Unterschiedliche Hirnregionen arbeiten für Persönlichkeiten Jedes Ich hat eigenes "Gehirn"

London (rpo). Menschen mit gespaltener Persönlichkeit haben für jedes ihrer beiden "Ichs" ein eigenes "Gehirn". Genauer: Eigene Verknüpfungen der Nervenzellen im Gehirn. Unterschiedliche Hirnregionen verarbeiten die Eindrücke der verschiedenen Persönlichkeiten.

Das haben niederländische Wissenschaftler bei Gehirnscans festgestellt, wie der Online-Dienst des Fachmagazins "Nature" berichtet. So genannte multiple Persönlichkeiten besitzen zwei oder auch mehr Identitäten, zwischen denen sie häufig unkontrolliert hin- und herwechseln.

Hintergrund dieser psychischen Erkrankung, die oft fälschlicherweise mit Schizophrenie gleichgesetzt wird, ist häufig ein traumatisches Erlebnis. Durch den Aufbau einer zweiten Persönlichkeit können die Patienten Abstand vom Erlebten gewinnen - so, als sei das schreckliche Ereignis nicht ihnen, sondern einem anderen Menschen widerfahren.

Diese zweite Persönlichkeit findet sich auch in der Hirnstruktur wieder, konnten Simone Reinders von der Universität Groningen und ihre Kollegen nachweisen. Die Wissenschaftler hatten elf Patienten autobiografische Geschichten vorgelesen, die das erlittene traumatische Erlebnis zum Thema hatten.

Befanden sich die Patienten gerade in ihrem ersten Persönlichkeitszustand, wurden für Emotionen zuständige Hirnareale aktiv. Hatte dagegen das zweite Ich die Oberhand, empfanden sie das Gehörte nicht mehr als selbst erlebt und ganz andere Hirnregionen wurden aktiv - darunter Areale, die beim Aufbau des Selbstverständnisses eines Menschen eine Rolle spielen. Für Reinders und ihre Kollegen weisen die Ergebnisse klar darauf hin, dass die multiple Persönlichkeitsstörung sehr tief reicht und Menschen mit dieser Störung nicht einfach nur schnell zwischen verschiedenen Launen hin- und herwechseln.

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