Tod von sechs Teenagern in Gartenlaube Kohlenmonoxid — die unsichtbare Gefahr

Düsseldorf · Die in einer Gartenlaube in Unterfranken tot aufgefundenen sechs Jugendlichen sind laut Obduktion an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Noch ist unklar, welches Gerät dies verursacht hat. Aber woher kommt das Gas und wie kann man sich dagegen schützen?

Es breitet sich langsam, farb- und geruchslos in Wohnungen oder anderen Räumen aus: Kohlenmonoxid. Für die im Raum befindlichen Menschen kann das zu einer lebensgefährlichen oder gar tödlichen Situation werden, wie der Fall der sechs Jugendlichen in einer Gartenlaube in Unterfranken zeigt. Ein anderer Fall aus Mülheim: Dort war im Januar in einer Wohnung Kohlenmonoxid ausgetreten, eine Mutter und ihre drei Kinder kamen mit einer schweren Vergiftung ins Krankenhaus.

Kohlenmonoxid (CO) entsteht, wenn bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien wie Holz, Öl oder Erdgas nicht genügend Sauerstoff vorhanden ist. In Wohnungen soll das Gas durch ein Abluftsystem etwa aus Gasthermen abtransportiert werden. "Es kann aber sein, dass beispielsweise ein Ventil kaputt ist und der Abzug nicht mehr funktioniert", sagt Hanning Zanetti, Sprecher des Technischen Hilfswerks (THW) in Bonn.

Kann das Gas nicht abziehen, entweicht es in die Wohnung oder den Raum und wird somit zur Gesundheitsgefahr für alle, die sich darin befinden. "Das Problem ist, dass Kohlenmonoxid völlig geruchlos und unsichtbar ist, deshalb kriegt man es nicht mit, wenn es sich ausbreitet", sagt Zanetti. "Bedrohlich ist das vor allem in den Abendstunden, wenn die Bewohner auf der Couch liegen und Fernsehen oder schlafen und stundenlang das Gas einatmen. Das kann zum Tod führen." Denn das CO verhindert den Transport von Sauerstoff im Blut, somit werden die Organe nicht ausreichend versorgt und Ersticken droht.

Wurde nur eine kleine Menge des Gases eingeatmet, kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Müdigkeitszuständen. Wird mehr eingeatmet, wird der Betroffene erst bewusstlos und stirbt nach einiger Zeit. Endgültige Sicherheit darüber, ob es sich wirklich um eine CO-Vergiftung handelt, kann jedoch nur ein Bluttest geben.

Betroffene müssen schnellstmöglich in ein Krankenhaus gebracht werden, das über eine spezielle Druckkammer verfügt. Über Schläuche atmen die Patienten darin reinen Sauerstoff ein. Durch den Überdruck wird er in Blut, Zell- und Lymphflüssigkeit gelöst und die Organe wieder versorgt. Das Kohlenmonoxid wird abgeatmet.

"Gasthermen werden immer noch viel in Wohnungen eingebaut", sagt Zanetti. Sein wichtigster Tipp ist deshalb, dass die Wartungszeiten unbedingt eingehalten werden müssen. Einmal im Jahr sollte eine Gastherme mindestens von einem Fachmann geprüft werden. Die einzige andere Möglichkeit sich zu schützen sei, sich ein Kohlenmonoxidmessgerät zu kaufen. "Das ist vergleichbar mit einem Rauchmelder, allerdings müssen die Geräte aus eigener Tasche finanziert werden", sagt der Experte des THW. CO-Melder sind ab 20 Euro im Handel zu bekommen.

(ham)
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