US-Studie ergab Jeder zehnte Vater hat eine Wochenbett-Depression

Burlington (rpo). Dass Mütter von Neugeborenen depressiv werden können, ist bekannt. Jetzt fanden US-Wissenschaftler heraus: Auch Väter sind nach der Geburt eines Kindes oft traurig und niedergeschlagen. Jedem zehnten Mann schlagen die ersten neun Monaten derart aufs Gemüt, dass man von einer Wochenbett-Depression sprechen kann.

 Jeder zehnte Vater leidet nach der Geburt des Kindes an Depressionen.

Jeder zehnte Vater leidet nach der Geburt des Kindes an Depressionen.

Foto: Jens Schierenbeck, gms

Mehr als 5000 Paare haben die amerikanischen Forscher untersucht. Das Ergebnis: 14 Prozent aller Mütter von Neugeborenen leiden an mittelschweren oder schweren Depressionen. Bei den frisch gebackenen Vätern sind es zehn Prozent und damit doppelt so viele wie in der Durchschnittsbevölkerung. James Paulson von der Eastern Viginia Medical School in Norfolk und seine Kollegen berichten über ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift "Pediatrics" (Bd. 118, S. 659).

Paulson und sein Team fragten 5089 Paare mit neun Monate alten Kindern nach depressiven Symptomen sowie ihrer Beziehung zum Kind. So mussten die Eltern beispielsweise angeben, wie oft sie ihrem Kind eine Geschichte vorlesen oder ihm ein Lied vorsingen. Die Forscher stellten fest, dass 14 Prozent der Mütter an mittelschweren oder schweren Depressionen litten. Dieses Resultat stimmt mit früheren Untersuchungen überein. Erstaunlich war jedoch, dass auch zehn Prozent der Väter depressiv waren.

Die Depressionen der Eltern wirkten sich stark auf die Beziehung zum Kind aus, fanden die Forscher weiter heraus. Mütter mit Depressionen legten ihr Kind öfter mit einer Flasche ins Bett, erzählten ihrem Baby deutlich seltener Geschichten und spielten auch seltener mit ihm. Die Depression der frisch gebackenen Väter hatte zur Folge, dass sie ihr Kind öfter wach ins Bett legten und weniger oft mit ihm spielten. Auffällig war, dass sich die Depression eines Elternteils auch auf das Verhalten des Partners gegenüber dem Kind auswirkte. So sangen Väter, deren Frauen depressiv waren, ihrem Baby weniger häufig ein Lied vor, und Mütter mit depressiven Partnern erzählten dem Kind seltener Geschichten.

Das Erkennen einer Depression nach der Geburt sei daher sowohl für das Kind als auch für die Eltern äußerst wichtig, betont Paulson. Zwar fühlten sich alle Eltern manchmal müde und gestresst. Wenn dieser Zustand jedoch längere Zeit anhalte, sollten sie einen Arzt aufsuchen, rät der Forscher.

(afp)
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