- oder Computerspielsucht wird erst einmal alles zusammengefasst. Dabei müssen Online-Rollenspiele gesondert untersucht werden", betont Frank Meyer vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie der Universität Düsseldorf.

Es gebe zwei Besonderheiten, die das enorme Suchtrisiko von Online-Rollenspielen gegenüber anderen Computerspielen ausmachten: "Aus meiner Sicht ist die Verbindung der Eigenschaften klassischer Computerspiele mit der sozialen Funktion des Internets für das Suchtpotential verantwortlich", sagt Meyer, der an der Entwicklung des Fragebogens beteiligt war.

Statt alleine oder in einer Kleingruppe zu spielen, sind Millionen von Nutzern eingebunden und miteinander vernetzt. Es entstehen Verpflichtungen nach dem "Hilfst du mir, helfe ich dir"-Prinzip. Diese Gruppenstruktur erhöht den sozialen Druck, regelmäßig am Spiel teilzunehmen.

Das zweite Merkmal ist die Beständigkeit von Spielfigur und Spielwelt: Es gibt keinen endgültigen Sieg und kein Game Over. Das Spiel läuft sogar weiter, wenn der Spieler gerade nicht teilnimmt. Das kann Ängste auslösen, etwas zu verpassen, und fördert häufiges und langes Spielen.

Bei anderen Formen der Abhängigkeit nimmt das Leiden mit der Zeit zu. "Für Online-Rollenspiele scheint das allerdings nicht zu gelten. Sie werden ständig um neue Verlockungen erweitert, und auch das soziale Netzwerk bleibt weiterhin erfahrbar", berichtet Meyer.

Für den neuen Fragebogen wurden alle bisher gängigen Diagnosekriterien genutzt, aber vor allem auch weitere hinzugefügt. Diese neuen Aspekte haben die Wissenschaftler aus Befragungen von Onlinespielnutzern gewonnen. "Was die Merkmale der Spiele angeht, sind die Spieler die Experten, nicht wir", stellt Meyer fest.

Der Fragebogen soll auf zwei Ebenen Hilfe bieten: Einerseits soll er abhängige Spieler erreichen, andererseits praktizierende Psychologen. Sie erhalten damit ein Diagnosewerkzeug und werden geschult, um diese neue Sucht-Form therapieren zu können.

(DDP/rm)
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