Rangliste der Todesursachen In Zukunft noch mehr Krebstote

(RP). In der Rangliste der häufigsten Todesursachen in Deutschland stehen Herz- und Kreislauferkrankungen auf Platz eins, direkt dahinter rangieren Krebsleiden. "Die steigende Lebenserwartung der Menschen hinterlässt Spuren. Krebserkrankungen werden weiter an Bedeutung gewinnen", sagt Professor Jochen Vollmann, Leiter des Instituts für Medizinethik und Medizingeschichte an der Universität Bochum.

Denn das Krebsrisiko steige mit dem Alter, ebenso wie das der Herz- und Kreislauferkrankungen. Deshalb sieht der Wissenschaftler das Verhältnis zwischen den beiden Haupttodesursachen künftig enger werden. Insgesamt werde die Rangfolge jedoch konstant bleiben.

Vor rund 150 Jahren las sich das Todesursachen-Panorama noch anders. Aus einer Preußischen Statistik zum Jahr 1877 geht hervor, dass vor allem Lungenkrankheiten gefährlich waren. In 41,4 Prozent der Todesfälle waren sie Ursache. Es folgen Erkrankungen der Verdauungsorgane (28 Prozent) und Infektionskrankheiten (13,8 Prozent).

Krebs war lediglich bei einem Prozent der Gestorbenen die Todesursache. Herz- und Kreislaufkrankheiten rangierten mit nur vier Prozent ebenfalls auf einem der hinteren Plätze. Der Fortschritt der Medizin und der Hygiene habe die Infektionskrankheiten nahezu ausgerottet, sagt Professor Vollmann.

Ärzteverbände und Krankenkassen sehen als Ursache für die konstant hohe Zahl von Herz- und Kreislauferkrankungen neben der steigenden Lebenserwartung vor allem mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat ermittelt, dass sich fast die Hälfte der Erwachsenen zu wenig bewegt. Bei der TK entfiel 2009 laut einer Sprecherin jeder zehnte Euro, der für Medikamente ausgegeben wurde, auf Herz-Kreislauf-Präparate.

Insgesamt waren das bei 7,6 Millionen Versicherten fast 450 Millionen Euro. Für stationäre Behandlungen, die durch diese Krankheiten nötig wurden, gab die TK weitere 200 Millionen Euro aus. Bei der Barmer GEK sind die Behandlungszahlen bei den sogenannten Volkskrankheiten ebenfalls enorm. "Die größte Rolle unter den chronischen Erkrankungen spielen tatsächlichen die kardiovaskulären Erkrankungen. Zu ihnen gehören die Koronare Herzkrankheit, der Bluthochdruck, der Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen", so ein Sprecher.

Professor Martin Middeke, Chefredakteur der Deutschen Medizinischen Wochenschrift und Mitglied der deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, nennt die demografische Entwicklung als Hauptursache. Eine Veränderung des Lebensstils sowie regelmäßige Vorsorge könnten aber die Gefahren einer Erkrankung kleiner halten.

(RP)
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