Untersuchung Darum brechen Masern in NRW häufiger aus als anderswo

Düsseldorf · Duisburg oder Köln: Vor allem Ballungsräume sind immer wieder von Masern-Ausbrüchen betroffen. Das Robert-Koch-Institut will dafür eine Erklärung gefunden haben.

 Medikamente und ein Fieberthermometer auf einem Nachtisch (Symbolbild).

Medikamente und ein Fieberthermometer auf einem Nachtisch (Symbolbild).

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts haben ausgewertet, wo Masern in Deutschland auftreten - sie fanden große Unterschiede zwischen den Bundesländern. „In einigen Bundesländern treten die Masern nur noch selten in Erscheinung, wie in Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland oder Sachsen-Anhalt“, heißt es in einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. „Andere Bundesländer sind fast jedes Jahr betroffen.“ Dazu zählten Berlin und Nordrhein-Westfalen.

Dafür sehen die Mitarbeiter des RKI mehrere Gründe. In ihrem Bericht schreiben sie, dass unter den Bundesländern mit vielen Masern-Fällen insbesondere solche mit hoher Bevölkerungsdichte oder großen Ballungszentren seien. Dort begünstigten mehrere Faktoren eine schnelle Ausbreitung:

  • Die Menschen lebten dichter zusammen.
  • Außerdem erreichten durch Touristen, Studenten und Migranten importierte Masernfälle insbesondere die Ballungsgebiete.
  • Dort sei es dann auch am wahrscheinlichsten, auf Menschen ohne Impfschutz zu treffen.

Entsprechend verzeichnet im ersten Halbjahr 2018 etwa auch das bevölkerungsreichste Bundesland, Nordrhein-Westfalen, die höchsten Fallzahlen. Es hat auch pro eine Million Einwohner gerechnet besonders viele Fälle. Vor allem Köln und Duisburg seien in den ersten Monaten des Jahres 2018 betroffen gewesen, schreibt das RKI in seinem Bericht.

Masern-Fälle 2018 (Stand: 15. August, Auswahl)

  • Nordrhein-Westfalen: 192 Fälle,
  • Baden-Württemberg: 73,
  • Bayern: 89,
  • Hessen: 21
  • Berlin: 21,
  • Hamburg: 13,
  • Brandenburg: 12.

Bundesweit erkrankten bisher 448 Menschen an Masern (Stand: 15. August 2018). Damit sind es weniger als 2017, als im selben Zeitraum (1. Januar bis 15. August) in Deutschland 830 Fälle gezählt worden waren. Ähnliche Schwankungen der Gesamtzahlen gab es stets in den vergangenen Jahren. 2016 wurden nur 325 Fälle registriert, 2015 zählte mit 2464 Fällen zu einem der masernreichsten Jahre seit Beginn der Meldepflicht.Schon länger sieht das RKI bei Masernzahlen jedoch keine rückläufige Tendenz mehr.

Das hängt auch mit den Impfquoten zusammen. Es gebe - nicht näher benannte - Land- und Stadtkreise mit Nachholbedarf, schreiben die RKI-Experten. Laut dem Bericht liegen die Gründe für fehlende Impfungen weniger in einer „grundsätzlich impfkritischen Haltung“. Eher würden Impfungen verschoben und vergessen oder die Menschen wüssten nicht über die Empfehlungen Bescheid (wer wann geimpft werden sollte, lesen Sie hier).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt die Elimination der Masern an. Die Krankheit geht mit grippeähnlichen Symptomen und später einem charakteristischen Hautausschlag einher. Sie schwächt das Immunsystem und kann in sehr seltenen Fällen tödlich enden. Gefährlich sind Masern vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.

Auch 2017 hatte das RKI in Nordrhein-Westfalen die meisten Masern-Fälle gezählt, wie folgende Übersicht mit einer Auswahl an Bundesländern zeigt. Bundesweit waren es insgesamt 929 Menschen gewesen, die an Masern erkrankt waren.

Masern-Fälle 2017 in den Bundesländern (Auswahl)

  • NRW: 520 Masern-Fälle,
  • Hessen: 76,
  • Berlin: 69,
  • Sachsen: 69,
  • Bayern: 58,
  • Baden-Württemberg: 53,
  • Rheinland-Pfalz: 21.

Nordrhein-Westfalen hatte 2017 auch die meisten Masern-Fälle
pro eine Million Einwohner (Auswahl):

  • NRW: 29,1 Fälle pro 1 Mio. Einwohner
  • Berlin: 20
  • Sachsen: 16,6
  • Hessen: 12,4
  • Rheinland-Pfalz: 5,2
  • Bundesweit: 11,4
(wer/dpa)
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