NRW Infarkt-Versorgung neu ordnen
Düsseldorf (RP). Der Kardiologie-Professor Ernst Vester, Chefarzt am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf (EVK), hat gestern gegenüber unserer Zeitung die Neuordnung der Notfallnetzwerke für Herzinfarktpatienten gefordert: Es müssten endlich Stadt- und Kreisgrenzen überschritten werden können. Bislang geht das fast nie.
Über die Notwendigkeit besteht unter Kardiologen in NRW Einigkeit; auch im Düsseldorfer Gesundheitsministerium findet man, so war von Experten zu hören, eine Flexibilisierung "vernünftig". Gewiss liege die Zuständigkeit für das Rettungswesen bei den Städten und Kreisen, aber das Land werde seinen Teil zur Neuordnung von Netzwerken beitragen, hieß es aus dem Ministerium.
Diese Ideen sind nach der Berichterstattung unserer Zeitung über auffällige Sterbezahlentwicklungen beim akuten Herzinfarkt konkret geworden, die auf Statistiken des Landesinstituts für Gesundheit und Soziales in Bielefeld beruhen. Laut diesen Zahlen gibt es in einigen Städten und Kreisen unserer Region auffällige Steigerungen, die dem NRW-Trend widersprechen. Ob sie Zufall sind oder Ergebnis statistischer Verzerrung, konnte Rolf Abbuss vom Bielefelder Institut gestern nicht sagen: "Aber diese Zahlen sind in der Tat ebenso spektakulär wie erklärungsbedürftig."
Vesters Vorschlag zur Neuordnung des Rettungswesens beschreibt ein Problem der Infarkt-Rettungskette. Wird bei einem Patienten etwa im linksrheinischen Teil Düsseldorfs ein Streckenhebungs-Infarkt festgestellt (der eine sofortige Ballonaufdehnung verlangt), nehme der Rettungswagen in der Regel zuerst mit dem EVK Kontakt auf. Wenn dort bereits ein anderer Infarktfall auf dem Tisch liegt, fährt der Wagen nach Rath oder in die Uniklinik. Er könnte aber auch ins - von Heerdt aus gesehen - nähere Neusser Lukas-Krankenhaus fahren. Vester: "Jeder Notarzt müsste wissen, wo um einen Infarktort herum die nächsten Herzkatheterlabore liegen - und die müssten potenziell alle angefahren werden können!"
