Studie Leben Kaffeetrinker länger?

Düsseldorf · Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen. Aber darüber, ob es gesund ist, streiten sich die Experten. Nun gibt eine Studie neue Hinweise.

 Vor allem morgens starten viele Deutsche gerne mit einer Tasse Kaffee in den Tag (Symbolbild).

Vor allem morgens starten viele Deutsche gerne mit einer Tasse Kaffee in den Tag (Symbolbild).

Foto: Shutterstock/ B. and E. Dudzinscy

Die Sterbedaten von einer halbe Millionen Menschen aus zehn europäischen Ländern haben sich internationale Wissenschaftler angesehen, um herauszufinden, welchen Einfluss der Kaffeekonsum auf ihre Gesundheit hat. Das Ergebnis: Es ist gut möglich, dass Kaffeetrinker tatsächlich von dem Getränk profitieren.

Männer mit einem sehr hohen Kaffeekonsum (mehr als 580 Milliliter pro Tag in Deutschland) hatten demnach ein 12 Prozent geringeres Risiko während dem Studienzeitraum von etwa 16,4 Jahren zu sterben, als Männer, die keinen Kaffee tranken. Bei Frauen verringerte sich die Gefahr um 7 Prozent. Bei Kreislauferkrankungen und solchen die mit dem Verdauungstrakt zusammenhängen, gab es ebenfalls einen deutlichen Unterschied zwischen Kaffeetrinken und Nicht-Kaffeetrinkern.

Um ein möglichst klares Bild von den Einflüssen des Kaffeekonsums zu bekommen, hatten die Wissenschaftler andere für das Sterberisiko relevante Faktoren wie die Ernährung oder das Rauchen aus der Studie herausgerechnet.

Hauptautor Marc Gunter äußert sich in der Studie trotzdem verhalten zu den Ergebnissen: "Aufgrund der Grenzen beobachtender Forschung sind wir nicht an einem Punkt, eine Empfehlung für mehr oder weniger Kaffeekonsum auszusprechen." Möglich ist aber, dass ein moderater Genuss von etwa drei Tassen am Tag nicht schädlich für die Gesundheit sei, sondern dass Kaffee sogar gesundheitliche Vorteile haben könnte.

Gunter Kuhnle von der britischen Universität Reading, der nicht an der Studie mitwirkte, bewertet die beobachteten Effekte als eher klein. Die Ergebnisse solcher Studien würden zudem gerne sensationalisiert, obwohl sie meist keine Aussagen zur Kausalität zuließen - also in diesem Fall zu der Frage, ob Kaffee wirklich die Ursache des Effekts war.

Kaffee ist den Studienautoren zufolge eines der beliebtesten Getränke der Welt: Schätzungen zufolge werden jeden Tag 2,25 Milliarden Tassen rund um den Globus getrunken - und das, obwohl Kaffee lange Zeit als gesundheitsschädlich galt. Kaffee besteht - je nach Sorte und Zubereitung - aus mehr als 1000 verschiedenen Stoffen, darunter Koffein.

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Erst im vergangenen Jahr gab die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) bekannt, dass sich ein erhöhtes Krebsrisiko durch Kaffee nicht belegen lasse. Die IARC ist eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Andere Studien belegen die Ergebnisse

Die neue Studie reiht sich nun in eine wachsende Zahl von Untersuchungen ein, die das negative Image von Kaffee widerlegen oder gar positive Effekte feststellen. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen etwa Untersuchungen in den USA und Japan. Die aktuelle Studie, an der Forscher der IARC und des Imperial College in London beteiligt waren, ist nun die erste dieser Art aus Europa.

Die Forscher beobachteten, dass Menschen, die mehr Kaffee konsumieren, ein geringeres Risiko bei allen Todesursachen haben, insbesondere bei Kreislauferkrankungen und Krankheiten, die mit dem Verdauungstrakt zusammenhängen.

Als Grundlage für ihre Untersuchung diente den Forschern die große europäische Langzeitstudie EPIC ("European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition"). 16 Jahre nach der ersten Befragung der Studienteilnehmer waren fast 42 000 von ihnen gestorben.

"Unsere Studie bietet (...) wichtige Einblicke in die möglichen Mechanismen, die für die positiven Auswirkungen von Kaffee verantwortlich sind", so Marc Gunter laut einer Mitteilung. "Wir fanden heraus, dass das Trinken von mehr Kaffee mit einem günstigeren Leberfunktionsprofil und einer besseren Immunantwort verbunden war." Laut dem nicht an der Studie beteiligten Experten Kuhnle wurde dies bereits in anderen Studien gezeigt, allerdings nicht in der gleichen Genauigkeit.

Für den Ernährungsepidemiologen schließt die aktuelle Untersuchung eine Lücke. So sei der Zusammenhang zwischen Gesamtsterblichkeit und Kaffeekonsum zwar bereits in den USA untersucht worden, nicht aber in Europa. Das sei insbesondere deswegen interessant, da sich Stellenwert und Zubereitung von Kaffee diesseits und jenseits des Atlantiks erheblich unterscheiden würden.

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"In den USA ist Kaffee ein "Standardgetränk" und wird insbesondere auch von Menschen niedrigerer Einkommensklassen konsumiert, während etwa in Großbritannien Tee verbreiteter und Kaffee die Ausnahme ist." Der Sozialstatus habe jedoch große Auswirkung auf die Gesundheit. Leider betrachte die neue Studie einzelne EU-Länder nicht separat.

Kuhnle interessiert vor allem die Frage, warum die Sterblichkeit bei höherem Kaffeekonsum geringer ist: "Ist das der Effekt von bioaktiven Verbindungen im Kaffee, die man dann etwa isolieren oder den Kaffee besser zubereiten könnte, oder gibt es einen anderen Grund?"

Es sei auch möglich, dass die gesundheitlichen Effekte gar nicht vom Kaffee stammen. Sondern dass das Getränk mit dem eigentlichen Grund für diese Effekte lediglich in einer Beziehung steht. So sei es beispielsweise denkbar, dass Menschen mit erhöhtem Krankheitsrisiko generell weniger Kaffee trinken. Die aktuelle Untersuchung deute aber zumindest darauf hin, dass Kaffeekonsum nicht ungesund sei. "Ob er aber wirklich gesund ist, ist eine andere Frage."

(ham / dpa)
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