Lebensrecht Ungeborener werde infrage gestellt Kirche kritisiert Down-Bluttest

Düsseldorf/Berlin · Die Evangelische Kirche im Rheinland sieht große Gefahren in dem neuen Bluttest für Schwangere auf das Down-Syndrom. "Leben mit Behinderung wird immer mehr zu einem Sonderfall, den es zu verhindern gilt, und dieser Test ist ein Baustein in dieser Entwicklung", sagte Vizepräses Petra Bosse-Huber.

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Fünf Fragen zu Down-Syndrom

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Foto: dapd, Mario Vedder

"Letztlich wird damit das Lebensrecht der ungeborenen Kinder infrage gestellt", so Huber weiter. Sie befürchte, dass durch die Einführung des Tests die Zahl der Abtreibungen ungeborener Kinder mit Down-Syndrom zunehmen werde, sagte Bosse-Huber.

Der "Praena-Test" für Schwangere ist seit diesem Montag verfügbar. Anhand von 20 Milliliter Blut kann der Hersteller Lifecodexx bestimmen, ob das ungeborene Kind das Down-Syndrom aufweist. Der Test wird nicht von den Krankenkassen finanziert und kostet 1250 Euro. Im Vorfeld der Zulassung hat es bereits etliche Proteste von Lebensschützern gegen den Test gegeben. Bisher testen Ärzte das Down-Risiko meist mit einer Fruchtwasseruntersuchung; dabei besteht jedoch ein 0,5-prozentiges Risiko einer Fehlgeburt.

Bosse-Huber räumte ein, der Test sei "medizinisch eine Erleichterung, weil er das Risiko der Fehlgeburt minimiert": "Deswegen bin ich gegen ein Verbot des Bluttests. Eltern haben das Recht, über die modernsten Verfahren zu verfügen." Die massenhafte Nutzung des Tests berge aber ein Risiko.

Auch Behindertenbeauftragte gegen Test

Es bestehe die Gefahr, dass das "Recht auf Nichtwissen" der Eltern gesellschaftlich immer weniger akzeptiert werde: "Eine solche Entwicklung stigmatisiert auch die Eltern mit behinderten Kindern — nach dem Motto: Ihr hättet euch doch auch anders entscheiden können, das muss doch nicht sein." Eltern müssten frei entscheiden können, ob sie sich auf solche Tests einlassen wollten.

Zu den Gegnern des Bluttests gehört auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU). Er hält den Test sogar für illegal und fordert eine gesellschaftliche Debatte: "Die Politik muss das Thema vorgeburtliche Untersuchungen grundsätzlich auf die Tagesordnung nehmen", sagte Hüppe. "Bei den vorgeburtlichen Untersuchungen hat sich ein Automatismus entwickelt, ohne dass nach dem Sinn gefragt wird."

Auch der Ethik-Experte der SPD-Fraktion, René Röspel, sieht den Bluttest kritisch: "Der ,Praena-Test' bringt uns in ein Dilemma." Auf der einen Seite sei er eine Erleichterung für die Frauen, die sich nicht mehr der riskanten Fruchtwasseruntersuchung unterziehen müssen, auf der anderen Seite sei damit der erste Schritt zu Reihenuntersuchungen gemacht. Röspel spricht sich für eine gesetzliche Neuregelung aus: "Ich halte es für sinnvoll, dass der Gesetzgeber die Untersuchung von Embryonen auf Krankheiten beschränkt, die therapierbar sind."

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte, der Test sei kein Segen, sondern ein Fluch und ein weiterer Schritt zur Aussonderung behinderter Menschen.

(RP/das/csi)
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