Studie Lange Wartezeiten bei Psychotherapien

Berlin (RPO). Menschen in ländlichen Räumen, ältere Menschen und Männer haben zu wenige Angebote für ambulante Psychotherapien. Wie aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Studie hervorgeht, besteht eine "Unter- und Fehlversorgung" vor allem für diese Patienten.

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Foto: dpa, Yuri Arcurs, Pascoe

"Die durchschnittliche Wartezeit für eine Psychotherapie beträgt 2,5 Monate", sagte Dieter Best, Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV). Akzeptabel seien rund drei Wochen Wartezeit, bei akuten Erkrankungen müsse sofort behandelt werden.

Für die Studie befragte der Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen im Auftrag der DPtV rund 2500 ambulante Psychotherapeuten aus dem ganzen Bundesgebiet unter anderem nach Wartezeiten und Patientenstruktur. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der Therapeuten in Deutschland (52 Prozent) führen Wartelisten. In Kleinstädten beträgt die Wartezeit im Schnitt 104 Tage, in Großstädten liegt sie bei 62 Tagen.

Die größte Gruppe der Patienten stellen die 41- bis 50-Jährigen dar. Bei den Männern waren es knapp 29 Prozent, bei den Frauen 27 Prozent. Patienten zwischen 60 und 90 Jahren sind eine Minderheit (null bis fünf Prozent). Bezüglich der Schulabschlüsse stellte die Studie eine breite Streuung fest. Die meisten Patienten haben Mittlere Reife (32 Prozent), gefolgt von Abitur (26 Prozent) und Hauptschulabschluss (20 Prozent). Rund 19 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss.

Etwa die Hälfte der Patienten (52 Prozent) werden von Ärzten an einen Psychotherapeuten überwiesen. Die meisten Patienten gehen aus eigenem Antrieb oder auf Rat von Verwandten oder Freunden in Therapie. Aus diesem Grund forderte Best, dass Therapeuten erlaubt werden solle, Krankschreibungen oder Einweisungen ins Krankenhaus zu erteilen. Dies ist bisher Ärzten vorbehalten.

(AFP/felt)
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