Warnzeichen und Risiken werden ignoriert Männer sind Gesundheits-Muffel

Berlin · Männer gelten als Gesundheits-Muffel. Sie leben ungesund und gehen trotzdem seltener zum Arzt als Frauen. Die Gesundheitsvorsorge von Männern soll deshalb nun mehr öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.

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Foto: dpa-tmn

Es sei nach wie vor notwendig, Männer über den Nutzen von Angeboten zur Gesundheitsförderung zu informieren und sie dazu zu motivieren, erklärte Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Dienstag auf einem Männergesundheitskongress in Berlin.

Männer ernähren sich Studien zufolge ungesünder, trinken mehr Alkohol, rauchen häufiger und haben öfter Unfälle. Auch drei Viertel aller Selbstmorde werden von Männern begangen. Zugleich gehen Männer bei Schmerzen und anderen Krankheitssymptomen häufig erst spät zum Arzt und gelten als Vorsorgemuffel. Sie beteiligen sich deutlich seltener als Frauen an Vorsorgeuntersuchungen etwa zur Krebsfrüherkennung.

Männerrolle verhindert Gang zum Arzt

"Traditionelle Männerrollen verhindern nach wie vor Achtsamkeit für den eigenen Körper", erklärte Pott. Warnzeichen und Risiken würden bagatellisiert und ignoriert. "Männer erwarten von ihrem Körper, dass er wie eine Maschine funktioniert. Erst bei Störungen wird eine 'Werkstatt' aufgesucht." Deshalb müssten die Gesundheitsstrategien stärker an den unterschiedlichen Interessen von Männern und Frauen ausgerichtet werden. Dazu gehört laut Pott vor allem das Internet, da über 80 Prozent der Männer im Internet surfen.

Auch das Bundesgesundheitsministerium, das den Kongress gemeinsam mit dem BZgA veranstaltet hat, will das Gesundheitsverhalten von Jungen und Männern noch stärker in den Fokus rücken. Bereits die um fünf Jahre geringere Lebenserwartung von Männern gegenüber Frauen zeige, "dass großer Handlungsbedarf besteht", erklärte Ulrike Flach (FDP), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium.

Kritik am Vorbeugegesetz

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, besonders für Männer aus sozial schwachen Schichten müsse mehr getan werden. "Viele Männer glauben, wenn sie sich recht gut fühlen, sind sie gesund", sagte Lauterbach im ARD-"Morgenmagazin". Das sei aber häufig nicht der Fall. Er kritisierte, im von der Bundesregierung geplanten neuen Vorbeugegesetz werde das Thema Männergesundheit zu wenig berücksichtigt werde. Andere Länder seien hier schon deutlich weiter.

Das Thema Männergesundheit wurde in Deutschland lange vernachlässigt. Erst Ende 2010 - neun Jahre nach einem Frauengesundheitsbericht - erschien erstmals ein Deutscher Männergesundheitsbericht, herausgegeben von der Stiftung Männergesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit. Seit rund einem Jahr bietet zudem das "Männergesundheitsportal" der BZgA im Internet Informationen zu männerspezifischen Themen wie urologischen Erkrankungen, Alkohol, Sport und Vaterschaft.

(AFP/anch)
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