Messe in Düsseldorf Medica: Medizin wird mobil

Düsseldorf · Bei der Medizinmesse Medica in Düsseldorf hat die moderne Medizintechnik die neuen, leistungsfähigen Handys, darunter vor allem das iPhone, als nützliches Allzweckwerkzeug im medizinischen Alltag entdeckt. Generell geht der Trend zu tragbaren Geräten.

Noch bis Samstag steht Düsseldorf ganz im Zeichen der Gesundheit: Die weltgrößte Medizinmesse Medica und die Compamed, Fachmesse für die Zulieferer der medizintechnischen Fertigung, öffnen ihre Pforten. Zu beiden Messen kommen zusammen mehr als 5000 Aussteller aus 62 Nationen. Ein Überblick über die Neuheiten.

Welche Vorteile haben Patienten von der Medica?

Die Medica ist ebenso wie die Compamed eine Fachmesse. Dort werden Produkte, Systeme und Dienstleistungen für die medizinische Versorgung in Arztpraxen und Kliniken vorgestellt – von der Labortechnik über die Elektromedizin bis hin zur Informations- und Kommunikationstechnik. Sind Praxen und Kliniken mit den neuen Entwicklungen ausgestattet, profitieren die Patienten davon, indem die Ärzte zum Beispiel ihre Gesundheit mit Hilfe von Smartphones aus der Ferne überwachen können.

Das heißt, die Medizin wird immer mobiler?

Die Tendenz bei den Medica-Neuheiten geht immer weiter hin zu handlichen, sehr genau arbeitenden Geräten, die die Patienten teilweise ständig bei sich tragen. Oder zu Technologien, die direkt ans Bett des Patienten transportiert werden können. Selbst die Notarztwagen werden mobiler und leichter – sie können zum Beispiel in Form eines Buggys auf den Golfplatz rollen, wenn dort jemand einen Herzinfarkt erleidet.

Wie kann etwa ein modernes Mobiltelefon die Betreuung von Patienten unterstützen?

Mit Hilfe von Modulen, die auf das iPhone aufgesteckt werden können, ist es inzwischen möglich, den Blutzucker, das Gewicht oder die Temperatur zu messen. VitaDock heißen diese Analysegeräte, die die Deutsche Telekom auf der Medica vorstellt und jetzt in ihren T-Shops zu Preisen zwischen 79 und rund 150 Euro verkauft. Über eine kostenlose Applikation (App) werden sie gestartet, und die gespeicherten Daten – etwa die Blutzuckerwerte – können auch direkt an eine entsprechend ausgerüstete Arztpraxis übertragen werden. "Es sind die ersten Produkte unseres intelligenten Netzes Gesundheit, das wir weiter ausbauen werden", sagt Telekom-Sprecher Rainer Knirsch. Offen ist bisher allerdings, wie genau die Daten-Kontrollen bei diesem privaten Gesundheitsmanagement gehandhabt werden.

Gibt es andere Neuheiten für unterwegs?

Zum Beispiel ein streichholzschachtelgroßes Gerät für Menschen, die unter ständigen Ohrgeräuschen, Tinnitus genannt, leiden: Es sendet speziell getaktete Tonfolgen aus, die die Nervenzellen im Gehirn beeinflussen sollen. Denn diese sind – das belegen nach Medica-Informationen aktuelle Forschungsergebnisse – krankhaft aktiv und verursachen den Tinnitus. Die akustische Neurostimulation durch das Gerät, das Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich entwickelten, soll den Nervenzellen helfen, den Tinnitus zu verlernen. Für diesen Therapieansatz gab es jetzt den Deutschen Innovationspreis für Medizin.

Können mit den mobilen Möglichkeiten auch Ärzte künftig flexibler arbeiten?

Viele technische Neuerungen, die auf der Medica präsentiert werden, können direkt am Krankenbett genutzt werden. "PulmoVista 500" heißt etwa eine elektronische Hilfe der Firma Dräger für die Intensivstation: Der Patient trägt einen Gürtel, über den bis zu 50 Bilder pro Sekunde an einen Monitor gesendet werden. Darauf kann der Mediziner erkennen, ob der Patient genügend Luft über das Beatmungsgerät bekommt, und dieses passend einstellen. Auch Ultraschallgeräte werden immer flexibler einsetzbar, um genauere Diagnosen zu ermöglichen: Eine Neuentwicklung der Firma GE Healthcare zeigt zum Beispiel Details eines ungeborenen Kindes realitätsnah auf dem Bildschirm. Dafür sorgt eine virtuelle Lichtquelle, die von einem Computer errechnet wird.

Welche Rolle spielt auf der Medica die oft diskutierte Hygiene bei der Medizin der Zukunft?

Neue Oberflächen, ähnlich denjenigen bei Smartphones, sollen für mehr Hygiene im Praxis- oder Krankenhausalltag sorgen: So ist beispielsweise das Ultraschallsystem Sparq von Philips mit einer abwischbaren Oberfläche aus Hartglas ausgestattet. "Auf diese Weise können sich keine Keime ansiedeln, wenn das Gerät in einer Notfall-Aufnahme oder Anästhesie genutzt wird, wo die Ärzte unter anderem Patienten mit offenen Wunden versorgen", erläutert Philips-Sprecher Rachid Aztout. 40 000 bis 80 000 Euro kostet ein solches Ultraschallsystem, und das hygienische Prinzip der Hartglasoberflächen soll nach Worten Aztouts auch auf andere Philips-Geräte übertragen werden.

(RP/jco)
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